Kapitel 26: Auf Embassy!

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Ich stand gerade unter der Dusche als ich hörte, wie Leo, Sookie und Danielle ankamen. Schnell spülte ich den Schaum aus meinen Haaren und stellte die Dusche ab. Ich trocknete mich mit einem Handtuch ab und schlüpfte in ein paar frische Jeans und mein Lieblingssweatshirt.

"Hey Leute.", sagte ich als ich die Veranda betrat. Sookie grinste mich an und reichte mir ein Glas Sekt.

"Auf dich und Embassy!", rief Luke und wir prosteten uns gegenseitig zu. Ich setzte ein falsches Lächeln auf und leerte mein Glas in einem Zug. Eigentlich hätte ich wirklich glücklich sein sollen, ich hatte mein Ziel erreicht. Doch das mit Embassys Verkauf und vor allem die Sache mit Leo stimmten mich nachdenklich. Ich war mir nicht einmal sicher, was ich eigentlich wollte. Die Stute behalten, am liebsten mit nach Kanada nehmen, klar. Aber mit Leo? So etwas könnte ich Sookie niemals antun. Sie himmelte ihn an. Außerdem waren Leo und ich beide Dickköpfe, es würde niemals klappen zwischen uns. Wir würden uns ständig streiten, zumal er ganz andere Ansichten auf so ziemlich alles hatte als ich. Josh knallte mir eines der Steaks auf den Teller während Danielle Salate daneben häufte.

"Ich hoffe dieses Mal hat nicht Roxy die Steaks eingelegt?", fragte Leo lachend und schenkte mir dabei ein freches Grinsen, welches mein Herz augenblicklich für einen Schlag aussetzen ließ. Wie machte er das nur?

Josh und Luke brachen in schallendes Gelächter aus. "Nein, keine Sorge!"

"Das habt ihr beim letzten Mal auch gesagt."

"Nein, dieses Mal hatte ich tatsächlich nichts damit zu tun!", kommentierte ich nun die Situation und schaute Leo direkt an. Als er meinen Blick streifte lächelte er. Wieso brachte er mich nur immer so aus der Fassung? Ich hatte keine Ahnung, mein Gehirn funktionierte in seiner Nähe so oder so nicht mehr richtig. Kopfschüttelnd belud ich meine Gabel mit Steak und Salat und stopfte mir alles in den Mund. Nicht sehr damenhaft, ich weiß, doch mit irgendetwas musste ich mich ja ablenken. Dass ich dabei von Sookie, Leo und Josh belustigt beobachtet wurde, störte mich im Moment überhaupt nicht. Ich spülte den Bissen mit Bier herunter und stopfte gleich den nächsten in meinen Mund.

"Du bist aber hungrig.", meinte Sookie und spießte elegant eine Nudel des Nudelsalates auf ihre Gabel.

"Von dem Rumgepicke wird man ja nicht satt!", antwortete ich ihr mit vollem Mund und nickte zu ihrer Gabel.

Außer Gekichere von den Jungs und Danielle herrschte Stille am Tisch. Ich konnte nichts dafür, ehrlich, ich mochte Sookie, doch die Tatsache, dass sie Leos Freundin war ließ mich irgendwie zu einem pubertierenden eifersüchtigen Teenie mutieren, ähnlich wie meine Cousine Cat. Ich bemerkte Sookies gekränkten Blick, hatte aber nicht vor mich bei ihr zu entschuldigen. Während Danielle und ich nach dem Essen die Küche aufräumten schleppten Josh und Luke Getränke auf die Terrasse. Wir hörten die Jungs und Sookie draußen lachen, sie stießen des Öfteren miteinander an.

"Du magst ihn.", stellte Danielle trocken fest.

"Wen?", fragte ich, leichte Panik machte sich in mir breit. Danielle lehnte sich mit dem Rücken an die Arbeitsplatte und rieb mit einem Geschirrtuch einen Teller trocken. "Na Leo."

Ich spülte angestrengt weiter und wagte es nicht, ihr in die Augen zu sehen.

"Ich wusste es!", sagte sie als ich schwieg. Das war ihr wohl Antwort genug.

"Wir haben uns geküsst.", gestand ich ihr kleinlaut. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie ihr Mund aufklappte und sie mich anstarrte.

"Oh.", war das einzige, was sie hervorbrachte. Eine Weile spülten wir schweigend weiter.

"Na und jetzt?", fragte Danielle mich irgendwann.

"Was, und jetzt? Er ist mit Sookie zusammen, sie lieben sich. Und ich bin bald wieder in Kanada.", gab ich ihr meine Erklärung zu der Sache, auch wenn ich sie nicht gerne hörte. 

"Ich glaube das nicht.", Danielles Stimme war nur ein Flüstern.

"Was denn?", automatisch flüsterte ich auch.

"Dass er sie liebt, ich meine, sonst hätte er dich ja nicht geküsst, oder?"

"Ich weiß es nicht."

"Das ist doch ganz einfach, rede mit ihm!", schlug Danielle vor, als wäre es das Normalste auf der Welt.

"Ich kann doch nicht einfach mit ihm reden, was soll ich ihm denn sagen? Hey, du, Leo, ich mag dich echt gerne, ich weiß zwar dass du eine Freundin hast aber das ist mir egal! Außerdem hängt Sookie doch andauernd bei ihm rum, wie soll ich so mit ihm reden?", sagte ich sarkastisch.

"Ja, da hast du auch wieder recht. Aber trotzdem, ich sehe doch wie er dich ansieht, und wie du ihn ansiehst. Das kann man doch nicht einfach ignorieren!", Danielle glaubte wohl wirklich an die wahre Liebe.

Als wir endlich fertig in der Küche waren gingen wir wieder auf die Veranda. Die Jungs und Sookie waren schon ziemlich angeheitert. Josh und Luke lachten laut während Sookie an Leos Lippen hing und ihm aufmerksam zuhörte wenn er etwas erzählte. Natürlich drückte sie ihm zwischendurch immer wieder einen Kuss auf die Lippen. Na toll, wie süß, ich könnte Regenbögen kotzen. Danielle warf mir einen besorgten Seitenblick zu den ich gekonnt ignorierte. Als Leo bemerkte, dass Danielle und ich wieder da waren löste er sich schnell von Sookie. Diese sah zuerst ihn etwas beleidigt an und bemerkte dann seinen Blick auf mir, ich wandte schnell den Blick ab, als ich bemerkte dass sie mich anstarrte. 

"Ich denke, wir gehen dann mal.", sagte plötzlich Leo leise. Sookie nickte und stand auf.

"Einen schönen Abend noch!", rief sie in die Runde und verschwand in der Dunkelheit.

"Hey, wartet auf mich!", rief Danielle hinterher. "Die würden mich einfach allein durch die Dunkelheit laufen lassen.", sagte sie empört zu Josh, Luke und mir ehe sie aufsprang und den beiden hinterher joggte. Bevor Josh oder Luke irgendeinen Kommentar abgeben konnten verschwand ich schnell in meinem Zimmer und verkrümelte mich in mein Bett.

Ohne weitere Reaktion waren Leo und Sookie am nächsten Morgen verschwunden. Als ich mich an die Arbeit im Stall machte war Leos Wagen weg. Danielle erzählte mir, als sie in den Stall kam um Citango für ihren Reitunterricht fertig zu machen, dass die beiden Hals über Kopf heute Morgen zurück an die Uni gefahren wären. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Doch ich war enttäuscht. Enttäuscht von Leo, dass er mich einfach geküsst hatte und jetzt ohne ein Wort des Abschieds verschwand. Ein paar Wochen noch, und der Sommer wäre schon wieder vorbei. Vielleicht würde ich ihn nie wieder sehen denn meine Familie erwartete mich in Kanada.

An den kommenden Wochenenden waren wir auf sämtlichen Turnierplätzen Englands unterwegs. Embassy machte sich großartig und wir gewannen zahlreiche L-Springen und waren bei den M-Springen auch immer unter den ersten drei. Für die Schimmelstute gab es immer mehr Interessenten. Sie hatte ein Kämpferherz und übersprang mit Freude jedes Hindernis, so ein Pferd war begehrt. Während jeder neue Interessent für mich eine einzige Qual war, war Richard komplett begeistert und hatte Dollar-Zeichen in den Augen. Er sah schon die Unsummen, die einige Käufer bereit waren für Embassy auszugeben.

"Weißt du, Roxy, eigentlich würde ich dich gerne hier behalten. Du könntest noch eine Menge meiner Pferde ausbilden und in Prüfungen vorstellen. Das würde unserem Ansehen gut tun!", sagte Richard nach einem weiteren Sieg zu mir. Ich lächelte ihn nur an, dachte jedoch nicht daran für immer in England zu bleiben. Kanada war meine Heimat und dort wartete meine wunderbare Familie auf mich.

Mein weiter Weg zurückOù les histoires vivent. Découvrez maintenant