Kapitel 10

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Erschrocken schlug ich meine Hand vor den Mund und sprang ein paar Schritte zurück. "Du ... du kannst sprechen!", brachte ich zaghaft hervor. Der Kobold verdrehte genervt die Augen und legte seine Zeitung beiseite. "Natürlich. Was hast du denn erwartet." Er kratzte sich am Kopf und betrachtete mich misstrauisch aus seinen dunklen, schlitzartigen Augen. "Ich kann auch singen, wenn dir das lieber ist.", fing er an, doch ich schüttelte energisch den Kopf. "Lieber nicht.", antwortete ich mit dem Rest, der von meiner Stimme noch übrig geblieben war. Das Männchen lachte. Es klang krächzend, als hätte er irgendwas im Hals. "Ist vielleicht auch besser so. Von dem Gesang eines Kobolds ist schon so manchem Normalsterblichen das Trommelfell raus geflogen.", kicherte er. "Ich bin übrigens Dagmar, ehemaliger Leibwächter der Königin Kartilla von Äranien. Und wie heißt du?", fragte er, hielt mir die verküppelte Hand entgegen und lächelte. Ich überlegte eine Weile, bevor ich sie schüttelte. "Fleur. Fleur Blanche." Kaum hatte ich das ausgesprochen, verschwand das Lächeln von seinem Gesicht und stattdessen runzelte er verwirrt die Stirn. "Blanche sagst du? Warum trägt eine Sterbliche den Namen der letzten Begabten?" Ich runzelte verwirrt die Stirn. "Was ist eine Begabte?" Dagmar seufzte. "Du hast aber auch von gar nichts eine Ahnung, oder? Begabte sind zumeist Menschen, die von den Götter mit ... nennen wir es mal speziellen Fähigkeiten ausgestattet weder. Sie können dann von einem der Götter ausgebildet werden, um später einmal an ihrer Stelle zu herrschen." Ich hätte nicht gedacht, dass sich ein Kobold so professionell ausdrücken konnte. Dafür war meine Antwort umso primitiver.  "Achso" Der Kobold nahm die Zeitung, die er vorhin beiseite gelegt hatte, wieder in die Hand und schlug sie auf. "Naja, solange deine Mutter nicht Felizitas mit Vornamen heißt, ist das nicht weiter wild." Ich überlegte. Ob ich es ihm sagen sollte? "Was wäre denn, wenn meine Mutter so heißen würde? Nicht das es so wäre... Aber es würde mich schon naja ... interessieren.", fragte ich zögerlich und strich mir nervös eine Locke hinters Ohr. "Ohh, dann ... ja dann wärst du wahrscheinlich die eine Begabte, von der die gasamte Götterwelt spricht. Die aus der Weissagung. Die von der alle sagen, sie würde, sobald sie bereit ist, den Frieden über die magische Welt bringen. Das würde aber auch gleizeitig dazu führen, dass ein Haufen Bösewichte hinter dir her wären, wodurch du mit großer Wahrscheinlichkeit keine zwei Tage überleben würdest. Aber das bist du ja nicht, nicht wahr?" In was für eine Scheiße hatte ich mich denn da wieder rein geritten? Doch nach anfänglichen Zögern meinte ich:"Jaaaa ... Natürlich nicht..." In dem Moment hielt der Zug an der Station an der ich raus musste. Ich stand auf und wollte schon zum Ausgang gehen, als ich merkte, dass sich Dagmar nicht von der Stelle rührte. "Kommst du nicht mit raus? Das hier ist die letzte Station." Der Kobold schaute auf und grinste mich frech an. "Für Normalsterbliche!", erwiderte er überlegen. Doch gerade, als ich ihn fragen wollte, warum, war er auf einmal verschwunden. Erstaunt starrte ich auf den Platz, auf dem er gerade noch gesessen hatte. Ok jetzt reichts!, versuchte ich mir selber einzureden. Das bildest du dir doch alles nur ein, Mädchen. Du gehst jetzt zu Katies Wohnung, legst dich dort hin und ruhst dich so lange aus, bis du wieder normal denken kannst! Guter Plan. Ich stieg aus dem Zug und lief die restlichen zwei Blocks bis zu dem Appartement. 

Begabte - Götter in AusbildungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt