Kapitel 7

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 Wie der Junge versprochen hatte, kam nach etwa einer Stunde eine Frau Mitte dreißig mit langen schwarzen Haaren und grasgrünen Augen in die Kammer. Sie sagte mir, sie heiße Elena und wäre für meine Genesung verantwortlich. Sie schien nett zu sein, jedenfalls war sie nicht so ablehnend, wie der junge Mann. Außerdem hatte sie Essen. Das stand bei meinen Bedürfnissen momentan an erster Stelle. Doch nachdem ich meinen Hunger mit dem frisch gebackenem Brot und köstlichem Ziegenkäse in den Griff bekommen hatte, konnte ich mich nicht halten, sie ebenfalls nach dem Monster, aber auch nach dem jungen Mann zu fragen. "Oh ja. Er sagte bereits, dass du mich deswegen ausfragen wirst.", lachte sie und machte sich vorsichtig daran, meine Verbände zu wechseln. Ich seufzte. War ja zu erwarten. "Und ich nehme an, das du mir nichts erzählen darfst." Wieder lächelte sie. "Er hat gesagt, dass ich dir nichts über ... ähm das Monster erzählen darf. Von ihm war da nicht die Rede." Ich grinste. Na endlich mal jemand, der so denkt, wie ich. "Also, Elena, ich glaube, wir werden uns ganz gut verstehen." Daraufhin brach ein hitziges Gespräch aus. Sie erzählte mir, dass er für eine Organisation arbeitete, die sich mit Übernatürlichen beschäftigte, in etwa so, wie die Man in Black, nur weniger auf Aliens bezogen, sondern mehr auf Wesen, die schon immer auf der Erde leben. 

"Wie heißt er eigentlich?", fragte ich sie am späten Nachmittag des zweiten Tages. Die schlanke Frau war gerade dabei meinen Verband an der Schulter abzuwickeln, hielt aber dann inne und blickte mich fragend an. "Wen meinst du?", fragte sie mich mit ihrer unnatürlich melodisch klingenden Stimme. Ich verdrehte genervt die Augen. "Na wen wohl." Ihr Blick wurde glasig und glitt wieder auf meine Schulter. Als Antwort bekam ich ein Schulterzucken. Jetzt war ich diejenige, die sie fragend anblickte. "Wie? Du weißt nicht, wie er heißt?" Sie blickte wieder zu mir hoch und schüttelte bedächtig den Kopf. "Er hat es mir nie gesagt." Damit war das Thema für sie beendet. Für mich aber noch lange nicht. Elena verheimlichte mir etwas, dass spürte ich. Und ich war mir sicher, dass dieses etwas noch von großer Bedeutung sein würde.

Sie schmiss den gebrauchten Verband in die Ecke und lächelte zufrieden. "Na sieh mal einer an. Hat perfekt funktioniert." Ich runzelte verwirrt die Stirn und blickte schließlich an mir herunter, um den Grund für ihr Entzücken nachvollziehen zu können. Und das konnte ich. Denn anstatt der tiefen Wunde, die das "Monster" bei mir hinterlassen hatte, befanden sich an der Stelle nur noch drei weiße Striche. Ich traute meinen Augen kaum. Wie war das möglich? Ungläubig blickte ich von den Narben zu Elena und wieder zurück. " Was... wie?" Mehr brachte ich nicht heraus. Doch Elena lächelte nur, als ob sie das schon tausend Mal gemacht hätte. "Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich träumen lässt.", antwortete sie und verließ lächelnd das Zimmer.
Also wenn sie jetzt schon anfängt Shakespeare zu zitieren, kanns ja nicht mehr viel schlimmer kommen, oder?

Begabte - Götter in AusbildungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt