29 - »Echt«

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„Wir waren nichtmal in echt zusammen, selbst da habe ich es nicht ausgehalten!", heulte ich mich bei Bonita aus und lege meine Arme unter meinem Kopf. Ich puste genervt die Luft in meiner Lunge aus und schaute starr aus dem Kofferraum. Ach, wie ich diese kalten Nächte liebe.

„Also, ich glaube, dass mit Bahar ist nur eine Ausrede.", kommt es von ihr und stopft die nächste Traube in ihr Mund. Ich fange an zu lachen, da es absurd ist. Niemals. Er will Bahar, nicht mich. Sie legt sich tief in das Kissen unter ihr und schaut gedankenlos in den dunklen, mit sternbedeckten Himmel.

„Warum sollte er es ausgerechnet mit dir machen, verstehst du?", gibt sie aus dem Nichts von sich. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen, stopfe mir auch eine Traube rein und höre ihr genau zu.

„Er hat jede zur Auswahl. Wieso ausgerechnet du?", sagt sie jetzt misstrauisch und schaut von Himmel zu mir. Mein Herz rast allein nur wenn ich an ihn denke. Ich schlucke schwer und sage nichts. Was soll ich denn dazu sagen? Vielleicht bin ich halt wirklich nur das ausgewählte Opfer? Er müsste nicht viel zu mir sagen, denn er hat was gegen mich in der Hand.

„Du redest nur Blödsinn.", antworte ich ihr und schaue ihr nicht mehr in ihre dunklen vertrauten Augen. Es ist mir einfach viel zu unangenehm darüber zu reden.

„Er weiß, dass du nicht von selbst seine Freundin geworden wärst.", sagt sie gackernd und prustet laut auf.

„Du bist einfach viel zu hartnäckig.", fügt sie murmelnd hinzu und setzt sich auf. Sie schnipst in meine Richtung, sodass meine Aufmerksamkeit nun ganz ihr gehörte.

„Du bist ein wunderschönes Mädchen. Wenn sogar das schönste dass ich gesehen habe.", sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. Ich drehe mein Kopf von ihr weg und bekomme einen trockenen Hals. Verdammt, ich bin heute zu emotional.

„Hör auf zu lügen, nur damit ich mich besser fühle.", spreche ich mit zittriger Stimme. Ich will einfach nur noch heulen. Ich will doch nur wirklich geliebt werden. Ich will nicht mehr ausgenutzt werden. Ich will ich sein.

„Das ist die Wahrheit, Baby.", sagt sie und fährt mir durch die Haare. Schon lange habe ich sowas nicht mehr gehört. Wunderschönes Mädchen. Das letzte Mal war es meine Mutter. Sie hat mir immer so tolle Sachen ins Ohr geflüstert, damit ich nicht mehr traurig bin. Ja Mama. Du hast mir damit Kraft gegeben, als die Jungs in der ersten Klasse mich wegen meinen roten Locken ausgelacht haben.

„Wer ist diese Bahar bitte?", lacht sie und springt aus dem Kofferraum. Sie greift nach der Eisteeflasche und trinkt draus. Ihre Augenbrauen ziehen sich in die Höhe, ich ziehe dahingegen meine zusammen. Was hat sie? Ich folge ihrem Blick und setze mich auf. Zwei Weitlichtblinker versperren mir die Sicht. Ich erkenne einen schwarzen Benz, sofort weiß ich um wen es sich handelt. Mein Herz schlägt doppelt so schnell, als ich ihn aussteigen sehe. Still holt er tief Luft ein und fährt sich über seine kurzen Haare. Mit langsamen, aber entspannten Gang läuft er in meine Richtung, alles verläuft in Zeitluft. Um mich herum verstummt alles, gerade wirkt alles so düster. Auch wenn es so dunkel ist, sind seine Augen am Strahlen. Dieses klare Bernsteinbraun, dass gerade grau-gelb wirkt, fasziniert mich heimlich. Ich bin neidisch, neidisch darauf dass Baran einfach perfekt ist. So ein stiller, mysteriöser, kalter junger Mensch aus dem man nicht wirklich schlau wird. Ich fange an schwer zu schlucken, als er vor mir stehen bleibt.

„Ich bin durch die ganze Stadt für dich gefahren.", sagt er ohne mich zu begrüßen oder zu entschuldigen für die Aktion heute in der Schule.

„Dann ist mir eingefallen, dass du ungewohnte Plätze doch so sehr magst.", fügt er hinzu und sitzt sich zu mir in den Kofferraum. Mit großen Augen höre ich ihm weiter zu.

Deine schönen Augen machen krankحيث تعيش القصص. اكتشف الآن