24 - »Eine Bewegung und ich bringe dich um«

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Mein Blick liegt starr auf dem Metallstück in meiner Hand. Ich schaue mir diese genauer an und lasse sie von einer Hand zur anderen schwingen. Die Schussöffnung liegt in meine Richtung. Mit nur einem Zug und alles ist aus, denke ich mir und lege meinen Zeigefinger weg vom Abschuss. Ich beiße mir fest auf die Unterlippe. Verdammt, in was habe ich mich eingelassen? Erst der illegale Kampf, jetzt ein Überfall. Heimlich schaue ich in den Himmel und bete zu Gott. Vergib mir. Ich schließe meine Augen. Vergib auch du mir, Mama. Schwer schlucke ich runter und schaue gerade aus. Pablo und Bonita sitzen vorne im großen Jeep, Alejandro sitzt mit mir hinten. Wir fahren auf einem steinigen Weg, weshalb ich irgendwann Anfänge genervt aufzuseufzen. Mein Kopf fängt wieder an zu ziehen. Genau das hat mir jetzt gefehlt.

„Ist alles in Ordnung, Dunya?", höre ich Bonita. Ich schaue zu ihr, die sich zu mir gedreht hat. Sie nuschelt etwas zu Pablo, der dann zu mir nach hinten durchs Rückfenster schaut und das Fenster öffnet. Ich schüttle nur mein Kopf. Mit einem Zeichen deute ich, dass er anhalten soll, was er auch sofort tut. Ich springe sofort aus dem Auge und schnappe hastig nach Luft. Ich kann das nicht. Ich will das nicht. Ich kann nicht einfach ein Überfall starten! Mein Herz schlägt wie verrückt, mein Kopf dreht sich. Ich knie mich auf den Boden und halte meine Brust fest. Bin ich verrückt geworden?

„Dunya!", hörte ich Alejandro nach mir schreien. Ich drehe mich erschöpft um, er packt mich an den Schultern. Seine hellen Augen stehen sofort in meine, ich bin gezwungen mein Kopf in den Nacken zu legen, da er stolze eins fünfundachtzig ist.

„Was ist los?", fragte er rücksichtsvoll und schaut mir tief in die Augen. Langsam kommen mir Tränen in die Augen. Alles wird mir gerade zu viel.

„Alles kommt hoch.", gebe ich schniefend von mir und reiße mich zusammen, dass ich nicht sofort anfange zu heulen. Was ist nur los mit mir? Normalerweise gehe ich immer bedacht an Sachen ran, doch diesmal habe ich verantwortungslos gehandelt.

„Du hörst mir jetzt zu.", sprach er und drückte fester meine Arme zusammen. Mein Blick wird immer mehr verzweifelter.

„Du schaffst das. Wir brauchen dich jetzt.", kommt es von ihm. Ich atme stockend aus. Er hat recht. Ich schaue über seine Schulter und sehe direkt Bonita in die Augen. Bildhübsche Frau. Kriminell geboren, dennoch ein Herz aus gold. Sie schafft es einen Menschen abzuschießen ohne mit der Wimper zu zucken, bringt es aber nicht übers Herz eine Fliege zu töten. Neben ihr steht Pablo, der nicht gefährlicher aussehen könnte. Volltätowiert, breitgebaut und mysteriöses Aussehen. Er schaut eiskalt obwohl ich weiß, dass er sich so ein Leben auch nicht vorgestellt hat. Dann sehe ich wieder in die Augen von Alejandro. Leere. Sie konnten sich das Leben nicht aussuchen. Alle wollen normal leben, doch es geht nicht. Ich schließe meine Augen. Egal was jetzt kommt, ich werde es bereuen.

„Ich werde es schaffen.", bringe ich mit einem aufgesetztem Lächeln von mir. Auch Alejandro lächelt mich an. Gemeinsam laufen wir zurück zum Auto. Diesmal möchte sich Bonita zu mir nach hinten setzen.

„Du und Alejandro also?", kommt es von ihr nachdem sie sich angeschnallt hat. Ich beiße mir auf die Lippe damit mein Mundwinkel nicht hochzuckt.

„Wenn du doch nur wüsstest.", gebe ich leise von mir und schaue belustigt aus dem Fenster. Alejandro hat es bis jetzt nur mir anvertraut. Keiner weiß, dass er auf Männer steht. Ich schaue nach vorn und sehe, wie Pablo Bonita durchs Rückfenster anschaut. Eine Frage der Zeit wann aus denen ein Paar wird. Schwer schlucke ich runter und erblicke erneut auf die Waffe. Mein Herz schlägt wie wild allein beim Gedanke dass ich sie eventuell heute gebrauchen werde. Ich seufze auf und fahre mir verzweifelt durchs Haar. Aus Nervosität greife ich meine rote Locken und binde sie zu einem hohen Pferdeschwanz. Keinen Moment später liegt ein schwarzes Stoffteil auf meinem Schoß. Verwundert schaue ich zu Bonita Dir sich ihre Überfallmütze aufzog. Also so schwer wird dieser Überfall? Zitternd nehme ich es in meine Hand und ziehe mir dieses Teil übern Kopf. Schon fühlte ich mich eingeengt und falsch. Was mache ich bloß?! Aber aus dieser Sache kann ich nicht mehr raus. Ein letztes Mal atme ich tief ein, schließe meine Augen.

