15. Kapitel

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Ich legte die Klinge zurück und hob ein Feuerzeug sowie eine Zigarettenpackung heraus. Auch die zeigte ich ihm stumm und legte sie dann auf mein Bett. Das nächste, was ich her zeigte, war ein Foto. Meine beste Freundin und ich hatten es vor zwei Jahren zusammen gemacht. Mit zitternden Händen hielt ich ihm das Bild hin, worauf er es etwas zögernd nahm und schließlich genau betrachtete. Ich gab ihm ein zweites Bild, wo man die Leiche meiner geliebten Freundin sah. Sein Blick schnellte geschockt zu mir auf, während ich weiter in der Kiste herum kramte.

Es waren nur noch Bilder darin. Alle von ihr und mir. Von der ersten Klasse Gymnasium bis zu ihrem Suizid. Jedes Bild veränderten wir uns beide mehr. Verloren unser Kindliches, unsere Fantasy und unsere Hoffnung. Sie hatte sich als erste davon erlöst. Ich war nun hier und konnte ihr nicht folgen. Ich hatte zu sehr Angst. Aber gleichzeitig wollte ich es auch nicht. Ich hatte solche Schuldgefühle. Wenn sie mich sehen könnte, würde sie wahrscheinlich sagen, dass ich erbärmlich sei... Meine Augen schmerzten von den ganzen Tränen, die ich vergoss.

Ich packte die Zigaretten und das Feuerzeug wieder in die Kiste, doch ich blieb an Ort und Stelle, um den Inhalt zu betrachten. Ich hatte so einen Drang wieder etwas zu rauchen, dass es schon fast schmerzte. Meine Finger glitten schon fast wie automatisch zu der Packung und öffneten sie. Es waren 19 Zigaretten darin. Ich strich mit den Fingern über die Packung und rang mit mir selbst. Ich biss mir auf der Lippe herum bis es schmerzte und ich blutete. Taddl machte die Box zu und sah besorgt in meine Gesicht. Er holte ein Taschentuch aus meiner Schublade und drückte es sanft auf die Wunde, damit es das Blut aufsog.

„Amy?", fragte er besorgt und legte eine Hand an meine Wange. Ich sah ihn aus traurigen Augen an. Er musste bei meinem Anblick hart schlucken, da ich so niedergeschlagen aussah. „Wer war das?", fragte er und deutete auf eines der Fotos, welche auf dem Schreibtisch lagen. „Anna... Meine beste Freundin...", nuschelte ich brüchig. „Was ist passiert? Wie ist es zu all dem gekommen?", hackte er nach und ich krallte mich mit meinen Händen in meinen Oberarmen fest. „Ist eine lange Geschichte...", nuschelte ich und setzte mich auf mein Bett.

Er legte die Schachtel wieder unter mein Bett und setzte sich neben mich. „Ich habe Zeit...", sagte er und nahm eine Hand von mir in seine. „T... Bitte, versprich mir etwas...", sagte ich und er nickte leicht. „Verurteil mich nicht dafür. Es tut mir alles so leid... Ich wünschte ich könnte es ändern... Dann würde sie wahrscheinlich noch leben...", meinte ich weinerlich und er strich sanft über meinen Handrücken. „Erzähl mir einfach alles von Beginn an... Ich verurteile dich nicht für deine Vergangenheit. Du lernst doch aus ihr... Sie formt uns zu dem wer wir jetzt sind.", sagte er sanft.

„Versprich es...", nuschelte ich. „Ich verspreche es...", flüstert er liebevoll zurück und ich atmete tief durch. „Nun gut... Ich hatte eine beste Freundin, Anna...
———

Ich hatte wirklich eine beste Freundin namens Anna. Sie hat sich nicht umgebracht! Aber wir haben uns zerstritten und mittlerweile nimmt es eine böse Form an, was sie nun hinter meinen Rücken erzählt.

Trotzdem war sie mir sehr lange, sehr wichtig. Und ich wollte den Namen nicht ändern.

Solltest du das sehen, Anna. Du warst mir wirklich wichtig, aber du bist jetzt meine Vergangenheit.

Amy_Heart❤️

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