21 - »Gefühle«

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Ich beiße hungrig von meinem grünen Apel ab und genieße den sauren Geschmack auf meiner Zunge. Wie immer sitze ich allein auf meinem Stammplatz in der Cafeteria und warte bis die Pause endet. Gelangweilt hole ich heimlich mein Handy raus und wische drauf rum. Was mache ich mir vor. Mein Handy ist genauso langweilig wie mein Leben. Enttäuscht stecke ich mein Handy zurück. Insgeheim hätte ich mich über eine Nachricht gefreut. Egal von wem— selbst wenn es mein Zahnarzt wäre, bei dem ich noch eine Rechnung offen habe. Ich schaue durch die Gegend, mein Blick bleibt beim Eingang stehen. Die Jungs— Mikail, Malik und Baran— betreten die Cafeteria. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich spüre Anspannung. Sie nehmen eine so kranke Aura mit sich, dass es schon unangenehm wird. Als Barans Augen meine treffen, verharren wir für einen kurzen Moment ineinander. Er bricht ihn zuerst, da er Malik anstupst. Er flüstert ihm etwas zu, weshalb nun auch Maliks Augen bei mir landen. Die drei zusammen kommen auf mich zu, weshalb meine Augen größer werden. Nein! Sie dürfen nicht zu mir. Alle werden tuscheln und noch mehr reden! Schnell schultere ich meine Tasche und stehe auf. Ich hoffe sie wollen nicht zu mir. Vielleicht wollen sie zu dem Tisch hinter mir? Um auf Nummersicher zu gehen, laufe ich direkt aus der Cafeteriatür hinter meinem Stammplatz, der direkt zum Schulhof führt. Ich drücke die Tür auf und knalle direkt in welche rein, laufe weg ohne mich zu entschuldigen. Schnell schaue ich über meine Schulter und stelle verzweifelt fest, dass Baran mich mit zusammengezogenen Augenbrauen verfolgt. Mein Herz rast mehr, ich werde immer schneller. Mein Herz rutscht mir fast in die Hose, als ich eine kalte Hand an meiner Schulter spüre. Ich werde zu ihm gedreht und muss gequält in bernsteinbraune Augen blicken. Schwer schluckend schaue ich mich um, doch alle Augenpaare sind auf uns gerichtet.

„Wieso rennst du vor mir weg?", sprach Baran mit erhobenem Kopf, ich dahingegen senkte ihn. Mein Kopf wirft sich von rechts nach links, doch die Augenpaare werden nicht weniger. Auf seine Frage gab ich keine Antwort. Ich schaffe es mich von ihm zu reißen, doch weit schaffe ich es nicht. Er packt mich an meiner Tasche und schleudert mich zurück. Ich knalle auf seine Brust ab, unsere Gesichter sind wenige Zentimeter voneinander entfernt. Von seinen klaren bernsteinbraunen Augen schaue ich weiter runter auf seine Nase. Um genauer zu sein, auf seine Sommersprossen. Sie sind so hell, dass man sie fast nicht erkennt. Ich fange an sie zu zählen aus Ablenkung, er rüttelt an mir damit ich wieder hoch zu ihm schaue.

„Antworte mir.", knurrte er leicht sauer. Meine Augenbraue erhebt sich, wie spricht er mit mir? Ich ziehe mein Arm zurück und schaue ihn genervt an.

„Du willst wissen warum?", fragte ich mit hartem Unterton. Mikail und Malik gesellen sich zu uns. Lieber sage ich die Wahrheit, anstatt weiter wegzurennen. Dann kommen sie nie wieder zu mir.

„Jedes Mädchen dass mit euch ist, ist nächste Woche die Schulschlampe.", kommt es aus meinem Mund. Ich erkenne, dass Baran leicht gekränkt zu mir schaut, aber es mit einer wütenden Grimasse vertuschen möchte. Aber Baran, ich kenne dich eben besser als alle anderen hier.

„Ich will nicht, dass ich mit euch gesehen werde, versteht ihr?", spreche ich meinen Gedanken laut aus. Malik wollte schon los reden, doch Baran hebt seine Hand, ein Zeichen dass er leise sein soll. Mein Blick liegt auf Malik, der enttäuscht zu mir schaut. Sein Bruder Mikail dahingegen schaut mich trocken, aber auch traurig an. Dabei meinte ich es nicht mal schlimm.

„Schulschlampen sind schon vorher Schulschlampen. Es ist dein Problem wenn du von zwei älteren Männern abgeholt wirst.", spricht er. Verwirrt schaue ich in sein kaltes Gesicht. Er schaut mich mit einem undefinierbaren Blick an, es fühlt sich wie ein Schlag ins Gesicht. Die Birne in meinem Kopf geht an. Er meint den Tag, wo mich Pablo und Alejandro abgeholt haben. Er sieht mich als Schlampe. Ich schüttle mein Kopf.

„Anscheinend ziehen dich Schlampen an.", spucke ich ihm ins Gesicht und zerre gewaltsam mein Arm frei. Ich beiße mir fest meine Zähne zusammen und drehe mich um.

„Dunya!", rief er, doch ich zeigte ihm nur noch mein Mittelfinger. Wirklich Baran, ich dachte du wärst nicht so wie ich gedacht habe. Aber was mache ich mir vor. Den alten Baran gibt es nicht mehr. Ihn wird es nie wieder geben. Vielleicht lag es an meiner Naivität und an meiner Hoffnung, dass ich Baran irgendwann wieder als besten Freund zurückgewinne, dass ich ausgeblendet habe was für ein Ruf er eigentlich hat. Es ist keine Lüge. Baran und seine Jungs sind die, die Mädchenherze brechen und mit gefühlt jeder hatte. Niedergeschlagen schüttle ich mein Kopf. Was dachte ich mir auch?
Bald schlägt die Dämmerung ein. Im Kofferraum liegend schaue ich zu, wie die blutrote Sonne langsam untergeht. Ich versuche zu entspannen, doch es klappt nicht. Schlecht gelaunt seufze ich auf.

„Mach dir nichts draus, Dunya.", sprach Bonita neben mir. Ich bin froh eine Freundin wie Bonita kennengelernt zu haben. Irgendwie verrückt. Freundschaften schließen durch illegale Sachen.

„Ein „Mach dir nichts draus" bringt nichts Bonita.", murrte ich hingegen. Traurig grimmig drehe ich mich zu Bonita, die mich schmollend ansieht.

„Was hast du genau zu ihm gesagt?", fragt sie interessiert. Ich seufze erneut auf und umklammere meine Arme.

„Nichts, nur dass ich nicht mit ihm gesehen werden will.", sage ich normal, greife nach noch einer Traube und esse sie genüsslich auf. Sie sitzt sich blitzschnell auf und schaut mich unglaubwürdig an.

„Hast du nicht.", sagt sie in der Hoffnung, dass ich nur Spaß mache. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen, sie schlägt sich auf die Stirn.

„Dunya, manchmal kannst du nicht deine Zunge kontrollieren.", gibt sie etwas fassungslos von sich. Verwirrt blicke ich in ihre braunen Augen.

„Was meinst du?", fragte ich sie ernst gemeint und setze mich ebenso auf. Sollte ich ein schlechtes Gewissen haben?

„Es ist kein Geheimnis, dass du keine Gefühle hast.", oh doch, die habe ich. „Aber du kannst nicht jeden behandeln wie du möchtest. Die Menschen in deiner Umgebung haben Gefühle.", nickend drehe ich mich von ihr weg.

Hinter dieser Mauer befinden sich so viele Gefühle. Aber ich bin nicht stark genug, mein wahres Ich zu zeigen.


Nicht korrigiert.

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Hab ne neue Geschichte :) Also ich würde da reinschauen

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Hab ne neue Geschichte :)
Also ich würde da reinschauen ...
Findet ihr auf meinem Profil :))

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