20 - »Spontaner Morgen«

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Eine unglaublich unerträgliche Hitze weckt mich. Ich seufze auf und schmiere mir meine Haare müde aus dem Gesicht. Stutzig fasse ich mein Kissen an. Ich öffne meine angeschwollenen Augen und—
Sofort fahre ich hektisch hoch und schrie auf. Baran, der davor noch tief und fest schlief, schreckte hoch und schaute mich mit genauso geweiteten Augen an.

„Warum liegst du in meinem Bett?!", kreischte ich schrill an und ziehe mir die Decke reflexartig an die Brust. Was ist gestern passiert? Er schaute mich verdattert an, lässt sich aber wieder zurück aufs Bett fallen. Ich rüttle an ihm, besser gesagt schubse ihn, damit er endlich von meinem Bett aufsteht.

„Gestern hattest du kein Problem damit.", brummte er und versteckte sein Gesicht ins Kissen. Ich halte inne und erinnere mich an gestern Abend zurück. Ich bin doch selbst schuld! Er hat sich zu mir gelegt und wegen meiner Müdigkeit habe ich das ignoriert!

„Los aufstehen! Reicht mit schlafen.", sagte ich zackig, da ich realisiere dass was wir gerade hier tun unglaublich falsch ist! Ich ziehe ihm die Decke weg und sehe einen Prachtkörper direkt vor mir liegen. Seine trainierten Oberarme und seine Brust, lassen mich kurz stoppen, doch ich fasse mich und kriege ihn mit Gewalt vom Bett. Überfordert steige ich vom Bett und schaue zur Tür. Mein Fluchtweg! Sofort sprinte ich zur Tür und lasse einen genervten Baran auf dem Boden zurück und schlage die Tür zu. Als ich das getan habe, lehne ich mich dagegen und atme flach aus. Fuck! Ich starre Hazims Tür an und greife nach der Türklinke. Ich drücke diese runter und mache die Tür auf. Meine Augen fallen mir fast raus, ich schaue schnell zurück um zu schauen ob Baran jeden Moment die Tür öffnet. Vor mir liegen Mariam und Hazim im Bett. Fest umschlungen und tief am Schlafen. Sofort laufe ich auf Mariam zu und schüttle sie, damit sie wach wird.

„Was soll das...", murrt sie und dreht sich weg. Ich ziehe sie hoch und packe sie unter den Achseln. Schnell ziehe ich sie raus aus dem Zimmer bevor Baran sie hier sieht. Er akzeptiert dass Mariam und Hazim offiziell ein Paar sind, aber er wird bestimmt nicht erfreut sein, wenn er die beiden im Bett sieht!

„Dunya, lass mich los!", rief sie als wir das Gästezimmer erreicht haben. Ich rollte meine Augen und schmiss sie aufs Bett.

„Glaub mir, du wirst mir danken.", meinte ich und schaute sie sauer an. „Was fällt dir ein bei Hazim zu schlafen? Stell dir vor, Baran wäre spontan vorbeigekommen?", sprach ich mit einem ermahnenden Unterton. Wie dumm kann man sein? Sie schaut verlegen und leicht überfordert auf ihre Hände, nicht in mein Gesicht. Ich warte auf eine Antwort, doch es kommt keine. Kopfschüttelnd gehe ich aus dem Zimmer und mache mich auf dem Weg ins Badezimmer. Dort angekommen stecke ich meine Haare in einen Dutt und schraube meine Zahnpasta auf. Ich schmiere diese auf meine Zahnbürste und befeuchte diese mit Wasser. Gerade wollte ich diese in meinen Mund führen, um mir die Zähne zu putzen, doch die Tür wird aufgerissen.

„Besetzt.", rufe ich wie gewohnt, schaue nichtmal nach wer es ist. Die Tür schließt sich, doch ich sehe wie die Person reintritt. Genervt schaue ich zur Richtig und stelle genauso genervt fest, dass es kein anderer ist als Baran.

„Du bist nur am Zähne putzen.", sagt er und öffnet die Schubladen um nach verpackten Zahnbürsten zu schauen. Es tickt noch wie damals, als wir Kinder waren. Damals haben wir oft beieinander übernachtet, wir hatten immer Zahnbürsten parat. Das hat er anscheinend nicht vergessen.
Entgeistert sehe ich dabei zu, wie er sich die Zahnpasta auf die Zahnbürste schmiert und ganz entspannt die Zähne putzt. Zuckens fahre ich fort und putze mir ebenso die Zähne. Wir spucken gleichzeitig auf und wollen auch gleichzeitig die Bürsten waschen, weshalb ein kleiner Kampf unter dem laufenden Wasser entsteht. Genau wie früher. Ich falte meine Hände wie eine Schüssel und Wäsche mein Gesicht, spüle mein Mund aus. Er macht es mir nach und beobachtet mich durch den Spiegel der vor uns hängt. Ich krame meine Tagescreme raus und creme mich mit dieser auch ein, er schaut mir dabei zu. Mit erhobenen Augenbrauen reiche ich ihm die Creme, die er grinsend greift.
Ich gehe raus aus dem Badezimmer und laufe die Treppen runter. Mikail und Malik sind schon wach und fertig angezogen. Malik bemerkt mich zuerst, weshalb er mir einen guten Morgen wünscht.

