»Love and mercy that's what you need tonight
So, love and mercy to you and your friends tonight«

Love and Mercy - Brian Wilson

Schon als ich heute morgen aufgewacht bin, hatte ich ein komisches Gefühl im Magen. Den Tag über ist es nicht besser geworden. Jetzt wo die Polizei auf unseren Schulhof fährt wird es nicht besser. An sich ist das nichts neues. Eigentlich passiert das sogar ziemlich regelmäßig. Irgendjemand hat was geklaut, oder noch wahrscheinlicher, Drogen dabeigehabt. Tatsächlich gab es sogar schon mehr als einmal eine kleine Razzia hier. Etwas fühlt sich aber gerade anders an. Kaum später wird das flaumige Gefühl noch stärker, als es an der Tür klopft und unsere stellvertretende Rektorin Frau Bach den Raum betritt. „Lucas, können Sie bitte mitkommen?"

Ich habe nichts verbrochen, warum werde ich ausgerechnet aus dem Unterricht geholt, gerade als die Polizei hier aufkreuzt? Mir war ja den ganzen Tag irgendwie schon klar, dass was passieren wird und so langsam frage ich mich wirklich, was das ist.

„Ihr Vater steckt in Schwierigkeiten. Die Polizei ist wegen ihm hier. Sie wollen auch mit Ihnen sprechen."

Wegen meinem Vater? Das klingt gar nicht gut. „Aus welchem Grund denn bitte?"

„Es wurde Anzeige gegen ihn erstattet." So nüchtern wie Frau Bach das gerade sagt, könnte ich nicht bleiben, wenn ich jemandem mitteilen müsste, dass ein Elternteil anscheinend ein ernsthaftes Problem hat. Hoffentlich hat es nichts mit diesem bescheuerten Gerücht zu tun, das da mal die Runde gemacht hat. „Es geht um sexuelle Belästigung. So lange die Ermittlungen laufen, werde ich seine Tätigkeit als Schulleiter übernehmen. Ihr Vater ist vorerst suspendiert."

Das kann unmöglich wahr sein. Mein Vater würde so etwas nie tun. Wer tut ihm denn bitte sowas an? Klar, den Schulleiter kann nicht jeder leiden, aber so ein schlechter Scherz geht einfach zu weit und ist nicht mehr lustig. Ich sage nichts und Frau Bach schaut mich besorgt an. „Lucas? Geht es Ihnen gut, wollen Sie sich setzen? Wir können ins Krankenzimmer des Sekretariats und ich kann die Polizisten dann dahin schicken, um mit Ihnen zu sprechen."

Ins Sekretariat, wo dann Jessica ist? Nein danke. „Passt schon..."

„Ist zu Hause bei Ihnen alles in Ordnung? Sie wissen, Sie können mit mir reden." Der Klassiker. Die erste Frage, die man von Lehrern gestellt bekommt, wenn irgendwas passiert ist.

„Ja", antworte ich kurz und knapp. Natürlich läuft nicht alles perfekt, aber meine Probleme mit Jessica und ihrem Einzug, haben absolut nichts mit der Anzeige gegen meinen Vater zu tun und sowas geht die Kollegen meines Vaters auch nicht so wirklich was an. „Kann ich zu meinem Vater?"

Frau Bach nickt. „Sicherlich. Gut möglich, dass die Polizisten noch mit ihm sprechen oder Sie gleich abfangen. Danach können Sie dann aber wirklich zu ihm. Aufgrund der Umstände sind Sie den Rest des Tages vom Unterricht freigestellt."

Schweigend gehen wir zum Büro meines Vaters und werden direkt von einer Polizistin abgefangen. „Ist das der Sohn?"

„Sie können mich auch gerne direkt ansprechen." Ich bin ja kein kleines Kind mehr und kann selbst antworten.

Die Polizistin lächelt. „Klar. Tut mir Leid. Mein Name ist Chiara Peralta. Können wir uns unterhalten?"

„Hab ich denn eine Wahl?"

Fehlkonstruktion [boyxboy]Where stories live. Discover now