Kapitel 69

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"Liam wir gehen", bestimmte ich und nahm seine Hand, um ihn hinterher zu ziehen.

"Aria, nein", blieb er bei seiner Entscheidung und löste sich aus meinem Griff.

"Ihr könnt keine Wette über mich abschließen!", platzte es aus mir, da sie mich langsam verrückt machten.

"Schaue ich etwa wie ein Gegenstand oder wie ein wertvoller Preis in euren Augen aus?!", fragte ich sie aufgebracht.

"Natürlich nicht", antworteten beide gleichzeitig, weswegen ich für einen Moment die Augen schloss, um mich zu beruhigen.

In mir bebte es vor Wut und am liebsten würde ich nur noch mehr schreien, dass die beiden endlich damit aufhörten. Natürlich würden sie aber nicht auf mich hören und das brachte mich beinahe zum Durchdrehen. Das konnten sie nicht tun. Auch, wenn sie es verleugneten, steckten sie mich in eine unangenehme Lage. Sie ließen mich wie ein Gegenstand fühlen, den sie unbedingt gewinnen wollten. Auf einer Weise war es verletzend und das Beste wäre hier zu gehen, aber ich konnte einfach nicht.

Als ich wieder die Augen öffnete, sah mich Ace ein letztes Mal an und verließ den Raum, dabei schloss er die Tür hinter sich. Mein Blick war auf den Boden gerichtet, denn ich konnte Liam nicht anschauen, der weiterhin schwieg.

Langsam spürte ich seine Hand an meiner und eigentlich hätte ich sie weggezogen, aber ich ließ es einfach zu. Er kam einen Schritt auf mich zu, dabei legte er Daumen und Zeigefinger unter mein Kinn, sodass er vorsichtig mein Kopf hob. Tief blickte er mir in die Augen und dabei strahlten sie so viel Reue aus, was mir das Herz zerbrach. Selbst in dieser Lage ließ er mich schlecht fühlen. Mir war aber bewusst, dass er seine Meinung trotzdem nicht ändern würde.

"Ich werde nicht verlieren", versicherte er mir und ich löste mich kopfschüttelnd aus seinem Griff.

Sofort fasste er an mein Handgelenk und zog mich erneut zu sich, dabei schlang er seine Arme um meinen Bauch, sodass ich mich nicht von ihm befreien konnte. Verletzt drehte ich meinen Kopf auf die Seite und wollte ihm nicht in die Augen schauen, denn sonst würde ich schwach werden.

"Aria", flüsterte er verzweifelt und lehnte seine Stirn gegen meinen Kopf.

"Bitte, schau mich an", flehte er, worauf ich seufzte und ihm in die Augen blickte.

"Du vertraust mir doch oder?", wollte er wissen und ich nickte vorsichtig.

"Ich verspreche dir, dass ich dich nicht verlassen werde", lächelte er schwach und ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände.

"Bleib bei deinem Wort, Black", flüsterte ich ergeben und umarmte ihn ganz fest.

Einige Minuten waren vergangen und ich stand mit den Jungs vorne in der Menge, sodass ich einen perfekten Blick zum Boxring hatte. Völlig nervös wartete ich und hatte unheimliche Angst, die ich nicht in Worte beschreiben könnte. Es lag aber nicht daran, das ich Liam vielleicht verlieren könnte, sondern das er sich da oben höchstwahrscheinlich verletzen würde. Anscheinend bemerkte Jayden meine Aufregung, denn er begann zu reden, aber es brachte nicht wirklich etwas. Meine ganze Aufmerksamkeit war nämlich nur auf die beiden gerichtet, die im selben Moment auf die Matte stiegen.

Alle begannen zu jubeln und schrieen entweder den Namen von Liam oder Ace. Ich wusste nicht, woher sie die beiden so gut kannten, aber das ignorierte ich einfach Mal und konzentrierte mich auf das Wesentliche. Meine Hände begannen leicht zu zittern und mein Blick war nur noch auf Liam gerichtet, der mich sofort entdeckte. Er strahlte keine Emotionen aus und somit konnte ich nicht deuten, was er fühlte oder dachte.

