zweites mal ᵛᵏᵒᵒᵏ

»6«

[Jungkook]

„Jackson? Was machst du hier?", fragte ich leise und schaute den Mann an, den ich nun schon Jahre lang nicht mehr gesehen hatte. So plötzlich wie er hier stand, glaubte ich erst, er sei nur eine Einbildung gewesen, die durch den Alkohol und den Blutverlust kam, als er mich aber in eine plötzliche Umarmung zog und ich ihn fühlen konnte, realisierte ich, dass er wirklich hier war.

„All die Jahre sind vergangen und du bist noch immer der Winzling von vorher!", musste der Ältere unbedingt erwähnen und lachte mich dabei aus. Ich hatte vergessen, wie alt er genau war, aber es mussten vielleicht ein- oder zweiundvierzig sein. Sein Aussehen hatte sich im Großen und Ganzen kaum verändert, jedoch sah man ihm an, dass er, wahrscheinlich durch die Arbeit, sehr müde und erschöpft war.

Auch wenn ich ein wenig meine Schwierigkeiten damit hatte, mich zu konzentrieren und jedes Mal auch die richtigen Worte zu finden, unterhielten wir uns wirklich lang miteinander, bis spät in die Nacht. Jackson wusste, was zwischen Taehyung und mir vorgefallen war, immerhin standen wir im andauernden Kontakt zueinander, dennoch wollte er alles noch einmal bis auf das kleinste Detail erklärt haben, wieso mir nichts anderes übrig blieb.

„Was soll ich denn schon sagen? Ich weiß nicht mal mehr wie lang es genau her ist, weil all die Erinnerungen an diese schlimmen Momente getrübt sind. Er hatte diese Frau auf einem Austausch kennengelernt, sie blieben in Kontakt und es passierte einfach. Taehyung hatte mir zwar das Wort gegeben, mich für immer zu lieben unebene sagte selbst nachdem es vorbei war, dass es noch der Fall ist und dass er nie aufhören würde mich zu lieben, aber ich kann nicht daran glauben. Schließlich war er in einer Beziehung zu dieser Frau, also muss er ja auch für sie etwas empfunden haben, obwohl er mich hatte und seine Tochter, die nun jetzt nicht mehr mit uns ist-", erzählte ich alles und wurde mit meinem letzten Satz auch unterbrochen.

„Was? Wie meinst du das?", rief der Braunhaarige fast schon. Leise seufzend senkte ich meinen Blick und versuchte die Tränen zurück zu halten, das mir wirklich sehr schwer fiel.

„Taehyung und Young-Mi hatten einen Autounfall. Ein LKW ist in deren Auto hineingefahren und beide mussten durch eine Operation. Erst einmal schien alles wieder besser zu werden, aber heute hat ihr kleines Herz versagt", murmelte ich fast schon. „Ich weiß nicht wirklich viel, aber die Polizei vermutet, es sei ein gezielter Angriff gewesen, aber bisher gibt es nicht genügend Beweise dafür, dass die Ermittlungen gelitten werden."

„Ich werde aushelfen! Ich denke, ich kann einen meiner Freunde der Staatsanwalt kontaktieren und die schicken dann ihre Detektive", schlug Jackson vor, aber ich schüttelte nur leicht den Kopf.

„Beide sind noch in meinem Herzen und ich trauere sehr um Young-Mi, aber ich bin kein Teil ihres Lebens mehr. Es sollte mich nicht angehen, was sie tun und nicht tun, wo sie sind und wie es ihnen geht. Ich habe nicht das Recht, mich in ihre Angelegenheiten einzumischen und es betrifft mich auch nicht. Wenn ich ehrlich bin, möchte ich auch gar nicht wissen, in was für Geschäfte Taehyung sich eingewickelt hat, dass so etwas geschehen musste", meinte ich leise und seufzte wieder. Auch wenn mein Inneres mir sagte, dass es falsch war, musste gerade vernünftig handeln.

„Das kann ich verstehen. Aber was ist, wenn noch einmal so etwas passiert? Dann würde das auch Taehyung das Leben kosten", sagte Jackson und schaute mich besorgt an. „Du weißt ja, dass ich ihn nicht sonderlich mag, einfach weil er mir unsympathisch ist und dich nicht so behandelt hat, wie er es hätte tun sollen, aber ich würde nicht einmal meinem Feind den Tod wünschen. Denkst du nicht, es wäre zu gefährlich, alles zu ignorieren und Taehyung alleine in diese Welt zu lassen? Sollte es stimmen, dass ihm das jemand angetan hat, dann wird dieser Jemand auch ein zweites Mal zuschlagen. Da bin ich mir sicher!"

„Dieser Jemand hat wohl genügend verstand, um zu wissen, es wäre effektiver, Taehyung am Leben zu lassen, nun da er ja seine Tochter verloren hat. Ihn zu töten, wäre nicht Leid genug. Verstehst du?", fragte ich und mein Gegenüber nickte. „Nur wenn er nicht locker lassen wird, wird ihm ebenfalls geschehen. Ich hoffe das war ihm eine Lehre, sofern er sich denn in illegale Geschäfte verstrickt hat."

„Ich nehm alles zurück, du hast dich tatsächlich verändert", sagte Jackson leise. „Aber ins positive. Es ist gut zu sehen, dass du nun eher auf deiner Vernunft hörst, als auf dein Herz. Der alte Jungkook hätte nun wohl nichts anderes getan, als darauf zu warten, dass Taehyung endlich wach wird."

Nur leicht nickend griff ich nach meinem Glas Wasser und wollte gerade was daraus trinken, als mein Handy vibrierte, welches in meiner Hosentasche war. Ich erschreckte ein mich ein wenig, schließlich bekam ich um diese Uhrzeit für gewöhnlich keine Nachrichten mehr.

Gäbe es Ji-Cheol nicht.

Während Jackson und ich noch über alles mögliche redeten, schrieb ich die ganze Zeit nebenbei mit dem Mann, konnte mir dabei ein Lächeln die ganze Zeit über nicht verkneifen, weshalb mein Gast schnell neugierig wurde.

„Na sag schon! Mit wem schreibst du, dass du plötzlich wieder so lächeln musst?", fragte er mich.

„Ach, mit niemandem", meinte ich. „Nur ein Freund von mir."

Und ich kicherte leise.

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