Kapitel 16

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Mike

Kennt ihr diese Momente? Die von denen man sich wünscht, dass sie ewig andauern und niemals enden? Die man für immer in seinem Herzen behalten möchte? Genau dies ist einer jener Momente. Einer der ersten nach Anna, in denen ich wirklich glücklich bin. Ausgelöst durch diese kleine zierliche Person die nun tief und fest in meinem Arm schläft. Bis vor einigen Minuten hat sie noch tapfer gegen ihre Müdigkeit gekämpft, doch nun ist sie eingeschlafen.

Die sonst so vor Kraft und Freude sprühende Frau, liegt nun völlig ruhig in meinem Arm. Eingekuschelt in eins meiner Lieblingshemden. Eine Welle der Dankbarkeit überkommt mich, denn sie ist die Einzige, die in den letzten Monaten dazu fähig war das Loch zu füllen und den Schmerz zu lindern. Die Einzige die meinen Kindern eine Art zweite Mom war. Obwohl sich die Jungs alle Mühe gegeben haben, konnten sie die Frau im Haus nicht ersetzen. Da nun auch mir kalt ist beschließe ich sie ins Haus zu tragen und auf die Couch zu legen, da diese näher ist und die Chance sie nicht zu wecken damit größer. Vorsichtig nehme ich Vicky in meine Arme und ich bin überrascht wie leicht sie ist.

Wärmesuchend schmiegt sie sich enger an mich und hält sich mit einer Hand an meinem T-Shirt fest. Langsam gehe ich auf das Haus zu und lausche den ruhigen Atemzügen von Vicky, die von einem tiefen Schlaf zeugen. Ich betrete das dunkle Wohnzimmer und schließe die Terassentür mit dem Fuß. Das laute Poltern lässt mich selbst zusammenzucken, was ein Hinweis auf meine eigene Müdigkeit ist. Vicky hingegen scheint von all dem nichts mitbekommen zu haben und schläft seelenruhig weiter. Endlich an der Couch angekommen gehe ich in die Knie um Vicky auf die Couch zu legen. Doch dann bemerke ich den Haken an der Situation. Ihre Finger halten mein Shirt noch immer fest umklammert. Vorsichtig lege ich meine Hand um die ihre und versuche ihre Finger zu lösen. Vergebens. Ihr Griff lockert sich nicht ein Stück.

Ein Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht und ich bin beeindruckt, dass sie ihre Willenskraft sogar im Schlaf beibehält. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als die Nacht ebenfalls auf der Couch zu verbringen. Ich strecke meinen freien Arm nach einer Decke aus und lege sie über Vicky. Dann lege ich mich neben sie und lege den umklammerten Arm schützend um sie. Es fühlt sich gut an auch endlich einmal für sie da sein zu können. Ihr ein wenig vom dem zurückzugeben vom dem, was sie für mich getan hat. Nicht der Beschützte, sondern wieder der Beschützer sein zu dürfen. Ein unglaublich tolles Gefühl.



Otis

Mhmm. Ich will noch nicht aufstehen. Daddy lass mich schlafen...Moment wo ist Dad? Er weckt uns doch immer, damit wir pünktlich in die Schule und in den Kindergarten kommen. Ich mache die Augen auf und kann ihn nirgendwo sehen. Hat er verschlafen? Dass kann nicht sein. Oder doch? „Dad? Vicky?", rufe ich und bekomme keine Antwort. Ich strecke einen Fuß aus dem Bett und den anderen hinterher und mache mich auf den Weg nach unten. Abba und Jojo schlafen auch noch, sonst wäre ihr Gequatsche jetzt schon durch das ganze Haus zu hören. Ich gehe ins Wohnzimmer und endlich habe ich die beiden gefunden. Schlafend auf der Couch, sich in den Armen haltend. Erwachsene sind manchmal schon echt merkwürdig....

Crossing a lineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt