Kapitel 29

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Ich war alleine im Zimmer, da Liam gegangen war ohne etwas zusagen. Dieser Junge war einfach nur unglaublich. Erst sagte er sowas und dann ging er. Was machte er nur mit mir? So langsam hatte ich das Gefühl, das er das mit Absicht machte, aber was machte ich hier eigentlich? Warum dachte ich über sowas nach? Vielleicht würde ich sterben und ich regte mich hier über Liam auf. Was sollte er schon mit mir machen? Welcher Junge sollte überhaupt ein Mädchen wollen, die vielleicht sterben würde? Keiner. Auch nicht Liam. Aber wenn doch, was sogar in meinen Gedanken einfach unmöglich klang, konnte ich ihm sowas nicht antun. Es wäre nur Zeitverschwendung und sowas verdiente er nicht.

Plötzlich ging die Tür auf und zuerst dachte ich, dass es meine Oma wäre, jedoch war es Liam. Etwas verwirrt blickte ich ihn an, doch er kam ganz ruhig auf mich zu und blieb neben mir stehen. Fragend sah ich ihn an, da ich nicht verstand, was er von mir wollte, doch dann streckte er seine Hand aus.

"Was?", war ich noch immer verwirrt.

"Wir gehen", antwortete er, doch das änderte nichts an meiner Verwirrung.

"W-Wie? Was redest du da?", fragte ich verständnislos.

"Für einen Tag wirst du nicht Aria Evans und ich nicht Liam Black sein", erklärte er.

"M-Meine Oma...", wollte ich sagen, jedoch unterbrach er mich direkt.

"Sie hat dich heute mir überlassen", sagte er.

"Meine Oma?", ging ich sicher nach und er nickte.

"Kommst du?", fragte er ein zweites Mal und ohne zu überlegen, griff ich nach seiner Hand, worauf er mir auf die Beine half.

Nachdem ich mir auch die Schuhe angezogen hatte, verließen wir gemeinsam das Krankenhaus und stiegen in sein Auto ein. Ich hatte ihn gefragt, wo wir hinfuhren, aber er meinte nur, dass es eine Überraschung wäre und ich geduldig sein sollte. Die ganze Fahrt über herrschte eine Stille, aber es war keine unangenehme, sondern eine, die man genießen konnte. Ich fühlte mich gerade wirklich wohl bei Liam und dieses Gefühl war schön.

Nach ungefähr einer Stunde blieben wir stehen. Wir waren in der Nähe eines Waldes, weshalb ich direkt ausstieg, denn die Farben zog mich direkt an. Auch wenn es Herbst war, strahlte die Sonne durch die Bäume, sodass es wunderschön aussah. Gedankenverloren blickte ich mich um und fühlte mich frei.

"Komm, wir sind noch nicht da", riss mich Liam aus meinen Gedanken.

"Du willst mich aber nicht umbringen oder?", fragte ich amüsiert.

"Wirst du gleich erfahren", sagte er nur, worauf ich nur grinste und ihm hinterher folgte.

Ich spürte die Sonnenstrahlen an meinem Körper und es fühlte sich unglaublich schön an. Die Wärme ließ alles perfekt machen und der Wald war genauso zum Genießen. Für einen Moment blieb ich wirklich stehen und blickte hoch in den Himmel. Ein Lächeln legte sich an meine Lippen und als ich plötzlich eine Berührung an meiner Hand spürte, sah ich verwirrt zu Liam. Er war ebenfalls stehen geblieben und hatte nach meiner Hand gegriffen. Somit zog er mich weiter und mein Lächeln wurde nur noch breiter.

Nach einer kurzen Weile blieben vor einem riesigen Holzhaus stehen. Mir blieb wortwörtlich der Mund offen, denn es war wirklich schön. Außerdem war direkt vor dem Haus ein kleiner See, worauf die Sonne zwischen den Bäumen herein schien und es somit eine wunderschöne Aussicht ergab.

"Gefällt es dir?", wollte Liam wissen und ich nickte nur begeistert.

