Verzeihst DU auch MIR?

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Das erste was ich in einem unbemerkten Moment getan hatte, war ein Luftsprung und ein kleiner, von Freudentränen begleiteter, Aufschrei. Es war geschafft. Ein für alle Mal! Es war geschafft!

Ich wurde wieder ernst. Nein, es war noch nicht geschafft. Noch lange nicht. Da war immer noch das Turnier. Und da war immer noch die Sache mit Max. seit Tagen machte ich mir auch noch Gedanken über ihn. Ich hatte ihn verletzt, durch meine dämliche kindische Reaktion. Und das musste ich wieder gut machen. Am besten jetzt gleich, wenn ich schon dabei war, alles wieder gerade zu biegen. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche.

14:00 Uhr im Stadtcafé? Muss mit dir reden! Lila

Ich lächelte schwach. Vielleicht stimmte ihn es schon ein kleines bisschen um, wenn ich das ganze ein wenig mit Humor nahm und ihm exakt die selbe Nachricht schickte, wie er vor einigen Tagen.

Ich kam mir vor als hätte ich ein Dejà-vu als ich nun schon zum zweiten Mal in dieser Woche vor dem Café auf Max traf. "Hallo.", meinte ich. Am liebsten wäre ich wieder weggerannt, aber ich wollte, das wenigstens einmal in meinem Leben alles gut war, also blieb ich ruhig und zog alles durch, was ich mir vorgenommen hatte. "Ich will nicht lange drum herum reden.", begann ich. "Gehen wir ein Stück.", sagte Max und setzte sich in Bewegung. Wir schlenderten in Richtung Park. Ich atmete einmal tief durch. "Meine Reaktion war echt scheiße, Max. Und sie war ganz sicher nicht so gemeint, wie das rübergekommen ist. Also...es tut mir Leid." "Was meinst du mit 'es war nicht so gemeint'?" Ich schaute auf den Boden. Ich wusste genau, was er von mir wissen wollte. Liebte ich ihn? Das konnte ich nicht sagen. Das funktionierte einfach nicht. In meiner Situation ist kein Platz für etwas Schönes. Das einzige, das ich zur Zeit fühle ist Verzweiflung und Hilflosigkeit. Er schaute mich erwartungsvoll an. Dann nahm er meine Hand. "Ich liebe dich.", sagte er, ganz leise. So als hätte er Angst, dass wenn er es laut sagen würde, ich sofort wieder wegrennen würde. "Max...ich...ich liebe dich auch. Du bist wie ein Bruder für mich, ich meine, wir kennen uns seit dem Kindergarten..." "Du liebst mich wie...einen Bruder?", sagte er spöttisch, aber ich nickte. Er ließ meine Hand sofort wieder los. Natürlich hatten das nicht hören wollen, aber es war die Wahrheit. "Toll.", meinte er und drehte sich weg. "Max...", sagte ich mit heiserer Stimme. Ich wollte nicht schon wieder heulen, das hatte ich schon zu oft getan in letzter Zeit. Er seufzte. "Ist schon okay.", sagte er dann, "du kannst nichts für die Wahrheit." Ich lächelte schwach. "Also ist jetzt alles wieder gut?" Er lächelte zurück, aber ich konnte sehen, dass er sich dazu zwingen musste. "Ja, alles gut.", versicherte er mir. Natürlich war es das nicht. Er hatte es gesagt. Und ich hatte diesen einen Satz nicht sagen können. Ich hatte nicht sagen können 'Ich dich auch.'

"Noch einmal Dragon, dann ist es wieder vorbei." Ich klopfte meinem Wallch aufmunternd den Hals. Sein Fell war nassgeschwitzt und seine Motivation am Boden. Es war auch wirklich warm. Der Frühsommer war dieses Jahr schon unglaublich heiß. Trotzdem strengte sich Dragon an. Für mich. Und ich hatte es nicht einmal verdient. Er musste immer noch ein Turnier gehen, obwohl ich ihm versprochen hatte es zu beenden. Wir galoppierten auf den Baumstamm zu. "Ein einziges Dragon. Dann ist es geschafft." Er beschleunigte, als hätte er jedes einzelne Wort verstanden. Ja, noch dieses Turnier, dann war es vorbei. Noch dieses Turnier, dann wären wir erlöst. Noch dieses Turnier, dann wären wir frei.

Das hoffte ich.

Pferde fliegen. Ohne Flügel. Mit dem Wind.Where stories live. Discover now