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»I like the way you talk, I like the things you wear
I want your number tattoed on my arm in ink, I swear
'Cause when the morning comes, I know you won't be there«

Nice to Meet Ya - Niall Horan

Ich könnte schwören, dieser Typ beobachtet mich schon die ganze Zeit, worüber ich mich nicht beschweren sollte. Er ist er schon ziemlich attraktiv, abgesehen davon schaue ich ihn ja auch schon die letzten drei Drinks lang immer wieder an. Irgendwie fühlt sich das cool an, auf eine seltsame Art und Weise. Zuhause würde mir das nicht passieren, aber ich habe das Gefühl hier und jetzt in Wien ist viel mehr möglich. Vor allem würde ich mich schon mal in Frankfurt nicht in eine Gay-Bar trauen. Die Chance, dass mich irgendwer kennt, ist einfach viel zu groß. Niemand außer Sophie weiß, dass ich schwul bin und das soll auch fürs erst so bleiben. Heute bietet sich mir zum ersten mal so richtig die Möglichtkeit all das zu tun, was ich mich Zuhause nicht traue. Das einzige, was ich dafür tun musste: Mich aus dem Zimmer schleichen. Solange Alex nicht aufwacht und Frau Müller irgendwie mitbekommt, dass ich nicht da bin, ist alles gut und da Alex einen wirklich festen Schlaf hat und mich glaub ich nicht verpfeifen würde.

Als das dritte Glas leer ist, gebe ich dem Barkeeper das Geld für die Drinks und taste in meiner Hosentasche nach dem Feuerzeug und dem Joint, den ich mir vorhin noch gekauft habe. Anscheinend gibts hier in der Bar eine Dachterrasse. Wird Zeit mir die mal anzuschauen und mein Geld nicht umsonst für Gras ausgegeben zu haben. Ich suche mir einen Weg durch die pulsierende Masse, die nach Alkohol, Schweiß und Rauch riecht. Schließlich finde ich meinen Weg nach oben. Die Techno-Musik dröhnt durchs Dach und die Stimmen der Leute verschmelzen zu einem unheimlich lauten Rauschen, aber die Lichter der Stadt und den freien Himmel zu sehen und die Sterne erzeugen trotzdem eine viel ruhigere Atmosphäre als da drinnen. Ich suche mit einen Platz am Geländer, zünde den Joint an, nehme einen Zug - und muss erstmal husten. Recht schnell gewöhne ich mich aber an die neue Situation.

„Hey", sagt plötzlich eine Stimme neben mir, „Alles gut? Du wirkst ein wenig unglücklich."

Ich schaue den Typen an und schüttle den Kopf. „Mir gehts gut. Wirklich. Nur bis jetzt ist die Feierlaune noch nicht so aufgekommen. Viele hier sind irgendwie... ausgelassener."

Er grinst und legt eine Hand um meine Hüfte, was eigenartig ist, weil er deutlich älter ist, aber es fühlt sich trotzdem erstaunlich gut an, mich nicht zu verstecken. „Da hab ich was für dich." Einen Augenblick später gibt er mir eine Pille. „Ist Ecstasy. Damit wird alles intensiver und besser."

Ich nehme die Pille und schaue sie an. Ist das das was ich will? Keine Ahnung.

„Schatz, hast du schon wieder zu viel getrunken?" Oh Gott. Der Typ, den ich drinnen beobachtet habe. Ist der, der mir das Ecstasy gegeben hat etwa sein Freund? Irgendwie schade. Doch der Arm um meine Hüfte löst sich und ich werde verwirrt angeschaut. Dieses Gefühl kann ich nur erwidern. Besonders als ich einen Kuss auf die Wange bekomme und der ältere Typ den Kopf schüttelt und geht.

„Äh, was war das?" Eine Erklärung finde ich wäre angemessen.

„Bist du bescheuert?" Kurz finde ich ihn nicht mehr so attraktiv wie vorhin noch. „Wirklich? So eine Partydroge? Bitte sag mir, dass du das nicht nehmen wolltest. Wie alt bist du überhaupt? Von Nahem siehst du wirklich einiges jünger aus..."

Hm. Aber sein Gesicht ist trotzdem ziemlich hübsch. Oh je, ich glaube ich bin high. „Alt genug. Ich hab einen Ausweis der das sagt." Keine Lüge. Der Ausweis ist halt eine Fälschung. Dass ich ein Schüler bin, der auf Klassenfahrt ist und nicht hier sollte, verschweige ich gerne. „Da drinnen scheinen es viele genommen zu haben."

Fehlkonstruktion [boyxboy]Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu