15 - »Gottloser respektloser Bastard«

3.8K 149 13
                                    

„Halte dort an und wartet auf mich.", sage ich zu Alejandro und Pablo, die dann mir zunicken. Ich steige vom großen Jeep aus und schaue auf mein Display. 14:31 Uhr. Gleich ist Schulschluss, gleich wird er sein blaues Wunder erleben. Er denkt sich sicher, dass ich aus Scham und Angst nicht zur Schule erschienen bin. Aber jetzt ziehe ich den Schlussstrich— er ist viel zu weit gegangen. Nun stehe ich vor der Schule und warte bis es läutet. Ich stehe mit gebreiteten Beinen dort, meine Arme umklammern meinen Rücken. Auf meiner Nase ist eine kreisförmige Sonnenbrille, meine roten Locken sind in einem unordentlichen Dutt gebunden. Mein Herz ballert mir stark gegen die Brust, ich bin aufgeregt. Ich nicke mir unbewusst die ganze Zeit zu und warte nur bis er raus kommt. Plötzlich klingelt die Schulglocke, ich zucke leicht erschrocken zusammen. Tief atme ich ein, schon laufen die Schüler aus der Schule. Mein Blick verfinstert sich, als ich einige beim Tuscheln erwische. Sie reden offensichtlich über mich! Immer mehr laufen raus, doch ihn erblicke ich nicht. Meine Wut staut sich immer und immer mehr auf, ich übe Druck auf meinem Finger aus. Ich beiße mir aggressiv auf meine Lippen um nicht auf der Stelle auszurasten. Meine Augen ziehen sich zusammen als ich ihn erblicke. Er lacht vor sich hin mit seinen Freunden. Viel starten kann ich nicht, da er um die Ecke läuft. Sofort verfolge ich ihn und knackse meine Finger. Ja, gleich wird es eskalieren. Gleich wünscht er sich, dieses Bild von mir nie rumgeschickt zu hätten. Teuflisch grinsend eile ich ihm hinterher.

„Ey!", brüllte ich, somit erlangte ich seine und auch von seinen Freunden die Aufmerksamkeit. Er dreht sich zu mir, zog seine Augenbrauen zusammen. Meine Mundwinkel zuckten auf. Ohne zu zögern holte ich mit meiner Faust aus und knallte ihm fest eine ins Gesicht, sodass er zur Seite flog. Er erholte sich schnell von der Faust, schaute rückartig zurück zu mir und ergreift mein Hals. Ich packe seine Hand welche an meinem Hals liegt und Kralle meine Nägel in seine Hand, damit er loslässt. Sauer erblicke ich in sein Gesicht, was wutverzerrt ist.

„Was fällt dir ein?!", brüllte er nah an mein Gesicht, doch wird im nächsten Moment von mir weggerissen. Ich sehe nur noch, wie Alejandro und Pablo ihn packen und zu Boden werfen. Die zwei Freunde von Baran, Malik und Mikail, attackieren direkt die anderen. In Sekundenschnelle entsteht eine Schlägerei zwischen den sechs Männern. Da ich so geladen war sprang ich in diese Meute rein und zog Baran eine Faust durch. Ich traf sein Unterkiefer, er taumelte schmerzvoll zurück. Die Zwillinge waren stark und schafften es Pablo und Alejandro zu Boden zu hauen. Ich packte einen der Zwillinge am Ohr, der brüllend meine Hand greift, ich ihn aber von Pablo runterschmeiße.

„Was wollt ihr?", schrie der Zwilling mit dem Muttermal an der Wange. Ich kann beide immer noch nicht unterscheiden. Wutverzerrt blicke ich ihn an, plötzlich steht Baran vor mir.

„Was ist nun wieder in dich gefahren, huh?!", brüllte Baran mir ins Gesicht und lief immer näher auf mich zu. Ich haute ihm auf die Brust, er ergriff sofort nach dieser.

„Das sollte ich eher dich fragen!", kreischte ich ihm entgegen und schaute ihn verabscheuend in die Augen. Seine Augenbrauen ziehen sich nach oben. Sein Griff um mein Handgelenk verstärkt sich, doch ich zeige kein Schmerz. Ich bin viel zu aufgebracht um ihn jetzt Schwäche zu zeigen.

„Wovon sprichst du?", fragte er mit Druck in seiner Stimme, ich krallte meine Fingernägel in seine Hand. Er biss sich in seine Lippe und schaut mich herablassend an.

„Tu nicht auf unwissend!", knurrte ich nah an sein Gesicht. Er ist mittlerweile ganz nah an mein Gesicht. Ich rüttle meine Hand, damit ich ihn von mir los bekomme, doch hält er stand und schaut mich still mit leeren Augen an.

„Sag es!", brüllte er, weshalb er aufzuckte. „Sag mir, was ich gemacht haben sollte!"

„Du respektloser elender Bastard fotografierst machst dich um meine verstorbenen Mutter lustig und demütigst mich indem du das Bild teilst!", spuckte ich ihm ins Gesicht. Dieser Satz hallte durch den Hof, ich blickte hinter seine Schulter. Alejandro hielt einer der Zwillinge in den Schwitzkasten, während der andere Zwilling Pablo im Schwitzkasten hatte. Um uns herum haben sich Leute hingestellt, manche haben Handys raus und nehmen alles auf. Ich schaue zurück in seine bernsteinbraunen Augen, die verwirrt in meine Augen schauen.

„Ich habe kein Bild von dir in solch einer Lage gemacht, geschweige denn weiter geschickt.", sprach er ruhig, schaut mich dennoch mit einem vernichtenden Blick an. Sein Unterkiefer platzt halber, als er mich losließ und sich wegdrehte. Mit einem Handzeichen deutete er seinem Freund, Malik oder auch Mikail, auf Pablo loszulassen. Ich nickte Alejandro zu, dass er Malik oder Mikail, wen auch immer, loslassen soll. Das tat er, wurde aber direkt von ihm angepöbelt. Sie schauten sich mit vernichtenden Blicken an und liefen schulterrammend aneinander vorbei.

„Keiner von euch sagt etwas dem Direktor! Alle Videos und Bilder werden gelöscht, die von diesem Streit geschossen wurden!", rief Baran durch die Menge. Ich schluckte schwer. Ich habe kein Bild von dir in solch einer Lage gemacht, geschweige denn weiter geschickt. Alejandro und Pablo kamen auf mich zu.

„Hat er dir weh getan?", kam es sofort von Pablo. Er griff nach meinem Kiefer und analysierte mein Gesicht.

„Dieser Hund wird noch sehen! Er hat mir auf mein Auge geschlagen!", sprach Alejandro aufgebracht, doch ich hörte nicht mehr zu. Mein Blick galt Baran, der sich mit seinen Freunden von uns distanzierte und verachtend zu uns rüber luckten. Er war es nicht. Wer sollte mich dann aber sonst fotografieren? Nur er hat Rache mir gegenüber geschworen.
Wir verließen den Schulhof und führen zurück zum Lager. Dort erwartet Bonita uns schon sorglich.

„Er war es nicht.", flüsterte ich leise, als die Männer behandelt wurden und ich für einen kurzen Moment alleine war. Bonita, die gerade dabei war Pablo ein Kühlpack an der Wange zu legen, schaut verwundert zu mir.

„Er würde sowas niemals tun.", meinte ich benebelt. Wie hätte ich auch nur so denken können? Er war mein bester Freund. Sowas würde er niemals tun.

Denn wir wissen, wie wir uns töten können. Und soweit würde er niemals gehen.

Deine schönen Augen machen krankWo Geschichten leben. Entdecke jetzt