Twelfth

817 68 1
                                    

Missmutig stand Cedric in der Küche und bereitete ein paar Sandwiches zu. Er hatte schlecht geschlafen, dunkle Ringe umrahmten seine Augen, und das Gedankenchaos in seinem Kopf wollte einfach nicht aufhören. Selbst die eiskalte Dusche, in die er sich gezwungen hatte, hatte nichts gebracht. Normalerweise bekam er dann immer einen freien Kopf, doch Allan nahm jeden Winkel seines Verstands so gnadenlos ein, dass er ihn nicht daraus zu verscheuchen vermochte.
Er fragte sich wirklich, ob Ilia, dieser Mensch aus Allans Telefonat, wohl sein Partner oder einfach nur ein Bekannter war. Cedric wusste, dass diese Gedanken einfach nur absurd waren, doch er wollte nicht, dass es jemanden gab, der ihm Allan wegnehmen könnte. Eifersucht, solch ein besitzergreifendes Gefühl.
Er mochte es nicht.

Er seufzte tief. Er sollte vielleicht einfach nur einen kühlen Kopf bewahren. Wenn er sich bloß täuschte und sich Allan gegenüber anders verhielt, würde dieser sofort denken, er würde ihn nicht mögen, und das könnte alles kaputt machen. Cedric durfte sich also nichts anmerken lassen.
Mit den Sandwiches und einem Kaffee aus selbst gemahlenen Bohnen setzte er sich an den Tisch und frühstückte gedankenverloren. Sein hellblauer Blick lag auf den Ästen des Kirschbaumes im Garten. Die Sonne streckte gerade ihre noch rötlichen Strahlen über die Baumkrone und tauchte den Garten in ein güldenes Licht. Aus irgendeinem Grund mochte er es, den Baum zu beobachten.
Ein Knarren ertönte, und er wandte sich erschrocken um. Die Tür wurde aufgedrückt, Allan erschien in der Küche. Als sich ihre Blicke begegneten, errötete Allan und fuhr sich mit der Hand durch die dunklen, weichen Haare.
„Guten Morgen", sagte er leise.
„Guten Morgen, Allan", lächelte Cedric. Ein warmes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus, und er versuchte, seine Verwirrung nicht bis zu seinem Gesichtsausdruck durchdringen zu lassen. Eben noch hatte er sich noch Sorgen gemacht, dass Allan ihn nicht mochte, und jetzt blickte er ihm entgegen und sein Herz drehte durch? Er schüttelte kaum merklich den Kopf. Liebe, was für ein seltsames Gefühl.
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Allan sich zu ihm an den Tisch setzte. Er trug noch keine Jacke und hatte sein Hemd nicht bis oben hin zugeknöpft. Sein Haar war zerstrubbelt und feucht, als wäre er ein wenig durch den Wind.
Cedric biss sich auf die Lippe. Es stand ihm schon gut, wenn er so chaotisch aussah.
Allan hatte sich unterdessen ein Sandwich geschnappt, und nun begegneten sich ihre Blicke. Das Herz rutschte Cedric in die Hose, als ihn diese unschuldigen, neugierigen dunklen Augen ansahen.
Allan räusperte sich. „Ich kam gestern nicht dazu, es zu sagen", meinte er verlegen, „aber diese Sandwiches sind genial."
Cedric lachte auf. Sein Herz hüpfte freudig. „Danke, Allan."
Allan lächelte ihn an, und seine Wangen färbten sich leicht. Cedric grinste schelmisch. „Du kannst schon froh sein, dass ein Kerl kochen kann", meinte er.
Allan nickte zustimmend. „Das stimmt. Müsste ich kochen, würden wir bloß Asche mit Butter essen können, weil ich es sogar schaffe, Toast anbrennen zu lassen."
„Oh verdammt." Cedric lachte heiser. „Ich möchte nicht wissen, wie du das anstellst."
„Besser so." Allan lächelte leicht, und Cedric erwiderte es.
Die beiden nutzten die letzten Minuten bis ihre Arbeitszeit begann, um in Ruhe zu Ende zu frühstücken, doch schließlich mussten sie wieder ins Büro. Allan half ihm noch, das Geschirr wegzuräumen, und dabei liefen sie beinahe gegeneinander. Allan zuckte erschrocken zusammen, und unwillkürlich streckte Cedric die linke Hand aus und packte ihn am Arm.
„Entschuldigung", murmelten die beiden wie aus einem Munde.
Cedric lachte leise. Allan stand so dicht vor ihm, dass er die sich ausbreitende Röte in seinem Gesicht genau beobachten konnte.
„Du wirst schon wieder rot", wisperte er.
Allan ächzte verlegen und wandte den Blick ab. Wenn das überhaupt möglich war, so wurde er noch röter als zuvor.
Cedric lächelte leicht und drückte seinen Arm. „Komm schon, wir müssen an die Arbeit", sagte er leise. Dann ließ er ihn los und lief an ihm vorbei aus der Küche.
Er musste dringend seinen rasenden Herzschlag beruhigen.

Nur du zählst...Where stories live. Discover now