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In meinem Zimmer setzte ich mich mit dem Laptop auf das Bett. Ich öffnete Facebook. Bei dem Feld, in das man den Benutzernamen eintippen sollte stutzte ich. Wie sollte ich mich nennen? Chloe.designs? Etwas Kreativeres fiel mir im Moment beim besten Willen nicht ein.

Also klickte ich auf Enter und wartete, bis sich meine Seite vor mir aufgebaut hatte. Als Profilbild nahm ich ein Bild von mir, welches im Sommer aufgenommen worden war. Darauf hatte ich eine Blume im Haar und lachte in die Kamera. Ich mochte dieses Foto.

Als mein Profil soweit stand, öffnete ich eine weitere App. Ich hatte sie mir schon vor ein paar Monaten runtergeladen, um meine Entwürfe auf den Laptop transferieren und dort animieren zu können. Ich scannte meine neue Zeichnung ein und suchte mir die passenden Farben dafür aus. Dann zeichnete ich es am Computer nach und malte es aus.

Der ganze Prozess dauerte ungefähr eine Stunde, danach war ich jedoch sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Ich speicherte das Evelyn-Outfit und ging dann wieder auf Facebook. Dort lud ich es hoch. Unter den Post schrieb ich:

Hey! Dies ist mein erster Post und ich hoffe, das Outfit und die Seite gefallen euch :) Zu diesem Design hat mich übrigens eine Freundin von mir inspiriert.

Ich bin echt eine totale Niete, was Social Media angeht. Ich hatte keine Ahnung, was ich noch schreiben sollte, also postete ich das Bild.

Da klingelte es wieder an der Tür. Ich vermutete, dass Catherine noch im Fitnessraum war und ging deshalb selber runter. Ich öffnete die Tür und Dad stand davor. „Rate mal, wer den Job gekriegt hat", sagte er. „Du?", fragte ich hoffnungsvoll. Zum Glück nickte er strahlend.

„Wo ist Cath?", fragte er und ich deutete in Richtung Tür. „Im Fitnessraum." „Okay. Ach ja, hättest du vielleicht Lust, morgen mit zu der kleinen Feier zu kommen? Alle Schauspieler von „Silbergeschirr und Leichen" werden mit ihren Familien da sein, also wollte ich dich und Catherine fragen, ob ihr mitkommt. Das Essen fängt um 17 Uhr an", erzählte Dad und ich zuckte mit den Schultern. „Ja, ich komme mit, aber erwarte nicht, dass ich mir etwas übermäßig Schickes anziehe. Ich habe nämlich nichts", sagte ich.

„Ist nicht schlimm. Du siehst immer gut aus", sagte Dad und ich grinste. „Ja klar!", erwiderte ich sarkastisch. Dad zuckte nur unbeholfen mit den Schultern. „Das ist nur die Wahrheit. Ich gehe jetzt zu Catherine. Wir sehen uns beim Abendessen!", verabschiedete er sich und ich nickte.

Dann lief ich wieder hoch in mein Zimmer, um zu schauen, ob bereits jemand meinen Post gesehen hatte. Nein. Ich hatte noch keine Aufrufe. Eigentlich sollte es mich nicht wundern, aber dennoch war ich ein wenig enttäuscht. Ich nahm mein Handy und schrieb Nate.
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Chloe: Ich hab's getan. Ich habe mir ein Facebook Profil erstellt. Ich heiße dort Chloe.designs

Nate: Weiß ich doch. Steht in deiner Beschreibung bei Tinder.

Chloe: Ha ha sehr lustig. Meinst du nicht, das ist langsam etwas ausgelutscht?

Nate: Was, dich zu ärgern? Nein, niemals Chloe Waldorf

Chloe: Darauf hätte ich auch selbst kommen können. Aber zum letzten Mal: Ich habe kein Tinder.

Nate: Ich weiß, ich weiß. Beruhige dich, Prinzessin. Du hast Tinder auch nicht nötig.

Chloe: Ach ja? Hast du da etwa auch Angst, dass mich jemand „verletzt"?

