Kapitel 4

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Victoria

Was für ein furchtbarer Tag. Wo habe ich denn den blöden Schlüssel gelassen? Genervt krame ich in meiner Handtasche. Verdammter Mist! Wut kocht in mir hoch. Dann höre ich das Klimpern meines Schlüssels und ich ertaste einen Metallring. Ich beginne daran zu ziehen und... Endlich. Mein Schlüssel. Mit zittrigen Händen befördere ich den Schlüssel ins Schloss und ein leises Klicken verrät mir, dass die Tür nun offen ist.

Erschöpft streife ich mir die Schuhe von den Füßen und hänge meine Lederjacke an die Garderobe. Trauriger weise ist dies die einzige Jacke die dort hängt, denn ich wohne alleine in diesem Haus. Ich schleppe mich durch den Flur und mein Blick fällt auf meine Fotowand, auf ein Foto auf dem Anna und ich Arm in Arm in die Kamera strahlen. Auf dem nächsten Foto umarmen mich die Jungs und wieder auf einem anderen Foto strahlen Mike und ich in die Kamera. Es war ein schöner Tag am Strand. Mein Gott ist das lange her. Das war noch in unserer Collegezeit. Das Klingeln meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Es ist Talinda.

„V...Victoria? Hast du Zeit? Kannst du kommen?", schluchzt Talinda am anderen Ende. „Talinda Was ist passiert?", frage ich schockiert über den betroffenen Klang ihrer Stimme. „Vicky sitzt du? Wenn nicht bitte ich dich, dich hinzusetzen.", fordert sich mich auf. Ich mache mich auf den Weg ins Wohnzimmer und lasse mich auf die Couch fallen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass etwas schlimmes passiert sein muss. „Ich sitze. Was ist passiert Talinda? Geht es den Jungs gut? Hat Chester schon wieder Mist gebaut?", harke ich nach.
„Den Jungs geht es den Umständen entsprechend gut. Nur Mike. Er ist am Boden zerstört. Er braucht dich Victoria.", antwortete sie. „Was ist mit Mike? Hat Anna ihn verlassen? Oh mein Gott. Talinda. Was ist mit Mike?", frage ich und mein Herz beginnt zu rasen. Meine Finger krallen sich in ein Kissen auf der Couch.

„Anna hatte einen Autounfall mit einem betrunkenen Fahrer. Sie war auf dem Weg ins Studio um Mike zu überraschen. D.. Dann gab es den Unfall und....und Anna hat es nicht geschafft. Sie ist am Unfallort gestorben. A... A... Anna ist tot und er braucht dich. Er sitzt unten mit den Jungs im Wohnzimmer. Die Kinder sind bei Heidi. Bitte er braucht dich. Wir brauchen dich.", bringt sie hervor und ich kann die Tränen in ihrer Stimme hören.

Ich kann nicht glauben was sie mir gerade erzählt hat. Anna soll tot sein? Unsere Anna? Mikes Anna? Die Anna die ich auf einer Party kennengelernt habe? Auf der Party auf der Mike sie kennengelernt hat? Ein stechender Schmerz macht sich in meinem Herzen breit und mir wird übel. Nicht nur, weil Anna seid dem meine beste Freundin war sondern auch weil ich mir Sorgen um die Jungs mache. Alle lieben Anna. Sie hat alle immer zusammen gehalten. Doch besonders der Gedanke an Mike und die Kinder treibt mir die Tränen in die Augen.

„Victoria bist du noch da?", höre ich ihre brüchige Stimme. „Gib mir eine halbe Stunde dann bin ich bei euch okay?",presse ich hervor. Talinda bejaht dies nur mit einem Schluchzen. Dann legt sie auf und ich bin alleine mit meinen Gedanken. Den Gedanken die viel zu laut in meinem Kopf umher schwirren. Anna ist tot. Anna ist tot. Immer und immer wieder. Ich kann nichts anderes mehr denken. Die Tränen brennen in meinen Augen und die Verzweiflung in meinem Herzen. Ich schleppe mich ins Bad um mich fertig zu machen. Doch ich weiß nicht wohin mit meiner Wut.

Als ich vor dem Spiegel stehe und ich auf die Ablage sehe schnappt sich meine Hand selbständig die Parfümflasche und wirft sie gegen den Spiegel. Ich fühle mich auf seltsame Weise befreit. Es ertönt ein lautes Klirren und sowohl die Flasche als auch der Spiegel zerspringen in tausende Teile. Ich bin geschockt über meine Reaktion und zucke zusammen.
Meine Knie geben nach und ich schlage auf den Boden auf. Meine Schultern beginnen zu beben und ich verliere die Beherrschung. Ich lasse es zu. Lasse die Tränen und das Schluchzen zu. Lasse den Schmerz zu und bleibe erschöpft auf dem Boden liegen. Auf dem kalten Boden der sich so gut an meinem vom Weinen aufgeheizten Gesicht anfühlt.

Hallo ihr Lieben. Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Wie immer würde ich mich über Kritik freuen. Liebe Grüße

Crossing a lineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt