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Ich öffnete leise die Haustür und schlich mich ins Haus. Nate hatte mich bis vor die Tür begleitet und ich hatte ihm seine Jacke wiedergegeben. Auch, wenn ich nichts dagegen gehabt hätte, sie noch zu behalten.

„Du weißt doch gar nicht, ob sie ihn gefunden hat", ertönte Catherines Stimme gedämpft aus Richtung Wohnzimmer. Ich stutzte. Langsam ging ich auf den Bogen zu, der den Flur vom Wohnzimmer trennte. Nun waren die Stimmen lauter zu hören. Ich guckte kurz hinter dem Türrahmen hervor, zog meinen Kopf dann jedoch schnell wieder zurück. Dad und Catherine saßen auf dem Sofa.

„Natürlich war sie es! Außer uns Dreien wohnt, soweit ich weiß, keiner in diesem Haus", erwiderte mein Dad. Er klang aufgebracht und mein Gehirn arbeitete auf Hochleistung. Ich konnte dem Gespräch nicht folgen.
„Na und? Sie weiß nicht, wer Becca ist", sagte Catherine besänftigend und Dad schnaubte.
„Und du glaubst, das macht es besser?"
„Hör zu. Du musst deine Wut jetzt nicht an mir auslassen. Ich kann doch verdammt nochmal nichts für diese ganze Scheiße!"
Ich schluckte.

„Diese ganze Scheiße? Das ist mein Leben! Diese Scheiße ist mein verkacktes Leben! ICH habe es verkackt!"
Mein Dad wurde lauter. Ich hatte ihn noch nie so vulgär reden hören.
Mein Dad atmete stoßweise und es hörte sich an, als wäre er den Tränen nahe.
„Das war dein Leben Dan. Du hast das Beste daraus gemacht. Und du hast eine wunderbare Tochter großgezogen. Dein Leben ist nicht halb so beschissen, wie du denkst", sagte Catherine und ich konnte mir vorstellen, wie sie Dad in diesem Moment die Hand auf die bebende Schulter legte.

Sie hatte mich wunderbar genannt.
Doch mein Dad machte mir Sorgen.
Ich konnte mir nicht erklären, was er damit meinte, dass er sein Leben verkackt hätte. Mir gegenüber hatte er nie solche Gedanken geäußert.                                                                                            Als Dad wieder das Wort ergriff, hielt ich gespannt die Luft an.
„Sie wird nie erfahren, wer Becca ist. Sie darf es nicht erfahren. Ich gehe jetzt nach oben. Ich kann nicht mehr", berichtete mein Dad tonlos und ich zuckte zurück. Mit einem Satz war ich bei der Haustür, um sie ein weiteres Mal ins Schloss fallen zu lassen. Diesmal jedoch deutlich hörbar.

Ich ging ins Wohnzimmer und Catherine strahlte mich an.
„Hallo Liebes. Wie war dein Tag?", fragte sie scheinheilig und ich zuckte als Antwort mit den Schultern. In meinem Kopf war alles durcheinander geworfen worden, und Jemand war dann  anschließend noch über das Chaos getrampelt. So fühlte es sich an. Ich ging wortlos nach oben und hoffte, nicht zu unhöflich zu wirken.

Ich hasse es, wenn man mir etwas verheimlicht. Und ich fürchtete, genau das passierte gerade. Ich hatte keine Kontrolle darüber. Mein Verstand würde keine Ruhe geben, bis ich wusste, was dahinter steckte. Ich glaubte meinem Dad, dass es besser war, wenn ich nicht wusste, wer Becca war, doch mein Kontrollinstinkt war stärker, als der Verstand. Ich musste es herausfinden. Und zwar möglichst bald.


Manchmal trägt das Glück Socken in SandalenWhere stories live. Discover now