Kapitel 24: Verwirrung und Wut

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Ich wachte auf weil es furchtbar heiß war. Es war schon hell draußen und die ersten Sonnenstrahlen verscheuchten den Nebel. Dann bemerkte ich den Arm, der um meinen Bauch geschlungen war und spürte den heißen Atem an meinem Nacken. Leo lag hinter mir und hielt mich fest. Er atmete ruhig und gleichmäßig. Vorsichtig drehte ich mich um, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Er sah so friedlich aus, so unschuldig. Ich nahm vorsichtig meine Hand hoch und fuhr mit meinem Zeigefinger langsam seine feinen Gesichtszüge nach. Er schlief einfach weiter.

"Beobachtest du mich etwa?", fragte er plötzlich mit geschlossenen Augen.

"Wie kannst du das sehen? Deine Augen sind zu!", flüsterte ich und ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Als er die Augen öffnete und mich ebenfalls anlächelte war es mit meiner Fassung wieder geschehen und mein Herz fing wieder an wie verrückt zu schlagen.

Schnell setzte ich mich auf.

"Tut mir leid, dass ich hier gestern einfach so aufgeschlagen bin.", sagte er und fuhr sich dabei mit beiden Händen über das Gesicht.

"Ach, kein Problem!", meinte ich schulterzuckend. "Aber wo ist deine Freundin?"

Leos Blick verdunkelte sich etwas. "Oben, im Haus."

Dann fiel es mir ein, Josh und Luke. Sie mussten uns hier auf dem Sofa gesehen haben, als sie nach Hause gekommen sind. Was dachten sie sich nur? Und die arme Sookie, sie war oben im Haus und wunderte sich sicher, wo Leo war, und er lag hier mit mir auf dem Sofa. Das war einfach alles viel zu kompliziert für mich. Leo schien gerade dieselben Gedanken zu haben wie ich, denn er stand plötzlich auf und zog sich seine Schuhe an.

"Ich muss gehen, sorry nochmal!", sagte er. Seine Stimme war plötzlich abweisend und kalt. Als er die Tür hinter sich zuschlug blieb ich wie erstarrt auf dem Sofa sitzen. Wieso geriet immer ich in solche Situationen? Und überhaupt, was bildete Leo sich eigentlich ein? Zuerst macht er sich an mich ran, dann taucht er sturzbetrunken bei mir zuhause auf und reißt mich aus dem Schlaf und nachdem er dann die Nacht auf meinem Sofa verbracht hatte haute er beleidigt, oder was auch immer er war, wieder ab um zu seiner Freundin zu gehen. Umso mehr ich darüber nachdachte, umso wütender wurde ich. Was war nur los? So ließ ich mich doch sonst nicht behandeln. Ich war doch keine die sich beliebig ein- und ausschalten ließ, wenn ihm gerade danach war. Ganz davon abgesehen war es Sookie gegenüber nicht fair. Ich fällte eine Entscheidung: Ab sofort würde ich mich von Leo fernhalten. Er war der Sohn meines Arbeitgebers, mehr nicht. Allzu lange würde ich sowieso nicht mehr in England bleiben. In ein paar Tagen war das Turnier, an dem ich mit Embassy teilnehmen würde. Wenn sie erfolgreich abschneiden würde, wäre sicher schnell ein Käufer für sie gefunden. Wenn nicht, dann würde ich eben noch auf das eine oder andere Turnier mit ihr gehen. Es war absehbar, spätestens nach dem Sommer konnte ich zurück nach Kanada. Dann würde ich Leo höchstens noch ein paar Wochen im Sommer sehen, doch im Stall konnte ich ihm ja gut aus dem Weg gehen. Wenn ich erst einmal in Kanada war, würde ich ihn sowieso niemals wieder sehen. Es war Zeitverschwendung sich überhaupt mit ihm auseinanderzusetzen. Entschlossen stand ich auf um mich für den Tag anzuziehen. Danach machte ich mich sofort an die Arbeit.

Wie ich feststellte, arbeitete ich mit Wut im Bauch viel schneller als sonst. In kürzester Zeit hatte ich alle Boxen schon ausgemistet, die Plätze gefahren und sogar den Hof gefegt. Doch der Nachteil war dass ich so wütend besser nicht mit Embassy trainieren sollte. Sie war sehr sensibel und würde es sofort bemerken, dass etwas nicht stimmte. Also beschloss ich einen Ausritt mit ihr zu unternehmen. Das tat uns beiden gut und ich kam mal raus und vor allem weg vom Hof und somit weg von Leo. Gerade als ich Embassy gesattelt aus dem Stall führte entdeckte ich Sookie und Danielle. Sie kamen beide auf mich zugelaufen.

Mein weiter Weg zurückWhere stories live. Discover now