Kapitel 5

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Talinda

Ich habe schon viele Situationen und Probleme mit den Jungs durch gestanden aber so etwas schreckliches wie jetzt habe ich noch nie erlebt. Nach dem sie die Nachricht bekommen haben, hat mich Chester angerufen und erzählt, was passiert ist. Jetzt sitzen sie alle in unserem Wohnzimmer, in dem es viel zu leise ist. So leise, dass nur das Atmen und das leise Schniefen von ihnen zu hören ist. Mit zitternden Händen und Beinen stehe ich von der Couch auf und lasse die Stille hinter mir. „Ich mache uns Kaffee. ", sage ich und bemerke, dass ich mit mir selbst rede.

Ich gehe in die Küche und hole sieben gleiche, sonnengelbe Kaffeetassen aus dem Schrank und finde, dass sie viel zu fröhlich sind. Anna hatte sie letztes Jahr mitgebracht, als wir festgestellt haben, dass wir nicht genug gleiche Kaffeetassen für alle haben. Sie haben sie immer glücklich gemacht und auch an den verregnetsten Tagen haben sie für Sonnenschein gesorgt. Anna.

Die Gedanken an sie schwirren durch meinen Kopf und geben keine Ruhe. Mein Kopf dröhnt. Ich brauch etwas anderes als diese Stille um das Dröhnen zu übertönen. Um mich abzulenken.

Schnell gehe ich zur Kaffeemaschine und fülle das Kaffeepulver nach. Ich kippe Wasser in den Behälter und stelle die Maschine an. Das laute Brummen und Dröhnen ist mir nun ein willkommenes Geräusch.

Jetzt da ich unbeobachtet und ungehört bin kann auch ich endlich etwas Schwäche zulassen und ein Schluchzer entkommt mir. Der Schluchzer den ich schon seid Stunden zurückhalte um stark für die Jungs zu sein.

Plötzlich berührt eine Hand meine Schulter. „Talinda?", fragt eine Stimme mit einem gebrochenen Klang. Ich drehe mich um und schaue in die sanften Augen meines Mannes. Sie sind rot und verquollen und doch strahlen sie diese mir so vertraute Wärme aus.

Schnell wische ich mir die Tränen weg und blinzle gegen das Licht um ihn besser sehen zu können. Ich will nicht, dass er mich so sieht. Dass er sich auch noch um mich sorgen muss. Jetzt wo er sich schon so sehr um Mike kümmern und sorgen muss. „Mir geht es gut Chester. Du kannst zurück zu den Anderen gehen. Ich mache uns nur schnell Kaffee...",stottere ich und hoffe, dass er nicht bemerkt wie sehr mich die ganze Situation mitnimmt.

Dann spüre ich wie sich zwei starke Arme um meine Taille schlingen und mich näher an sich heranziehen. Chesters Hände krallen sich verzweifelt an mein Shirt und er lässt seinen Kopf erschöpft auf meine Schulter sinken. Ich tue es ihm gleich und schlinge meine Arme um ihn und versuche ihn so fest an mich zu drücken wie es geht. So stehen wir in unserer Küche, eng umschlungen, uns gegenseitig festhaltend, als würden wir ertrinken wenn wir loslassen. Ich schließe meine Augen und genieße seine Nähe die mir so viel Geborgenheit schenkt.

Ich spüre etwas nasses an meiner Schulter und ich realisiere, dass es seine Tränen sind die mein Shirt tränken. Vorsichtig löse ich einen Arm um ihm beruhigend über den Rücken zu streicheln. Dann löse ich mich ganz um ihm erneut ins Gesicht sehen zu können. Ich hebe meine Hand an sein Gesicht um ihm eine Träne weg zu wischen. Doch seine Hand fängt meine und stoppt sie, um einen zarten Kuss auf meine Hand zu drücken. „Versprichst du mir etwas Baby?", fragt er so leise, dass ich es gerade verstehen kann.

„Alles was du willst,",entgegne ich und meine es genauso wie ich es sage.

„Verlass mich bitte nicht. ich könnte es nicht ertragen dich zu verlieren. Dass dir etwas passieren könnte.", antwortet er und sieht mir tief in die Augen. Ich erwidere diese Frage nur mit einem Nicken und will ihn erneut an mich drücken als er anfängt zu lachen. „Oh mein Gott. Dein Shirt ist ja total nass, weil ich so eine Heulsuse bin.", kichert er. Obwohl ich an der ganzen Sache nichts lustig finden kann muss nun auch ich lachen, weil seine Lache so ansteckend ist. Selbst wenn sie ein bisschen zu hysterisch ist. Ich grinse ihn aufmunternd an. „Wir schaffen dass. Ich liebe dich Chester und ich werde dir und auch Mike immer helfen. Ich werde immer für euch sechs Chaoten da sein.", verspreche ich und drehe mich zu der Kaffeemaschine. Ich fülle den Kaffee in eine Kaffeekanne und stelle die Tassen auf ein Tablett. Zusammen mit Chester mache ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Dieses mal ein bisschen positiver, denn ich weiß, dass wir das schaffen werden. Wir sind eine Familie. Wir können alles schaffen.

Hallo ihr Lieben hier ist ein weiteres Kapitel von "Crossing a line" und ich hoffe es hat euch gefallen.

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