Twentyninth

589 54 1
                                    

Allan wachte von einem unerträglichem Schmerz in der Brust auf, und schlug schnaufend die Augen auf. Die ersten Sonnenstrahlen begrüßten ihn fröhlich, unwissend von seinen Schmerzen. Er versuchte sich aufzusetzen, doch er war zu schwach und ihm wurde sofort schwindelig.
„Oh gottverdammt..."
Schwer atmend rieb er sich übers Herz, bis seine Hand automatisch die Narbe an seiner Seite fand und dort innehielt. Er seufzte tief auf.
Warum musste bloß immer alles so anstrengend sein?

Nach einer Weile gelang es ihm endlich, sich aufzusetzen, und er fuhr sich müde durch die Haare. Dann warf er einen Blick auf sein Telefon. Es war gerade mal 5:27 Uhr. Nicht einmal der Hahn war bereits wach.
Mit einem weiteren Seufzer begab er sich also schlaftrunken zu seinem Kleiderschrank, um sich ein dunkles Hemd überzuziehen. Da er heute ohnehin beurlaubt war, musste, oder eher durfte er sich nicht in seine Uniform zwängen.
Leise öffnete er seine Zimmertür und lugte hinaus. Statt aber ins Halbdunkel zu treten, traf ihn ein Lichtschein, der offensichtlich aus dem Bad kam, und gleich darauf erblickte er Cedric nur in Uniformhose und einem Handtuch, mit dem er sein Haar trocknete. Als er Allan bemerkte, entfuhr ihm ein erschrockener Laut, und er stolperte über seine eigenen Füße.
Bei seinem Anblick lief Allan puterrot an. „Ähm... guten Morgen."
„Guten Morgen, Al", sagte auch Cedric, und ein flüchtiges Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er kam auf ihn zu, hängte sich das Handtuch über die Schulter und blieb dann unmittelbar vor ihm stehen, bloß um sich lässig an den Türrahmen zu lehnen.
Allan musste sich zusammennehmen, um ihn nicht wie blöd anzustarren, seinen kräftigen Oberkörper zu mustern und sich in diesen blauen Augen zu verlieren. Vergeblich. Cedric jagte seinen Verstand jedes Mal aufs Neue in völlig verdrehte Gefühlswelten.

„Allan." Cedric pikte ihm mit dem Finger in die Wange und grinste dümmlich. „Bist du noch da?"
Allan schrak zusammen und hob dann belustigt die Brauen. „Was soll–"
Weiter kam er nicht, denn Cedric beugte sich einfach zu ihm hinunter und küsste ihn leidenschaftlich. Allan schrak zusammen, und beinahe hätten ihm vor Schreck die Knie nachgegeben, wenn Cedric ihn nicht dicht an sich gezogen hätte.
Atemlos lösten sie sich voneinander. Allans Herz raste wie wahnsinnig, und weil er Cedric so nahe war, wusste er, dass es ihm nicht anders erging. Ein schüchternes Grinsen schlich sich auf seine Lippen.
Cedric lächelte sanft. Er legte die Hand auf Allans Wange, bis sie in seinen Nacken rutschte und ihm dabei einen Schauer über den Rücken jagte. „Also... so könnte ich öfter den Tag beginnen."
Allan verdrehte die Augen und boxte ihm leicht in die Rippen. „Du Idiot."
Cedric beugte sich zu ihm, bis ihre Nasenspitzen sich federleicht berührten und Allan seinen heißen Atem auf den Lippen spüren konnte. „Du etwa nicht?"
Allan rutschte sichtbar das Herz in die Hose. Allerdings reckte er das Kinn und stieß Cedric leicht von sich. Mit einem leisen Grinsen lief er an ihm vorbei zur Treppe. „Ich bevorzuge eher eine große Tasse Kaffee."

