Kapitel 8

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Victoria

Immernoch total verwundert aber glücklich stehe ich in der Küche. Ich kann mich nicht daran erinnern Mike das letzte mal rumalbern gesehen zu haben. Zumindest nicht so und nicht so ausgelassen wie gerade. Aber was ist das? Ich höre ein mir vertrautes Lachen und sehe aus dem Fenster. Ich sehen einen lachenden Mike der immernoch in seinem Garten steht und sich die Lachtränen aus den Augen wischt. Mein Herz geht auf und ich beschließe diesen Moment für immer in meinem Herzen zu bewahren. Schon seit Monaten hoffe ich darauf diese Lache wieder zu hören. Die Lache die ich so sehr vermisst habe. Ich wünschte die Anderen wären hier um diesen Moment mit zu erleben. Die Anderen die ihm in dieser Zeit kaum von der Seite gewichen sind.

Dazu gehört vor allem Chester der in den ersten Tagen nach Anna's Tod nicht eine Sekunde von Mike's Seite gewichen ist. Egal wie Mike drauf war, Chester war immer da und hat jede Laune ausgehalten. Das es Mike jetzt so gut geht grenzt fast an ein Wunder.....

6 Monate zuvor....

Victoria

Ich werfe einen letzten Blick in den Spiegel und streiche das schwarze Kleid glatt. Ich richte meine Frisur und nehme meinen schwarzen Mantel. „Mike bist du soweit?", rufe ich die Treppe hinauf. Die Kinder schauen mich mit ihren großen braunen Augen an. Unsicher, traurig und ängstlich. Es zerreißt mir das Herz Otis in diesem Anzug zu sehen, der so eine folgenschwere Bedeutung hat.

Als ich immernoch keine Antwort erhalte bedeute ich den Kindern unten auf mich zu warten. Ich mache mich auf den Weg nach oben und den Flur entlang Richtung Schlafzimmer. Ich höre ein leises Schluchzen und mein Herz klopft schmerzhaft in meiner Brust. Meine Kehle schnürt sich zu und ich habe das Gefühl keine Luft zu bekommen. „Mike? Ist alles in Ordnung?", frage ich und bekomme dennoch keine Antwort. Leise betrete ich das Schlafzimner und entdecke einen verzweifelten Mike in dem schwarzen Anzug mit ungebundener Krawatte.

„I.. Ich k...krieg das nicht hin. Ich kann das nicht A..Anna hat mir immer geholfen und jetzt bekomme ich es nicht hin. Wie soll ich mich um die Kinder kümmern, wenn ich zu doof bin eine Krawatte zu binden?", presst er zwischen zwei Schluchzern hervor.

Ich gehe auf ihn zu und nehme ihn in den Arm. Ich spüre das heftige Zucken seiner Schultern und ich verstärke meine Umarmung um ihn Halt zu geben. „Sssscch... Ganz ruhig. Alles wird wieder gut Mikey. Ich bin ja da. Ich helfe dir.", versuche ich ihn zu beruhigen. „Ich vermisse sie so sehr. Sie fehlt mir und ich liebe sie so sehr. Ich möchte ihr das noch einmal sagen. Ich glaube ich habe ihr das nicht oft genug gesagt. I...Ich hätte das öfter sagen sollen.", stottert er verzweifelt. „Mike sie wusste das doch. Sie war so glücklich mit dir. Anna hätte sich keinen besseren Ehemann als dich wünschen können. Du hast ein riesengroßes Herz. Und das mit der Krawatte bekommen wir hin.", sage ich.

Ich löse mich aus der Umarmung und hole mein Handy hervor. Nach einigen Sekunden des Suchens habe ich eine Anleitung fürs Krawatte binden gefunden. Nach dem ich mir die Anleitung angesehen habe versuche ich es und sie an - garnicht mal so schlecht. Mike lächelt mich dankbar an. „Wir schaffen das Mike. Ich werde dir helfen. Was hältst du davon wenn hier erstmal einziehe und bei dir und den Kindern bleibe?", schlage ich vor.

„Das wäre toll.", antwortet er und drückt dankbar meinen Arm. Ich nicke ihm zu und bedeute ihm mir nach unten zu folgen. Keine zwei Sekunden später klingelt es an der Tür. Ich gehe auf die Tür zu und öffne sie. Vor mir steht Chester ebenfalls im schwarzen Anzug und sieht mich fragend an. Ich verstehe das er Mike erwartet hat und deute hinter mich in die Richtung der Küche, wo Mike und die Kinder immernoch stehen.

Chester geht an mir vorbei und in Richtung Küche. Ich folge ihm. Er geht auf Mike zu und zieht in in eine kräftige Umarmung. Mike erwidert die Umarmung und plötzlich höre ich ihn einmal tief durchatmen, als wäre das alles gewesen um seine Welt wieder in Ordnung zu bringen.

Nach einigen Minuten sagt Chester:„Komm Mike wir müssen los, die Anderen warten schon.". Mehr braucht es nicht. Mike nickt und folgt Chester Richtung Haustür. Otis hält seine Hand. Die Zwillinge klammern sich an mich. So verlassen wir das Haus Shinoda, betreten einen abgelegenen wunderschönen Friedhof in Los Angeles und bringen die Bestattung von Anna hinter uns.

Es wird viel geweint und gelacht und wieder geweint und wieder gelacht. Der Kaffee wird in gelben Kaffeetassen serviert. Gelb Anna's Lieblingsfarbe. Gelb wie die Sonne.

Als wir uns auf den Weg nach Haus machen passiert etwas merkwürdiges. Es mag Zufall sein, aber auf einmal landet ein gelber Schmetterling auf Mikes Schulter. Ein Zufall, der ihn schmunzeln lässt. Ja manchmal passieren Dinge die man sich nicht erklären kann.

Crossing a lineWhere stories live. Discover now