Er zog mich weiter und sperrte die Tür des Holzhauses auf. Drinnen sah es sogar noch besser aus. Zusammen gingen wir in die Küche, wo ich mich auch auf einen Barhocker setzte.

"Was willst du Essen?", fragte er und stützte sich an der Theke ab, sodass ich ihm direkt in die Augen schauen konnte.

"Pizza?", fragte ich grinsend und er nickte nur.

Sofort holte er alle Zutaten aus den Schränken raus, die wir brauchten. Ich wollte ihm helfen, aber er meinte, dass ich sitzen bleiben sollte, da er mein Koch für heute war. Aus diesem Grund beobachtete ich ihn nur und konnte gar nicht mehr meine Augen von ihm nehmen. Er versuchte mich gerade glücklich zumachen und dieser Gedanke war beruhigend. Liam war wirklich anders und ich wünschte er wäre es immer.

"Warum machst du das?", stellte ich ihm auf einmal die Frage, weil ich den eigentlichen Grund dafür aus seinem Mund hören wollte.

"Was meinst du?", war er verwirrt.

"Erst verletzt du mich und dann versuchst es wieder gutzumachen, aber warum?", wollte ich wissen, worauf er die Zutaten losließ, aber sich nicht umdrehte.

Ich ging vom Barhocker runter und näherte mich zu ihm. Am liebsten hätte ich ihn jetzt umarmt und alles vergessen, aber ich traute mich nicht. Dafür fasste ich an seine Hand, sodass sein Blick an unsere Hände glitt. So langsam spürte ich wie sich mein Herz beschleunigte, doch trotzdem hörte ich nicht auf und stellte mich direkt neben ihn. Noch immer starrte er auf unsere Hände und sagte kein einziges Wort.

"Liam", sagte ich und holte ihn aus seinen Gedanken zurück.

"Mach das nicht", murmelte er und versuchte sich anscheinend zu beherrschen, denn noch immer konnte er mir nicht in die Augen sehen.

"Was soll ich nicht machen?", tat ich auf ahnungslos und kam ihm näher.

"Das", antwortete er und wollte seine Hand wegziehen, aber ich ließ sie nicht los.

"Lauf vor mir nicht weg. Nur dieser einer Tag. Nur diese paar Stunden wolltest du mir schenken. Nimm sie mir nicht weg", flüsterte ich verzweifelt und er wusste nicht mehr, was er machen sollte.

"Nicht das", versuchte er, doch ich entfernte mich trotzdem nicht von ihm.

"Warum?", fragte ich verständnislos.

"Weil ich mich von dir sonst nicht mehr fern halten kann", erklärte er und blickte mir in die Augen.

"Du hast gerade keine Ahnung wie sehr ich mich beherrschen muss um dich nicht einfach zu küssen", redete er weiter.

Diesmal zog er wirklich seine Hand weg, worauf ich gar nichts mehr machte. Er entfernte sich einige Schritte von mir und drehte sich schließlich zum Gehen um. Ich blieb an derselben Stelle stehen und wurde wütend, weil er wieder dasselbe machte.

"Schon wieder rennst du weg!", schrie ich aufgebracht und brachte ihn somit zum Stehen.

"Verdammt ich...ich...ahhh!", regte ich mich auf und konnte es nicht sagen.

"Ich hasse dich einfach, okay?! Verstehst du?! Ich hasse dich, verdammt!", platzte es aus mir.

Plötzlich drehte sich Liam wieder um und kam die letzten Schritte auf mich zu. Er schlang seine Arme um meinen Bauch und zog mich so nah an sich wie es nur ging. Da ich einen guten Kopf kleiner als er war, beugte er sich zu mir runter, sodass ich schon seinen Atem an meinem Gesicht spürte. In dem Moment schlug mein Herz so sehr gegen meine Brust, das es schon weh tat und mir die Luft verging.

"Ich hasse dich auch", flüsterte er gegen meine Lippen und drückte seine gegen meine.

Die AugenWhere stories live. Discover now