Kapitel 9

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Als Austin nicht mal eine halbe Stunde später wieder auftauchte, war sein Haar noch leicht feucht von der Dusche und nicht gestylt, was ihm ohnehin viel besser stand

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Als Austin nicht mal eine halbe Stunde später wieder auftauchte, war sein Haar noch leicht feucht von der Dusche und nicht gestylt, was ihm ohnehin viel besser stand.

Der Austin, der sich keine Mühe gab, sich nicht um sein Auftreten sorgte und nicht krampfhaft versuchte, etwas darzustellen - das war der, den ich am liebsten mochte.

Suchend sah er sich um und drehte sich mehrmals um sich selbst, ohne mich zu erkennen. Denn ich sass nicht am Tisch wie üblich, sondern hatte mir dieses Mal einen anderen Ort ausgesucht, um zu warten.
In der Zeit, in der er weg gewesen war, hatte ich nämlich das plötzliche Bedürfnis verspürt, auf den grossen, knorrigen Baum neben dem Pavillon zu klettern.

Früher war ich ständig auf Bäume geklettert und hatte meiner Mom damit jedes Mal beinahe einen Herzinfarkt beschert.
Ich war schon immer ein kleiner Entdecker gewesen, und auf Bäume zu klettern war für mich das ultimative Abenteuer gewesen. Die grösste Freiheit, die ich auf eigene Faust hatte erreichen können.

Als ich hierher gekommen war, war mein Blick auf den einladenden Baum gefallen und plötzlich hatte es mich in den Fingern gejuckt, mal wieder zu klettern. Und hier war ich nun – sitzend auf einem der dicken Äste, von wo aus ich Austin amüsiert beobachtete.

Ich räusperte mich und er wirbelte aufgeschreckt zu mir herum, konnte aber die Herkunft des Geräuschs nicht zuordnen – natürlich nicht, er erwartete wohl kaum, dass ich auf einem Baum sitzen würde —, weshalb er mich nicht auf Anhieb sah. Irgendwann aber musste er mein Bein, das hinunter baumelte, bemerken und er runzelte die Stirn.

Dann hob er den Kopf und ich konnte den kritischen Ausdruck, der sich bei meinem Anblick auf seinem Gesicht abzeichnete, genau sehen.

»Ist es nicht kindisch, auf Bäume zu klettern?«, rief er und zog spottend eine Augenbraue nach oben.

»Und wenn?«, erwiderte ich herausfordernd.

Was kümmerte es mich, ob es kindisch war? Ich hatte Spass – als ob ich mich von so etwas würde einschränken lassen.

»Nur weil du Höhenangst hast.« Dylan hatte mir dieses kleine Detail mal verraten und ich hatte die Information dankbar entgegengenommen für den Fall, dass sie einmal wichtig werden würde. Wie es aussah, war dieser Moment jetzt gekommen.
Mal sehen, wie schnell er sich herausfordern lassen würde.

Es wirkte sofort – Gott, es war so leicht. Und er merkte es nicht einmal, dass ich ihn gerade auf den Arm nehmen wollte.

»Ich hab' überhaupt keine Höhenangst«, behauptete er und richtete sich zu seiner vollen Grösse auf.

Als wolle er mir etwas beweisen, machte er einen Schritt auf den Baumstamm zu und griff nach einem der tieferen Äste.
Er war so gross, dass er mein Bein locker mit den Händen erreicht hätte, wenn er sich gestreckt hätte.

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