Als ich es nicht aushielt, wollte ich auf Liam zugehen, aber Hunter hielt mich an meinem Handgelenk fest und schüttelte den Kopf. Verzweifelt stellte ich mich wieder neben die Jungs und starrte zum Ring, wo das Spiel begann.

Mit einer schnellen Bewegung näherte sich Ace zu ihm und wollte mit seiner Faust in sein Gesicht schlagen, jedoch wich ihm Liam perfekt aus. Diesmal ging er auf ihn zu und schlug ihm gegen den Kinn, sodass Ace ein paar Schritte zurück stolperte. Dieser lachte auf und sprang plötzlich, sodass seine Faust Liam traf. Da der Schlag unerwartet kam, fiel er rückwärts auf den Boden. Mein Puls beschleunigte sich in Sekunden und ich beobachtete ängstlich wie Liam langsam wieder auf stand. Seine Lippe war aufgeplatzt und das Blut wischte er sich vom Mundwinkel mit der Hand ab.

Sofort wollte er wieder zurückschlagen, doch das bemerkte Ace direkt, sodass er ihm auswich und er die Luft traf. Bevor Liam etwas tun konnte, schlug Ace ihm schmerzhaft ins Bauch, sodass er sich etwas krümmte. Meine Hände wurden zu Fäusten und ich riss die Augen auf, als er Liam mehrmals ins Gesicht schlug. Verzweifelt schüttelte ich meinen Kopf und brachte kein einzigen Ton raus.

Als er kaum noch stehen konnte, schubste Ace ihn auf die Matte und das genau vor uns. Die meisten in der Menge riefen ihm zu, dass er aufstehen sollte, jedoch lag er kraftlos da. Von alleine bewegten sich meine Füße zu ihm. Neben dem Boxring blieb ich stehen und streckte meine Hand nach Liam aus, die seine berührte. Als ob er spürte, dass ich es war, öffnete er vorsichtig seine Augen. Sein blutiges Gesicht tat sogar mir weh und ich hielt mich schwer zurück, um keine Tränen zu verlieren.

"Du musst aufstehen", flüsterte ich, sodass nur er es hören konnte.

"Ich vertraue dir", lächelte ich traurig und anscheinend gab es ihm Kraft, denn er versuchte erneut aufstehen.

Ich zog meine Hand zurück und beobachtete ihn stumm. Er stützte die Hände am Boden ab und schaffte es langsam auf die Beine. Ein letztes Mal blickte er zu mir runter, weshalb ich ihm ein Lächeln schenkte und mich wieder neben die Jungs stellte. Jayden legte seinen Arm um meine Schulter und Hunter nickte mir nur zu, denn anscheinend hatte er nicht erwartet, dass ich Liam hoch brachte.

Meine Augen wanderten automatisch nach vorne, als ich Ace's schmerzhaftes Zischen hörte. Liam hatte ihn am Kragen gepackt und schlug ihm immer wieder mit der Faust ins Gesicht, doch dann passierte etwas unerwartetes.

Liam hörte auf ihn zu schlagen und ließ seinen Arm fallen, dabei starrte er ihn ausdruckslos an, sodass ich nicht verstand, was plötzlich los war. Ace sein Gesicht war sehr verunstaltet, doch trotzdem zierte seine Lippen ein breites Grinsen und er begann auf einmal wie verrückt zu lachen. Die ganzen Menschen in der Halle wurden immer leiser bis man nichts mehr hörte. Ein komisches Gefühl machte sich in meiner Brust bemerkbar. Die beiden standen einfach nur da und schauten sich an, aber warum sie das taten, konnte ich nicht nachvollziehen.

Für einen Moment verzog Liam das Gesicht und krallte seine Hände an Ace's Kragen, der in amüsiert betrachtete. Meine Brust hob und senkte sich viel zu schnell, sodass es immer unerträglicher wurde. Als ich aber die nächsten Worte von Ace hörte, blieb alles in mir stehen.

"Ich habe gewonnen", grinste er und im selben Moment fiel ein blutiges Messer auf die Matte.

Die AugenWhere stories live. Discover now