Du schaffst das

Ich blase meine gefühlte ganze Lunge aus und springe selbstsicher aus dem Wagen. Alejandro nickt mir zu und läuft mit erhobener Waffe vor. Ich dicht an ihm, hinter mir Bonita und gleich danach Pablo. Konzentriert schaut Alejandro die Gegend durch, ich mache es ihm nach. Mann, fühlt das sich wie in einem falschen Film an! Ich verstehe nichts von diesem „gefährlichen und kriminellen" Leben, wieso auch mache ich hier mit? Mein Auge bleibt bei einer großen Halle stehen, hier ist weit und breit kein Laden. Also überfallen wir Feinde? Wenn ich ehrlich bin, tut es meinem Gewissen mehr gut zu wissen, dass es keine Unschuldigen sind. Auch wenn es die Feinde nicht verdient haben, lieber sie als welche die hart für ihr Geld gearbeitet haben. Was für ein Widerspruch. Ist überfallen denn hart erarbeitetes Geld?! Meine innere Stimme hat recht. Diese Aussage hat nichts gebracht. Es ist und bleibt trotzdem ungerecht. Wir halten an, Alejandro hat das sagen. Er schaut uns alle an, wir wissen sofort was gemeint ist. Leise und langsam zählt er auf drei.

„Eins...", fing er an. Sofort Bilder sich eine Gänsehaut auf meiner Haut. Hektisch atme ich ein und aus.

„Zwei...", mein Herz springt mir gleich aus der Brust. Es wird sowas von schief gehen. Ich spüre es.

„Drei!", sofort stürmten wird laut in die Halle, Bonita schoss in die Höhe. Die Männer, die am Kartenspielen waren, duckten sich und halten ihre Hände rückartig hinter den Köpfen. Als wäre es nicht zum erstenMal passiert. Leicht zitternd halte ich meine Waffe in die Höhe und Ziele auf einige Männer, immer abwechselnd, damit sie ja nicht wagen sich zu bewegen.

„Euer Geld!", brüllte Pablo. Keiner wirkt so furchteinflössend wie Pablo. Zwar ist er nicht so groß wie Alejandro, dennoch so taff und stark. Wenn nicht sogar besser. Ich schaute überfordert zu Bonita als keiner sich rührte.

„Euer Geld, verdammt nochmal!", brüllte er erneut. Zum Glück sieht man mein verängstigten Gesichtsausdruck hinter der Maske nicht. Ich will das nicht mehr, ich habe Angst! Ein älterer Mann, um die vierzig schaute insbesondere in meine Richtung. Sofort richtete ich meine Waffe auf ihn. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe ein ungutes Gefühl. Immer mehr staut sich Druck in meiner Brust, es passiert nichts. Gerade wollte sich der Mann ergeben, doch ich ziehe einen Schlussstrich— bevor er nur daran denken kann aufzustehen, schieße ich. Hoch, direkt zur hohen Decke.

„Wo ist euer Geld?!", brüllte nun jetzt auch ich. Ich will nichts wie raus von hier! Meine Lunge ist wie zugeschnürt, ich bekomme Angst.

„Im Tresorraum.", sprach der älterer Mann mit den dunklen Augen. „9630 ist der Code.", fügte er hinzu. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Es ist viel zu einfach um wahr zu sein. Irgendwas ist hier faul. Trotzdem schaue ich zu Pablo um zu zeigen dass ich das Geld holen werde. Ich steige die Treppen mit der Waffe in der Hand hoch und richte sie auf jede Stelle. Meine Hand legt sich auf die Türklinke, die ich vorsichtig runterdrücke. Mein Herz pocht so stark, dass ich es selbst bis zu den Ohren spüren kann. Meine Arme und Beine zittern wie ein Wackelpudding, ich will das Geld und sofort verschwinden! Die Tür öffnet sich, wo ich direkt einen geraden Blick auf den großen, weit aus übergroßen Tresor erblicke. Gerade wollten sich meine Mundwickel heben, doch jemand legte seine Hand auf mein Mund und packte mich. Gelähmt hörte ich geschockt zu wie es unten anfing zu ballern und schießen.

„Eine Bewegung und ich bringe dich um.", höre ich die kalte Stimme hinter mir. Sofort stellten sich meine Haare hoch, als ich diese Stimme hörte. Ich kenne die nur zu gut. Als er mich zu sich schleudert wird mein Alptraum Wirklichkeit.

Baran steht wirklich vor mir.




Wer hat mich vermisst?

Deine schönen Augen machen krankWo Geschichten leben. Entdecke jetzt