11 - »Barans Faust in Hazims Gesicht«

4.4K 171 74
                                    

Starr blicke ich die Mamorwand gegenüber von mir an. Warmes Wasser prasselt angenehm meine Schulter entlang. Bedrückt schließe ich meine Augen.

„Wäre deine Mama stolz gewesen?"

Keine Ahnung, wäre sie das? Wäre sie stolz gewesen, so eine Tochter zu haben? Die immer und immer mehr schlechter wird? Sie wäre niemals stolz auf mich gewesen. So eine undankbare Tochter auf die Welt gebracht zu haben. Die Worte von Baran hallen immer wieder durch mein Kopf. Die ganze Nacht lang habe ich kein Auge zugedrückt. Immer wieder kommen mir seine Worte in den Sinn.

„Merke dir meine Worte, Karottenkopf."

Dachte er etwa, dass er mich mit diesem Satz einschüchtern konnte? Das ich lache. In meinen Augen ist er noch ein ekliges Stückchen Dreck, als davor. Ich verfluche mich selbst, ihm nicht ins Gesicht gespuckt zu haben. Wie konnte er sich trauen, meine Mutter so dumm zu erwähnen? Meine Hände ballen sich zu Fäuste, ich beiße meine Zähne zusammen. Diesem Arschloch werde ich es irgendwann noch zeigen. Er soll sich bloß nicht mit mir anlegen, oder sollte ich erwähnen dass er gegen ein Mädchen verloren hat?

„Dunya, beeil dich etwas. Ich will in dreißig Minuten los.", kam es von Hazim, der hinter der Tür stand. Ich stellte das Wasser aus und griff nach einem Handtuch, was ich mir dann um den Körper legte. Als ich fertig mit anziehen war, föhnte ich noch schnell meine lockigen roten Haare und gab etwas Haaröl hinzu, damit sie nicht strohig aussehen. Mit leicht zufriedenem Blick laufe ich aus dem Bad in die Küche, wo schon Semra und Hazim auf mich warten.

„Ich habe tolle Neuigkeiten.", gab Semra von sich und schaute glücklich zu und, als sie die Toastscheiben zu uns stellte.

„Gerade hat mich der Arzt angerufen. Eine anonyme Spende wurde gestern Nacht erscheint, sodass Khalil heute operiert wird.", sagte sie aber fing dann daraufhin an verzweifelt zu schauen. Hazim blickt verwirrt zu mir, ich schmunzle. Gestern habe ich von Meister verlangt, dass er die hunderttausend Euro für das Krankenhaus spenden soll. Ich will nur dass mein Vater gesund wird. Ich will nicht auch ihn verlieren.

„Mama, wieso weinst du?", fragte Hazim verwundert und legt seine Gabel weg. Somit erlangte sie auch so meine Aufmerksamkeit. Ich schaue rauf und sehe in ihr leicht feuchtem Gesicht. Kurz verdrehe ich meine Augen und stehe auf, um auf sie zu zugehen. Leicht lege ich meine Arme um sie und drücke anschließend zu.

„Alles wird gut. Wir wissen alle, dass er es schaffen wird.", sprach ich laut aus.

„Ich weiß, dass er es schaffen wird.", gab sie weinerlich von sich.

„Ja, wieso weinst du dann?", fragte Hazim überfordert nach. Ich schaue zu ihm. Besorgt blickt er zu seiner Mutter. Nachdenklich fahre ich ihr beruhigend über den Rücken.

„Seit dem die Firma in Insolvenz geht, versucht Khalil alles, dass es wieder berghoch geht.", meinte sie und schniefte auf.

„Er stürzt sich ins Stress und blendet seine Gesundheit vollkommen aus. Ich habe Angst um ihn.", das gab ihr alles, weshalb sie wirklich aufweinte. Sie legt schwach ihre Arme um mich. Betrübt schaue ich zu Hazim, der mich mit dem selben Blick ansieht. Ja, seitdem die Firma nicht mehr läuft, geht es uns finanziell nicht mehr so gut wie davor.
Als wir Semra beruhigt und fertig gefrühstückt haben, machten Hazim und ich uns leise auf den Weg zur Schule. Schweigend liefen wir nebeneinander, bis Hazim die Stille unterbrach.

„Du hast gestern gegen Baran gewonnen.", sagte er, weshalb ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Er hielt mir die Hand hin, weshalb ich sofort ein Highfive gab. Lachend drücke ich meine Schulter gegen seine, weil mich dieser Sieg so unglaublich fröhlich macht.

Deine schönen Augen machen krankWhere stories live. Discover now