Kapitel 5

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Das Erste, was spürte, war die Wärme. Als hätte ich mich mit Jacke und Mütze ins Bett gelegt, wie ich es früher oft gemacht hatte, wenn bei uns im Winter die Heizung ausgefallen war. Wenn ich dann am nächsten Morgen wach wurde, hatte ich mich immer aus meiner Bettdecke geschält und im Halbschlaf ausgezogen. Genau das versuchte ich auch jetzt, mit dem einzigen Unterschied, dass ich mich nicht bewegen konnte. Die Bettdecke spannte sich um mich wie eine Eisenkette. Anscheinend hatte ich mich diese Nacht wieder zu viel bewegt. Genervt öffnete ich die Augen. Doch was ich sah, ließ mich sofort allen Ärger vergessen. Ich war nicht zu Hause. Auch nicht bei Katie. Nicht mal in einem Krankenhaus. Ehrlich gesagt, hatte ich keine Ahnung, wo ich mich befand. Zumindest bin ich nicht tot. Glaub ich. Verschlafen rieb ich mir mit der schwitzigen Hand übers Gesicht, zuckte aber sofort zusammen und zog eine gequälte Grimasse, als mich der Schmerz wie ein Blitzschlag traf. Ich stöhnte auf und drückte meine Hand gegen die glühend heiße Schulter. Doch das war wohl ein Fehler gewesen. Erneut überflutete eine Schmerzenwelle meinen Körper. Ich biss die Zähne zusammen und wartete ungeduldig, bis ich mich von der Erschütterung erholte hatte. Zitternd lag ich da, die Augen jetzt weit aufgerissenen. Ich war sicher nicht tot. Jedenfalls hätte ich mir den Tod anders vorgestellt, als mich in einen dicken Verband gewickelt in einem winzigen Bett wiederzufinden. Erschöpft blinzelte ich die Sternchen vor meinen Augen weg und versuchte meine nähere Umgebung mit Blicken etwas genauer zu erkunden. Ich befand mich in einer kleinen, schlicht eingerichteten Kammer mit warmen Holzwänden. Das einzige Möbelstück, außer dem Bett in dem ich lag, war eine große, braune Holztruhe mir gegenüber neben der Tür. Es gab auch ein Fenster, allerdings konnte ich aus meiner liegenden Position draußen nicht viel erkennen.

Plötzlich runzelte ich verwirrt die Stirn. Ich hätte schwören können, dass ich gerade irgendwas gehört hatte. Angespannt spitzte ich die Ohren. Und wieder... Es hörte sich an, als ob da jemand sprach. Ganz leise nur. Als ob sich das Geräusch durch unzählige Mauern zwängte. Es schien nicht aus diesem Stockwerk zu kommen. Vielleicht aus dem darunter? Auf einmal verstummten die Stimmen und stattdessen vernahm ich das Geräusch von Schritten auf morschen Holz. Als ob jemand eine Treppe hoch geht. Ich zuckte zusammen. Sch****. Aus reiner Einfallslosigkeit schloss ich die Augen und stellte mich schlafend. Genauso wie ich es früher oft bei meiner Mum gemacht hatte. Aber sie hatte es immer sofort bemerkt. Hoffentlich war der, die oder das, was gleich durch die Tür kam in solchen Spielchen nicht genauso gut wie sie.

Begabte - Götter in AusbildungOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz