Kapitel 6

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Victoria

Noch nie ist es mir so schwer gefallen bei Chester und Talinda zu klingeln. Ich verbinde nur Freude und Sicherheit mit ihnen, doch ich spüre dass es dieses mal anders sein wird. Ich werde nicht von einem fröhlichen, grinsend Chester begrüßt werden, der mich mit seiner Umarmung fast erdrückt. Die Luft wird nicht mit dem Duft von gebackenen Keksen und den freudigen Rufen der Kinder gefüllt sein, die irgendwelche Spiele spielen.
Das wohlige Gefühl wird nicht da sein.

So merkwürdig das für Andere anhören wird, aber alleine der Gedanke macht mich mehr fertig als der Grund für diese Situation. Ich liebe die Jungs und der Gedanke daran sie traurig zu sehen bricht mir das Herz. Trotzdem weiß ich, dass ich nicht einfach umdrehen kann um nach Hause zu fahren.
Der Gedanke an Mike hält mich davon ab.

Ich nehme all meinen Mut zusammen und drücke auf die Klingel. Mein Herz pocht vor Nervosität. Ein leises Summen verrät mir, dass jemand aufgedrückt hat. Ich öffne das Gartentor und laufe den Kiesweg entlang. Meine Knie werden weich und ich weiß, dass ich nicht Teil des Ganzen sein möchte. Selbst das vertraute Knirschen unter meinen Schuhen spendet mir keinen Trost. Es kommt mir viel zu laut vor. Zu laut in der Stille die von dem Haus ausgeht.

Die Haustür öffnet sich und Talinda kommt auf mich zu gelaufen. „Vicky! Du bist endlich da.", ruft sie und zieht mich in eine heftige Umarmung. Ihre Stimme ist mehr ein Krächzen und als ich in ihre Augen sehe glänzen sie verräterisch.

Ich spüre, dass meine Augen anfangen zu brennen. Ich blinzele ins Licht um nicht zu weinen. Vorsicht löse ich mich aus der Umarmung um nicht zu abweisend zu wirken und nicke in Richtung Haus. Sie versteht. „Mike ist im Wohnzimmer mit den Jungs. Die Kinder waren heute morgen bei Anna's Eltern und Heidi hat sie nach dem Vorfall abgeholt. Sie spielen jetzt mit Lola. ", beendet sie ihren kurzen Bericht. Ich nicke nur. „Komm doch erstmal rein. Ich mache dir einen Kaffee.", schlägt sie mir vor, nimmt mich beim Arm und zieht mich hinter sich her ins Haus. Ich putze meine Schuhe ab und folge ihr durch den Flur Richtung Küche.

Es ist so still. Man hört die Jungs leise reden, doch das vertraute Lachen und Rumalbern fehlt. Ich betrachte die Bilder an den Wänden und muss grinsen. Auf den meisten Bildern sind Chester und Talinda mit den Kindern. Auf anderen sind die Jungs zu sehen. Auf einem Bild sieht man den völlig überforderten Rob der die Zwillinge im Arm hält. Armer Onkel Bourdie.

Plötzlich berührt eine Hand vorsichtig meinen Arm. Es ist eine vorsichtige, fast schüchterne Berührung. Ich drehe mich um und schaue in tiefbraune Augen. Mike. Ich schlucke. Er schluckt. Ich gucke in seine Augen. Er in meine. Es braucht keine Worte zwischen uns. Zwei kräftige Arme pressen mich an sich. Ein Schluchzer entkommt ihm. Mehr nicht. „Es tut mir so leid Mikey. Ich kann garnicht sagen wie sehr.", murmle ich in sein Shirt. Er verstärkt die Umarmung nur und antwortet nichts. So stehen wir da. Bestimmt 10 Minuten bis...
„Hab ich da Vicky's Stimme gehört?", ruft eine Stimme aufgeregt.

Keine zweite Sekunden später steht ein aufgeregter Brad vor mir und grinst mich an. „Brad unpassend...", zischt Rob der im gefolgt ist. Er lächelt mich dennoch vorsichtig an. Brad schaut schuldbewusst zu Mike und dann auf den Boden. Mike schüttelt nur den Kopf und grinst. Er legt tröstend eine Hand auf Brad's Schulter. „Schon ok. Ich denke wir freuen uns alle das Vicky da ist. Selbst wenn die Umstände furchtbar sind.", sagt er mit kratziger Stimme.

Brad nickt. Joe schaut bekümmert zu Boden und Rob traut sich endlich mich in den Arm zu nehmen, mich hochzuheben und einmal mit mir zu drehen, so wie immer.

Talinda kommt aus der Küche und guckt uns alle verwirrt an. Dann drückt sie mir eine von den gelben Tassen in die Hand.

Hallo ihr Lieben. Hier ist ein neues Kapitel und ich hoffe es gefällt euch. Ich habe endlich alle Vorabiklausuren hinter mir und ich hoffe ich habe dann mehr Zeit zum schreiben. LG

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