~

Bis zur Mittagszeit kümmerte Cedric sich beinahe ausschließlich um die Berichte der letzten Nacht, wobei er Allan dazu hatte zwingen müssen, dem Schreibtisch fernzubleiben und sich auszuruhen. Er selbst mühte sich mit dem Papierkram ab, war aber immerhin fokussiert genug, um nicht die ganze Zeit in Gedanken an Allan zu versinken.
Dafür, dass Allan gestern emotional viel durchgemacht hatte, schien es ihm heute recht gut zu gehen, zumindest ließ er sich nichts anmerken, wenn doch. Cedric hatte bloß seine Müdigkeit und Herzprobleme bemerkt, doch er würde sich viel mehr Sorgen machen, wenn es ihm wieder so dreckig ging, dass er höllische Angst bekam und in Flashbacks ertrank.

Gegen dreizehn Uhr begann Cedric, Lasagne zu kochen, sodass er vor vierzehn Uhr fertig war. Dann stieg er die Treppen ins erste Stockwerk hinauf, um Allan zu holen. Seine Zimmertür stand einen Spalt breit offen, also klopfte er bloß kurz an und schob dann die Tür auf.
Allan stand vor seinem Spiegel, in offenem Hemd, und rieb Salbe über die Narbe an seiner Seite. Er blickte erstaunt auf, als er ihn erblickte. „Oh, hi."
„Hey." Cedric lächelte leicht. „Darf ich reinkommen?"
„Natürlich", erwiderte Allan knapp, und er wandte mit rötlichen Wangen den Blick ab. Cedric schritt lächelnd ins Zimmer auf ihn zu, blieb neben ihm stehen und küsste ihn kurz auf die Wange. Sofort wurde Allan noch röter.
„Hast du Schmerzen?", hakte Cedric leise nach.
„Ja", seufzte Allan gequält, „ich hätte gestern nicht so viel rennen dürfen."
„Das nächste Mal lasse ich dich hier", meinte Cedric streng, doch Allan verdrehte bloß die Augen. Cedric grinste leicht. Er wusste, dass er es nicht wirklich ernst meinte, obgleich es das Beste für Allan wäre, wenn er solche Einsätze vom Büro aus bearbeitete, doch letztendlich war er es gewesen, der Clark gefunden hatte und sie alle schließlich vor dessen aggressiven Vater bewahrt hatte.

„Das gestern... du hast die Situation super gemeistert." Cedric legte sanft die Hände an Allans Hüfte, darauf bedacht ihm nicht wehzutun, und drehte ihn zu sich um, blickte in diese wunderschönen dunklen Augen. „Ohne dich wären wir noch eine ganze Weile lang blind umhergeirrt und vielleicht sogar verletzt worden."
Allan lächelte verlegen. „Erfahrung", meinte er schlicht. Er zuckte die Schultern, schlang die Arme um Cedrics Hals und küsste ihn schüchtern. Cedric grinste glücklich, sein Herz hüpfte, und er zog Allan noch dichter an sich.
Wie konnte man nur so glücklich über einen schlichten Kuss sein?

Sie lösten sich voneinander, und Cedric zupfte an Allans Hemd herum, bis er schließlich begann, die Knöpfe zu schließen. „Eigentlich wollte ich dir bloß Bescheid sagen, dass das Essen fertig ist", sagte er leise. „Aber... ich..." Er stockte, blickte in Allans Augen. „Manchmal machst du mich wahnsinnig."
Allan grinste ihn an. „Warum das denn?"
Cedric schnaubte belustigt. „Charme ist wohl nicht so deine Stärke?"
Allan schnaubte schmunzelnd zurück. „Und Antworten kennst du wohl nicht?"
„Ach, Al." Cedric zog ihn in eine Umarmung, welche Allan verdutzt erwiderte. „Ich liebe dich", murmelte er in seine Halsbeuge hinein. Allans Muskeln spannten sich merklich an. „I-ich dich auch", stammelte er eingeschüchtert. Cedric konnte sein Herz rasen spüren, ebenso wie sein eigenes, und er lächelte breit. Dann löste er sich von ihm und drückte ihm noch einen Kuss auf die Lippen. „Ich muss gleich raus zur Patrouille. Wir sehen uns danach wieder."
Allan nickte eifrig, die Wangen puterrot. Cedric zögerte kurz, doch dann küsste er Allan abermals, und dieser erwiderte den Kuss schnell, bevor er ihn alleine zu Mittag essen lassen musste. Immerhin konnte er das Haus mit einem breiten Lächeln verlassen.

Nur du zählst...Where stories live. Discover now