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»I will burn this city down for a diamond in the dust
I will keep you safe and sound when there's no one left to trust
Will you take my hand?
We can make our stand«

Start A Riot - BANNERS

Übers Wochenende habe ich nichts von Aaron gehört und er hat auch auf keine meiner Nachrichten geantwortet. Was ist nur los mit ihm? Ich hoffe ihm geht es gut und wir können es heute klären, wenn ich zur Strafarbeit gehe. Bestimmt gibt es eine ganz banale Erklärung.

Der Unterricht zieht sich aufs Übelste. Minuten fühlen sich wie Stunden an und Stunden scheinen kein Ende nehmen zu wollen. In Powi ist es heute besonders schlimm. Nervige Mitschüler gepaart mit der Wiederholung von diesen Theorein von Friedman und Keynes auf Wunsch von einer ist absolut keine gute Kombi. Warum habe ich dieses Fach nochmal nicht abgewählt? In der Hoffnung meine Noten nochmal zu verbessern? Das ist doch jetzt schon klar, dass das nichts mehr wird. Ich hätte mir das halbe Jahr Unterricht wirklich sparen können.

Als wir aus dem Kurs entlassen werden, werfe ich meine Sachen einfach in meinen Rucksack und gehe in zügigem Tempo zu Herr Grimaldis Zimmer. Irgendwie freue ich mich meistens den ganzen Tag über auf diesen Moment, obwohl die Arbeit mit Aaron bei seinem Vater eine Strafe sein soll.

„Hallo", rufe ich in den Raum, als ich die Tür aufmache. Keiner antwortet. Von Aarons Sachen, die hier stehen müssten ist keine Spur. Eigentlich müsste er hier sein. Er hat keine Vorlesung gerade und sonst ist er auch immer Montags hier zu dieser Zeit.

„Ah, hallo Lucas. Da bist du ja schon. Ich bräuchte deine Hilfe." Wie aus den nichts steht Herr Grimalde hinter mir.

Ich begrüße ihn und stelle mein Zeug ab. „Klar, kein Problem, dafür bin ich hier. Wo ist eigentlich Ihr Sohn?"

„Aronne?" Herr Grimaldi schaut mich irritiert an. „Hat er dir das nicht gesagt? Er hat aufgehört. Will sich was anderes suchen. Finde ich aber auch verständlich, dass er nicht ewig bei seinem alten Herrn arbeiten will."

Er arbeitet nicht mehr hier? Ihm ist es doch wichtig Geld zu verdienen und dann geht er? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das was mit mir zu tun hat. Erst sagt er mir kein Wort davon, dass er aufhört und dann meldet er sich nicht mehr bei mir. Und das nachdem wir uns immer näher gekommen sind. Vielleicht  wirklich deswegen. Wenn das der Grund ist, ist er wirklich noch schlechter darin als ich, seine Gefühle zuzulassen und darüber zu sprechen. Ich dachte echt ich wäre darin schon eine Niete.

Nachdem ich mit Herrn Grimaldi Kisten einmal quer durch die Schule geschleppt habe, trinke ich einen Schluck und rufe bei Aaron an. Es überrascht mich absolut nicht, dass er nicht drangeht und stattdessen die Mailbox mit mir sprechen will. „Aaron, was soll das? Kannst du dich bitte bei mir melden? Wir können das bestimmt klären. Wenn du keine Beziehung willst, lassen wir das. Bisher hat das doch ganz gut geklappt. Du verstehst doch, dass ich dich in meinem Leben haben will. Ob du ein Freund oder mein Freund bist, macht daran keine Unterschied. Deine Stimme zu hören würde gut tun." Ich fange an herum zu reden. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt zum Punkt zu kommen, immerhin habe ich nich Arbeit, die sich ohne Aaron aber viel anstrengender anfühlt. „Du bist mir wichtig. Es gibt nicht viele Leute die das für mich sind. Ich weiß, dass du das weißt. Also bitte verlasse mich nicht einfach so."

Viel mehr Zeit habe ich auch nicht, etwas zu sagen, denn die Arbeit ruft. Auch wenn ich eigentlich beschäftigt bin, bin ich nicht abgelenkt genug, ummal nicht an Aaron zu denken und auf mein Handy zu schauen, ob er sich gemeldet hat. Oh Gott, er könnte es gerade in diesem Augenblick probieren. So ernsthaft darüber nachgedacht, ist das doch eigentlich  naiv von mir das zu denken. Er wird für sich schon einen Grund gesehen haben, einfach auf Funkstille umzustellen und nur weil ich ihn anrufe und darum bitte, wird er seine Meinung nicht so schnell ändern.

Nach der Schicht schaue ich sofort auf mein Handy. Auch wenn es die ganze Zeit über klar gewesen ist, bin ich trotzdem traurig, als kein Lebenszeichen von Aaron zu sehen ist. Stattdessen habe ich eine Nachricht von Sophie, die unbedingt mit mir reden will. Es scheint dringend zu sein.

***
„Hey, Sophie", sage ich als ich bei ihr bin und sie mir die Tür aufmacht, „Was ist los? Alles gut?"

„Komm erstmal rein." Wir gehen hoch in ihr Zimmer und setzen uns auf die Couch. Sie mustert mich. „Lucas, was ist los mit dir?"

Sieht man mir das so sehr an? Darüber will ich nicht sprechen. Ich bin hier um auf andere Gedanken zu kommen. „Egal. Ist nicht so wichtig. Du wolltest doch mit mir sprechen. Also, um was geht's?"

„Ich...", setzt sie an, doch bricht dann ab. „Ich kann einfach nicht. Ich dachte ich könnte, aber nein. Rede mit mir, was dich bedrückt, das steht für mich an erster Stelle. Man sieht sofort, dass irgendwas in deinem Kopf herumspukt."

Sie wird eh keine Ruhe geben, bis ich was geaagt habe, also kann ich auch gleich sagen was los ist. „Es geht um Aaron. Wir haben uns geküsst. Zweimal. Und jetzt will er glaube ich den Kontakt abbrechen. Er meldet sich nicht mehr bei mir und er arbeitet nicht mehr bei seinem Vater."

Sophie schaut michmit großen Augen an. „Das sind viele Informationen. Ich muss erstmal verarbeiten, dass ihr euch geküsst habt. Wow, das ist eine ganz schön große Sache. Wie kann er dann einfach sowas machen? Eigentlich kann ich ihn ja leiden, aber anscheinend weiß er absolt nicht zu schätzen, was für ein toller Kerl du bist. Was für ein Idiot."

„Ich will nicht, dass er so plötzlich ohne Vorwarnung weg ist." Es gibt nichts, dass ich nicht tun würde, um Aaron in meinem Leben zu haben. Wirklich alles, nur für diese einzige kleine Sache. Mir ist echt absolut egal was, solange es dafür sorgt, dass wir am Ende zusammen dastehen. Wir können das schaffen. Von mir aus auch nicht zusammen als Paar sondern nebeneinander sls Freunde. Das wäre mir doch schon genug. Es würde weh tun, aber er wäre wenigstens bei mir und das ist schon so viel Wert. Ich komme an dem Punkt an, an dem ich meine Tränen nicht zurückhalten kann. Irgendwie tut es gut zu weinen und meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. „Ich habe mich doch verliebt."

Sophie nimmt mich in den Arm und wir reden, bis ich mich wieder beruhigt habe und alles draußen ist. Darürber zu sprechen war jetzt genau das richtige und mein Kopf fühlt sich ein klein wenig leichter an.

„Jetzt wo das mit mir zumindest fürs Erste geklärt ist, worüber wolltest du mit mir reden?"

Ihr Blick verändert sich und die hat wieder diesen eigenartigen Ausdruck, den ich in letzter Zeit ziemlich oft bei ihr gesehen habe. „Es geht um deinen Vater. Ist aber auch egal. Früher oder später wirst du es eh rausfinden und jetzt ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Wäre nur vielleicht besser wenn du es irgendwann von mir hörst und nicht über Dritte, aber egal."

Was weiß Sophie, was ich nicht weiß? So wie sie sich verhält, habe ich sie noch nie erlebt und wir kennen und mittlerweile ein paar Jährchen. Ich dachte sie würde mir alles sagen, aber diese eine Sache steht da unausgesprochen im Raum und es scheint was größeres zu sein. Na gut, ich muss ihr ihren Freiraum lassen. Immerhin habe ich ihr auch nicht immer ausnahmslos alles erzählt. Am besten ist wohl, wenn ich ihr jetzt einfach vertraue, so wie immer. Das ist es, worauf es in einer Freundschaft ankommt. Aaron könnte sich ein Scheibchen davon abschneiden und mir glauben, wenn ich sage, dass ich es akzeptiere, wenn er nur mit mir befreundet sein will und das für mich auch okay ist. Ich bin ja nicht der Meinung, ich könnte seinen Willen beeinflussen. Würde er doch nur mit mir reden...

Fehlkonstruktion [boyxboy]Where stories live. Discover now