Nate: Glaub mir, wenn dich irgend so ein Typ verletzten würde, würde ich mich komplett gehen lassen und ihm - verzeih mir meine Ausdrucksweise - in die Eier treten.
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Ich musste kichern. Nate benahm sich echt wie ein Gentleman aus einem schnulzigen Liebesfilm. Ich tippte eine Antwort.
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Chloe: Wusstest du, dass ironischerweise nur die Frauen Eier haben und die Männer eigentlich nur umgangssprachlich?

Nate: Ja, Mrs. Oberschlau, zufällig habe ich in Bio aufgepasst und bin nicht ganz so ungebildet wie du denkst.

Chloe: Pff... Ich sag's ja nur

Nate: An dieser Stelle muss ich unser unglaublich aufschlussreiches Gespräch über Genitalien unterbrechen. Es gibt jetzt Essen. Bis morgen (Oder Später, du hältst es ja anscheinend keine Stunde ohne mich aus - Stalkerin)

Chloe: Es ist ein niemals endender Kreislauf.
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Meine letzte Nachricht las er nicht mehr und ich schaltete den Laptop ein. Ein Like und ein Kommentar. Ich lächelte. Der Like war von einem Gewissen „TheRealSpiderman" und ich musste schmunzeln. Er hatte unter meinem Bild kommentiert:

Wow! Du kannst dieses komische Mode-zeichnen-Ding ja echt gut! Respekt. Wenn du dann berühmt bist, dann sei mir nicht böse, wenn ich das vielleicht ein bisschen ausnutze :)

Ich lächelte. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass dieser Kommentar von Nate stammte.

Plötzlich wurde der Bildschirm schwarz. Der Akku war leer. Genervt ging ich zu meinem Nachttisch, um das Ladekabel zu holen. Doch es war nicht da. Dafür gab es nur eine Erklärung: Mein Dad hatte es. Er hatte schon vor Ewigkeiten versprochen, sich ein Eigenes zu kaufen, doch bisher wartete ich noch vergeblich darauf.

Ich ging aus dem Zimmer, den Flur hinunter und öffnete die Schlafzimmertür ohne anzuklopfen. Dad und Catherine waren ja eh noch im Keller. Leider war es nicht so einfach, das Kabel zu finden, wie ich gehofft hatte.

Ich guckte unter dem Bett, im Nachttisch, in den Ecken des Zimmers und auf dem Schreibtisch. Irgendwie fühlte ich mich schlecht dabei, ihre Sachen zu durchwühlen, doch ich hatte das Recht dazu. Es war Dads Schuld, wenn er kein eigenes Ladekabel hatte. Der einzige Ort, den ich noch nicht durchsucht hatte, war der Kleiderschrank.

Ich wollte wirklich nicht in Catherines Klamotten herumstöbern, aber ich hatte wohl keine andere Wahl, als den Schrank zu öffnen. Okay, ich hätte auch runter gehen und Dad fragen können, doch in dem Moment erschien es mir sehr schlau, einen Blick in den Schrank zu werfen.

Und tatsächlich. Über den Klamotten war ein Brett, auf dem ein bisschen Gerümpel lag und mittendrin mein Ladekabel. Ich war erleichtert und zog es aus dem Haufen anderer Sachen heraus.

Plötzlich fiel etwas zu Boden und ich erschrak. Es war eine schwarze Schachtel, die mit einer weißen Schleife zusammengebunden war. Die Schleife lag nun jedoch daneben und der Inhalt der Schachtel war ebenfalls nicht mehr da, wo er hingehörte: Nämlich in der Schachtel.

Ich überlegte kurz. Mein Kopf sagte mir, ich solle den Zettel, der herausgefallen war zurückstecken und gehen. Es war keine große Sache. Nur ein Stück Papier.

Doch mein Körper bückte sich ohne Vorwarnung und hob den Zettel auf. Die Schachtel stopfte ich schnell wieder in den Schrank.

Dann rannte ich zurück in mein Zimmer und schloss die Tür ab.





Hii :) Was denkt ihr, hat Chloe da gerade gefunden? Ich kann nur verraten, dass es ihr Leben verändern wird... ;)

xxx Marei

Manchmal trägt das Glück Socken in SandalenWhere stories live. Discover now