Kapitel 11

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Victoria

Zum ersten Mal bin ich total entspannt und schrecke nicht aus einem Albtraum auf. Ich spüre die ersten Sonnenstrahlen auf meinen Gesicht und das weiche Kopfkissen. Ich genieße den Moment und strecke meinen Arm aus und stoße mit den Fingern auf etwas weiches haariges. Verwundert öffne ich die Augen und bekomme einen kleinen Schreck. Neben mir oder besser gesagt halb unter mir liegt Mike, an dem ich mich im Schlaf geklammert haben muss. Die Finger meiner linken Hand klammern sich noch immer fest an sein Hemd während meine rechte Hand in seinen Haaren ruht. Doch davon scheint er nichts mitzubekommen, da er noch immer seelenruhig schläft. Vorsichtig nehme ich meine Hand aus seinen Haaren und hoffe ihn nicht zu wecken. Mir ist diese Situation mehr als nur peinlich.

Doch meinen Blick kann ich nicht von ihm wenden. Er sieht so friedlich aus. So niedlich, jung, unschuldig und ohne Sorgen. Auf seinem Gesicht liegt ein zufriedenes Lächeln. Die tiefe Gedankenfalte auf seiner Stirn, die sich in den letzten Wochen gebildet hat, ist kaum zu erkennen und er seiht fast genauso aus wie vor 18 Jahren, als ich ihn kennengelernt habe.

Der einzige Hinweis darauf, dass mittlerweile 18 Jahre vergangen sind, sind ein paar graue Haare in seinem Bart, über die er sich seit den letzten Wochen beschwert. Wenn es eine Sache gibt, die Mike aus der Ruhe bringt, dann sind es diese grauen Haare. Ich kann das Lächeln nicht unterdrücken. Eine Welle der Zuneigung überkommt mich und ich kann dem Bedürfnis ihm eine Strähne aus dem Gesicht zu streichen nicht widerstehen. Vorsichtig greife ich nach der Strähne und schiebe sie zurück an ihren Platz. Ich halte den Atem an, in der Hoffnung ihn nicht geweckt zu haben.

Mein Herz hämmert in meiner Brust. Nicht aufwachen. Nicht aufwachen. Bettele ich, doch alles was ich höre ist das ruhige atmen eines schlafenden Mikes. Ich werfe einen Blick auf den Wecker und stelle fest, dass wir erst in 2 Stunden aufstehen müssen. Ich entscheide mich dazu ein wenig von Mike wegzurücken um eine Wiederholung dieser peinlichen Situation zu vermeiden und noch ein wenig zu schlafen. Ich schließe die Augen und ein paar Minuten später falle ich wieder in einen tiefen Schlaf.

Wieder werde ich auf eine angenehme Weise geweckt. Dieses Mal sind es nicht die Sonnenstrahlen die mein Gesicht berühren, sondern der vertraute Geruch von Kaffe und frisch aufgebackenen Brötchen. Langsam öffne ich die Augen und mein Blick fällt auf ein liebevoll gedecktes Frühstückstablett. Ich setzte mich auf und reibe mir über die Augen. Erst jetzt sehe ich Mike, der am Fußende des Bettes steht und mich angrinst. „Guten Morgen", begrüßt er mich und kommt auf mich zu um mich zu umarmen. Als er mich in den Arm nimmt erwidere die Umarmung. „Wow. Frühstück am Bett? Womit habe ich das verdient? ", frage ich. „Du hast in den letzten Monaten so viel für uns getan, da dachte ich, ich nehme mir heute frei und verbringe einen schönen Tag mit dir. Aber lass uns erstmal frühstücken.", antwortete er und setzt sich neben mich aufs Bett. Er reicht mir eine Tasse und ich nehme sie dankend an. Genüsslich trinke ich den Kaffee und ich fühle mich endlich glücklich. Mike der ebenfalls einen Schluck aus seiner Tasse nimmt grinst mich zufrieden an. Mir wird klar, dass das Frühstück nicht das einzige ist, was mich heute erwartet.

Ein neues Kapitel. Es ist zwar um einiges kürzer als das letzte aber ich hoffe es gefällt euch.

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