„Wollen wir gemeinsam spontan Frühstücken gehen?", spricht Mikail nach dem Smalltalk. Ich überlegte, da ich mir nicht sicher war.

„Klar.", kam es hinter mir. Ich musste mich nicht mal umdrehen um zu wissen, wer es ist. Trotzdem drehe ich mich um und schaue ihn mit einem monotonen Gesichtsausdruck an.

„Ich geh mich fertig machen.", sage ich nur und drehe mich um. Beim Vorbeigehen schaue ich Baran tief in die Augen, er schaut nicht weg. Mir wird warm, mein Herz fängt an schneller zu schlagen, doch das alles überspiele ich. Ich muss immer jeden beweisen, dass ich stärker bin, was ich manchmal nicht realisiere.
Wir alle stehen fertig angezogen und frisch vor der Haustür. Ich schließe die Haustür ab und drehe mich zu einem schwarzen Benz. Das ist das Auto von Baran, wenn ich mich nicht täusche. Gerade wollte ich schon fragen, wie er sich sowas leisten kann, doch dann fällt mir wieder ein, dass er ein illegaler Streetkämpfer ist.

„Wir haben ein Problem.", kam es aus Hazim. „Wir sind zu sechst. Dein Auto hat nur fünf Sitze.", sprach er und wendete sich an Baran. Mein Mundwinkel zuckte auf.

„Ich kann auch fahren.", sprach ich. Ich bin zwar noch siebzehn, dennoch habe ich dieses Jahr meinen Führerschein bestanden. Ich brauche nur einen, der achtzehn ist.

„Ihr seid doch schon achtzehn, oder?", sprach ich die Zwillinge gleichzeitig an. Beide schauten zu Baran, der mittlerweile seine Augenbrauen zusammengezogen hat. Ich wiederholte meine Frage, so bekam ich wieder die Aufmerksamkeit. Beide nickten. Das Problem ist gelöst. Ich lief schnell zurück und besorge die Autoschlüssel vom Jeep, öffnete die große Garage und schaute stolz den Wagen an. Das Auto gehört meinen Vater, doch er fährt ihn nie. Er würde mich umbringen, wenn er wüsste, dass ich damit rumfahre, weil er diese Karre so unglaublich liebt. Ich lasse den Motor laufen, wie Musik in meinen Ohren. Ich fahre den Wagen raus und lasse die Fenster runterfahren. Mikail und Malik schauen begeistert und bewundert mein Liebling an, weshalb ich aufgrinsen muss. Das wird eine tolle Autofahrt.

„Steigt ein.", verlange ich von den beiden. Malik sitzt vorne neben mir, Mikail hinten. Baran steigt kopfschüttelnd in seine Karre ein, Hazim und Mariam tun es ihm gleich. Ich verbinde mein Handy mit dem Aux-Kabel und lasse meine Musik laut laufen. Baran düst mit einem lauten Burnout davon, weshalb ich sofort aufs Gas trete. Was er kann, kann ich schon lange. Malik neben mir krallt sich fest, ich schmunzle auf.

„Dunya, du bringst uns noch um!", rief Mikail hinter mir. Ich fange an zu lachen, blieb aber immer noch bei der Geschwindigkeit. Da es eine Doppelstraße war, konnte ich Baran überholen. Ich schaue in seine Richtung und sehe, wie auch er zu mir blickt. Sein Blick ist nicht erfreut, er sieht angespannt aus. Ohne vorauszublicken wird er schneller. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Nein ich werde vorfahren!
In der Bäckerei angekommen bestellt sich jeder etwas zum Frühstücken, doch ich möchte nichts essen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mein Magen mich nicht gleich aufessen würde. Schuldbewusst schaue ich runter auf meine Oberschenkel, die in meinen Augen wieder so dick erscheinen. Dieser Anblick lässt mich wieder schlucken. Ich spüre ein Brennen an meinem Kopf, weshalb ich rausschaue. Bernsteinbraune Augen. Er beißt in seinen Croissant und starrt mich an. Seine Augen schlitzen sich leicht, als würde er etwas wissen. Monoton blicke ich ihn an. Was will er nun?

„Wieso isst du nichts?", fragt er mich, als alle anderen sich unterhalten und nichts mitbekommen.

„Habe keinen Appetit.", sagte ich nur und kratze aus Nervosität meine Arme auf. Er soll bloß nicht denken, dass ich ein krankes essgestörtes Psychoweib bin.

„Du lügst mich immer wieder an..", kommt es leise von ihn, er lehnt sich zurück. Ich atme flach aus und starre raus aus dem Fenster.

Ich lüge selbst mich an. Nur eine Frage der Zeit, wann ich damit aufhören kann.




Dieses Kapitel ist bissl komisch
Nicht wundern bin müde deshalb schnell hingeklatscht

Und deshalb auch nicht korrigiert, aber das kennt ihr ja von mir nicht anders 🥰

Deine schönen Augen machen krankحيث تعيش القصص. اكتشف الآن