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[Jungkook]

„Ji-Cheol, kann ich heute hier bei dir bleiben? Ich fühle mich ehrlich gesagt wohler hier als wenn ich alleine Zuhause wäre", meinte ich und senkte meinen Kopf sofort beschämt, da ich merkte, wie meine Wangen rot wurden.

„Natürlich kannst du das, ich kann Mark sagen, dass er dir was bringen soll, wenn du magst. Ich muss mich allmählich an die Arbeit setzen, da wir bald ein neues Produkt in den Markt bringen und somit noch einige fertig gemacht werden muss, daher werde ich nicht die ganze Zeit was mit dir machen können", schlug der Ältere sofort vor. So wie er sprach, hörte es sich fast an als würde er zu einem Kind sprechen. Ein Problem damit hatte ich nicht.

Aber ich schüttelte den Kopf.

„Nicht nötig", sagte ich leise. „Ich hab mein Handy hier, wenn mir langweilig wird und ich schaue dir einfach zu, das ist bestimmt ganz spannend!"

Mein Gegenüber lächelte leicht und nickte dann. So war es dann auch. In den nächsten Stunden spielte ich immer mal wieder was an meinem Handy, was mich aber schnell langweilte, jedoch fand ich es umso spannender, Ji-Cheol einfach dabei zuzuschauen, wie er arbeitete. Damals ließ Taehyung mich das nie machen, er wollte nicht gestört werden, während er sich konzentrierte und deswegen hatte ich kein Zutritt zum Arbeitszimmer, solang er darin war. Jetzt aber war es anders, dieser Mann hier vor mir anders, er war ein besserer Mensch, da war ich mir sicher. Zwar hatte ich noch kein ganzes, richtiges Bild von ihm, aber es waren die Kleinigkeiten, die mich davon überzeugten, dass er wirklich ein herzensguter Mensch war.

Wir unterschieden uns in vielerlei Hinsicht. Ich hatte kaum Geld, kam aus einem anderen Elternhaus, meine Arbeit glich seiner noch lange nicht, war unbedeutend und noch sehr jung, während ihm die Welt zu Füßen lag, er Erfolg hatte, Geld, sich einen Namen in dieser Gesellschaft gemacht, der bleiben würde. Er hatte keinerlei Grund dazu, mich nett zu behandeln oder hier zu behalten, geschweige denn sich den ganzen Stress zu machen wegen der Skandale, jedoch tat er es trotzdem, wir hatten bereits zwei Dates und er ließ mich jetzt schon hier bei sich im Büro bleiben, wobei wir uns doch nur knapp über eine Woche kannten.

Ji-Cheol, liebst du mich? Oder für's Lieben ist es noch zu früh, aber interessierst du dich für mich?

„Jungkook, musst du heute denn gar nicht zur Arbeit? Mir ist das gerade in den Sinn gekommen, es ist mitten in der Woche", meinte Ji-Cheol irgendwann. Einige Zeit lang schaute ich ihn nur weiterhin an, weil ich einfach in eine Trance verfiel, wenn wir uns in die Augen schauten, jedoch konnte ich mich schnell wieder fassen.

„Naja, eigentlich sollte ich heute schon um neun Uhr Morgens dort sein, aber ich bin einfach nicht gegangen", sagte ich und kratzte mich am Hinterkopf. „Noch habe ich meiner Chefin nicht Bescheid gesagt, aber ich rufe sie später einfach an und erzähle ihr, dass ich sehr krank war oder so."

„Hast du denn keine Angst, dass du deinen Job verlierst? Ich weiß es als Arbeitgeber selbst, dass meine Arbeiter es nicht immer leicht haben, aber ich muss mich auf sie verlassen können und wenn einer von ihnen sowas machen würde, dann gäbe es sofort eine fristlose Kündigung", erzählte er und machte mir damit schon ein wenig Panik, da dieser Job das einzige war, was mich noch über Wasser hielt. Meine Eltern waren beide kurz vor der Rente und ich war nun in einem Alter, in dem ich nicht auf ihr Geld angewiesen sein wollte, also kam das gar nicht erst infrage.

„Selbst wenn, es findet sich bestimmt irgendwo ein Kiosk oder so, bei dem ich arbeiten könnte, um um die Runden kommen zu können. Ich bin jung und kann noch körperliche Arbeit verrichten, also wird es kein Problem sein, denke ich mal. Meine Chefin wird bestimmt Verständnis dafür haben, dass ich einen Tag mal nicht da war. Vielleicht sollte ich ehrlich sein und ihr von der Pressekonferenz erzählen", meinte ich und dachte nach.

Sie war auch ein guter Mensch und ich wusste, wenn ich ihr erzählen würde, was momentan alles so los ist, dass sie dann Verständnis haben würde, jedoch war ich mir unsicher damit, ob dieses Verständnis auch dafür ausreichen würde, mich bei sich zu behalten.

„Hast du denn überhaupt Spaß an diesem Beruf oder machst du ihn, weil du es kannst? Verdienst du überhaupt genug, wegen der Miete und so?", fragte er mich. Ji-Cheol hörte nun auf zu arbeiten, stand von seinem Tisch auf und kam zu mir auf das Sofa, setzte sich dicht an mich und schaute mich besorgt an. „Die Sachen die du trägst, scheinen schon älter zu sein und auch in deiner Wohnung ist nicht gerade viel! Du hast ja nur wenig richtige Möbel. Obwohl dein Vater Arzt ist, lebst du in solch Bedingungen? Irgendwas muss doch vorgefallen sein!"

Ich seufzte, denn ich wollte ihn nicht anlügen.

„Es ist nicht lang her seitdem ich mich von meinem langjährigen Freund geschieden habe. Während der Beziehung lebte ich von seinem Geld, denn obwohl er Lehrer war, verdiente er komischerweise ziemlich viel, für unsere damaligen Verhältnisse. Da alles im Haus von ihm gekauft wurde, entschied das Gericht, dass vollständige Besitztümer an ihn gehen und somit blieb ich letztendlich nur mit zwei Koffern voller Kleidung und andere Kleinigkeiten, die ich hatte. Es war nicht leicht die Wohnung zu finden und noch schwieriger diese dann auch noch einzurichten. Weil ich sowieso nie Besuch habe, dachte ich mir, dass es wohl keinen Sinn ergeben würde, sie schön einzurichten. Das Geld dazu habe ich sowieso nicht."

Sich das von der Seele geredet zu haben, tat mir gut, auch wenn ich zu diesem Thema noch drei Stunden weiter erzählen konnte, jedoch beließ ich es erst einmal nur beim Wichtigsten.

Und er blieb erst einmal ruhig. Ji-Cheol sagte nichts, er schaute mich nur an und schien dabei nachzudenken, was ich ihm nicht übel nahm, denn es passiert nicht alle Tage, dass jemand einem sowas erzählte. Dann aber schien er eine Idee zu haben.

„Dann lass uns ernst werden! Ich kann für dich sorgen und dir ein schönes Leben geben, dazu habe ich mehr als nur genügend Geld! Es muss keine Liebe sein, ich weiß nämlich nicht, ob du dich in mich verlieben kannst, aber ich bin bereit, die Sache anzugehen. Denn Interesse an dir habe ich schon von dem Moment, als wir uns zum ersten Mal trafen. Liebe auf den ersten Blick, oder wie man das nennt."

———
Na? Was glaubt ihr wird Jungkook wohl tun?

zweites mal ᵛᵏᵒᵒᵏ Where stories live. Discover now