Kapitel 27: Vertrauen ist alles

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Es war ein Mittwoch. Ich erfuhr es ganz kurzfristig, morgens als ich gerade dabei war die Pferde zu füttern. Richard war mit Danielle im Schlepptau im Stall aufgetaucht und hatte mir aufgetragen Embassy zu putzen. Ohne weiter nachzufragen befolgte ich seine Anweisung und staunte nicht schlecht, als plötzlich vier Leute den Stall betraten. Ein Mädchen, vielleicht zwei Jahre jünger als ich mit ihren Eltern. Der Vierte im Bunde stellte sich als der Trainer des Mädchens vor.

"Roxy, bring Embassy doch bitte schon einmal in die Reithalle.", sagte Richard während er noch mit Hände schütteln beschäftigt war. Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Diese Leute wollten Embassy kaufen und waren für einen Proberitt da. Ich war den ganzen Weg bis zur Reithalle damit beschäftigt meine aufkommende Wut unter Kontrolle zu bringen. Kurz darauf betraten Richard und seine Kunden die Halle. Das Mädchen nahm mir Embassy aus der Hand und stellte die richtige Länge der Steigbügel für sich ein. Dann saß sie auf. Es hört sich vielleicht egoistisch an, doch in diesem Moment habe ich mir gewünscht, dass Embassy das Mädchen hinunter wirft. Ich stand neben Richard und beobachtete wie das Mädchen unter Anleitung ihres Trainers einige Runden im Schritt durch die Halle ritt. Embassy machte alles brav mit. Sie hatte sich wirklich verändert. Erst als Richard und der Trainer ein paar Sprünge aufstellten wurde Embassy nervös. Sie prustete durch ihre Nüstern und beobachtete Richard und den Trainer beim Aufbau. Als das Mädchen dann auf den ersten Sprung zusteuerte verfiel Embassy komplett in alte Muster. Sie verdrehte nervös ihre Augen und raste auf den Sprung zu, völlig unkontrolliert hastete sie darüber und das Mädchen hatte große Mühe Embassy wieder zu bremsen.

"Wow, sie ist heftig!", brachte das Mädchen überrumpelt heraus. Der Trainer dagegen schüttelte energisch seinen Kopf.

"Nein, Mara, was soll denn das! Du hast doch gesehen wie die Stute springen kann. Setz dich verdammt nochmal in den Sattel rein und lass deine Beine dran. Wenn die Stute nicht reagiert dann gib ihr verdammt nochmal einen Stoß mit dem Gebiss!"

Ich war sprachlos, das konnte doch nicht sein Ernst sein? Embassy war unglaublich empfindlich, wenn man sie richtig zu nehmen musste reichte fast der Gedanke und Embassy reagierte, auf gar keinen Fall durfte man grob zu ihr werden. Doch es ging alles wahnsinnig schnell. Kaum hatte ich meinen Gedanken zu Ende gebracht ritt Mara erneut auf das Hindernis zu, Embassy reagiert wieder panisch, Mara zog heftig im Maul der Stute herum, doch sie sperrte nur das Maul auf und riss den Kopf nach oben.

"Mein Gott, jetzt hau ihr mal eine rein!", tobte der Reitlehrer und Mara zog mit aller Kraft einmal kräftig ihren rechten Arm nach hinten. So viel Gewalt war Embassy nicht gewöhnt, sie geriet ins Straucheln ehe sie den Kopf nach unten nahm und sich mit allen vier Beinen auf einmal abdrückte und einen riesen Satz machte. Mara verlor das Gleichgewicht, konnte sich jedoch gerade noch an der Mähne des Pferdes festkrallen. Embassy setzte sofort nach der Landung von neuem an und bockte einmal quer durch die Halle. Nach ein paar Sprüngen fiel Mara von ihrem Rücken und blieb im Sand liegen. Embassy galoppierte schnell in die andere Ecke der Halle und blieb angespannt stehen. Während Maras Eltern, der Trainer und Richard zu dem Mädchen rannten ging ich schnell zu Embassy, die sich sofort einfangen ließ. Ich redete beruhigend auf sie ein und streichelte ihren Hals. Augenblicklich war sie wieder die Ruhe selbst.

"Mein Gott Richard, dieses Tier ist ja gemeingefährlich!", erboßte sich der Vater von Mara.

"Ich kann das überhaupt nicht verstehen.", sagte Richard entsetzt.

Nachdem Mara sich aufgerappelt hatte verließ sie mit Anhang die Halle.

"Ich verstehe das nicht!", sagte Richard tonlos zu mir. Ich schaute nur betreten zu Boden.

Mein weiter Weg zurückWhere stories live. Discover now