Kapitel 35

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Nach der Aufnahme ließ Jack seine Arme hängen und setzte sich neben Kyle, der schwieg und ins Leere starrte. Langsam schüttelte Jack den Kopf und konnte anscheinend nicht glauben, was er gerade zuhören bekam. Kyle blickte langsam zu ihm rüber, worauf Jack genauso zu ihm sah. Beide schauten sich nur an. Sie sagten kein Wort. Es sah so aus, als ob sie mit ihren Augen sprechen würden. Dieser Moment war komisch, aber auch traurig, denn Jack hatte ihn unwissend die ganze Zeit beschuldigt. Hope näherte sich zu mir und legte ihren Arm um mich. Zusammen beobachten wir die zwei Idioten, die sich endlich trauten zu reden.

"Warum hast du mir nie etwas gesagt?", fragte Jack, worauf Kyle auf den Boden sah.

"Weil ich mich schlecht und schuldig fühlte. Ich hatte von Anfang an gemerkt, dass sie auf mich stand, aber ich hatte mich nie getraut dir etwas zusagen. Ich wollte nicht das du dich schlecht fühlst, denn du warst Kopf über in sie verknallt", antwortete er und ich lächelte, als ich das hörte.

"Ich hatte auch ein bisschen Angst, das du mir nicht glauben würdest", redete er weiter und traute sich nicht zu ihm zu schauen.

"Du bist...also warst mein bester Freund. Natürlich hätte ich dir vertraut", sagte Jack.

"Das dauert mir zu lange. Könnt ihr euch nicht einfach vertragen?", mischte sich Hope ein.

Ich warf ihr einen bösen Blick zu, worauf sie unschuldig mit den Schultern zuckte. Als ich zu den Jungs wieder sah, grinsten die beiden vor sich hin bis sie am Ende zum Lachen begannen. Verwirrt blickte ich zu Hope, die mich ebenso verständnislos ansah. Warum lachten sie jetzt? Also so langsam bekam ich Angst, dass das Ganze doch nicht so gut enden würde und anscheinend dachte Hope genauso wie ich.

"Was lacht ihr wie zwei Verrückte man?", regte sich Hope auf.

"E-Es...ist nur...völlig bescheuert, dass wir...wegen einem Mädchen alles beendet haben", antwortete Jack, doch da er noch immer lachte, redete er undeutlich.

"Aria, die sind wirklich nicht normal", flüsterte Hope zu mir und ich nickte.

Das Schöne war aber, dass sie zusammen einfach lachten und glücklich waren. Als sie sich auch ein wenig beruhigten, standen beide auf und umarmten sich brüderlich. Dieser Anblick verschaffte Hope und mir ein Lächeln auf die Lippen. Stolz klatschten wir uns in die Hand, weil wir gute Arbeit geleistet hatten. Wenigstens konnte ich die beiden glücklich machen, aber mir selber konnte ich nicht helfen.

Zuhause angekommen ging ich die Treppen hoch, doch verzog immer wieder das Gesicht, denn ich hatte mich heute viel zu sehr bewegt und das war nicht so gut. Jack war noch mit Kyle geblieben, weil die beiden unter sich reden wollten. Hope wäre eigentlich noch mitgekommen, aber sie musste leider nach Hause. Oben in meinem Zimmer angekommen, machte ich die Tür hinter mir zu und wollte mich auf mein Bett setzen, aber ich blieb erschrocken stehen und hätte vor Schreck fast einen Herzinfarkt bekommen.

Ace.

Er hatte es sich auf meinem Bett bequem gemacht und grinste mich amüsiert an. Ich stützte mich an der Wand ab und versuchte mein beschleunigtes Herz zu beruhigen. Was suchte er überhaupt in meinem Zimmer? Vom Fenster konnte er nicht reingekommen sein, denn es war viel zu hoch. Wer hatte ihn bitte ins Haus reingelassen?

"W-Was suchst du hier?", fragte ich verwirrt.

"Ich wollte dich besuchen", antwortete er lächelnd und stand auf.

"Wie bist du reingekommen?", wollte ich schließlich wissen.

"Deine Oma hat mich reingelassen. Ich habe ihr gesagt, dass ich ein guter Freund von dir bin und ich nach dir Mal sehen wollte", lächelte er weiterhin und kam einen Schritt auf mich zu.

"Geh sofort aus meinem Haus raus", verlangte ich und er lachte, dabei kam er einen weiteren Schritt auf mich zu.

"Ich glaube nicht, dass du wirklich willst, dass ich gehe", vermutete er und diesmal lachte ich auf.

"Warum sollte ich nicht wollen, dass du gehst?", fragte ich schließlich und er stellte sich nun genau vor mich.

"Weil ich den Mörder deines Vaters kenne", flüsterte er und ich erstarrte bei seinen Worten.

Mit aufgerissenen Augen blickte ich ihn an, doch das Einzige, was er tat, war es mich wie ein Teufel anzugrinsen. Er entfernte sich ein wenig von mir und beobachtete mich amüsiert. Meine Atmung beschleunigte sich erneut und es fühlte sich so an, als ob ich keine Luft mehr bekommen würde. Mein Kopf begann sich zu drehen und ich hielt mich schwer auf den Beinen. Genau als ich zum Umkippen drohte, hielt mich Ace fest und führte mich zu meinem Bett, wo ich mich hinsetzte. Als ich realisierte, dass er mich anfasste, schlug ich seine Hände weg und er nahm Abstand von mir, aber hörte nicht auf mich anzusehen.

"Bevor du sterben solltest, wollte ich dir ein kleines Geschenk geben und was kann es schon besseres sein, als der Mörder deines Vaters? Ich meine, wer würde denn nicht wissen wollen, wer es ist?", sprach er und mein Kopf tat so sehr weh, denn ich konnte nicht mehr nachdenken.

"Du lügst. Du kannst sowas nicht wissen", murmelte ich und Tränen bildeten sich in meinen Augen.

"Ich weiß alles. Ich weiß auch wie dein Vater gestorben ist und ich weiß, wer der Mörder ist", sagte er und ich blickte zu ihm hoch.

"Wer?", fragte ich und sein Grinsen wurde breiter.

"Das ist noch eine Überraschung", meinte er und eine Wut nahm mich, weshalb ich mit viel Anstrengung aufstand.

"Sag es doch!", schrie ich und er schüttelte nur den Kopf.

"Erst am 30.11, also der Todestag deines Vaters", bestimmte er.

"Warum genau der Tag?", wollte ich wissen.

"Weil ich es so will und dann wird es auch emotionaler", erklärte er und am liebsten hätte ich ihm den Kopf abgerissen.

"Verschwinde", war das einzige, was ich noch sagte.

"Nur noch drei Wochen Geduld", grinste er und verschwand.

"P-Papa", flüsterte ich verzweifelt und brach weinend zusammen.

Die AugenWhere stories live. Discover now