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»Where ever you've gone?
How, how, how?
I just need to know
That you won't forget about me«

Don't Forget About Me - Cloves

Hey Lucas. Hast du heute Zeit? Ich muss mit dir reden.

Ich schaue auf Aarons Nachricht. Seit der Verhandlung und nachdem ich bei meinem Vater war, haben wir uns nicht gesehen, sondern nur telefoniert und auch das war seltsam. Aaron generell ist total seltsam in letzter Zeit, aber er redet einfach nicht mit mir darüber, da kann ich auch nichts machen.  Vielleicht will er das ja nun endlich mal tun.

Klar. Kommst du vorbei? Oder soll ich zu dir?

Meine Nachricht wird durchgestellt. Aaron schreibt, er geht offline, er schreibt. Nach einer Weile bekomme ich dann eine Nachricht.

Lass uns an den Main gehen. Beim Eisernen Steg, 15:00 Uhr?

Komisch, dass er zum Reden raus will, aber vor allem, dass er so lange für diese Nachricht gebraucht hat. Was ist nur los mit ihm? Ich hab das Gefühl ich versteh ihn gar nicht mehr.

Schnell schreibe ich ihm, dass das klar geht und mache mich dann auch schon bereit zu gehen. Immerhin ist schon bald drei.

Mit Bus und U-Bahn fahre ich zum Treffpunkt. Schon von weitem kann ich Aaron sehen. Er läuft auf der Stelle auf und ab und wippt dabei seltsam nervös von einen Fuß auf den anderen.

Hey", rufe ich und winke Aaron, der sich zu mit undreht.

Oh, hi", sagt er und nimmt mich in den Arm. Das tut er aber nicht wie sonst, sondern total seltsam. Komm, wir setzen uns. Da hinten ist eine Bank frei."

Als wir schließlich sitzen, atmet Aaron noch einmal ganz tief ein, bevor er beginnt zu sprechen. Es gibt nicht den einen richtigen Weg dir das jetzt zu sagen. Ich kann das nicht mehr. Das mit uns. Es ist mein Problem. Generell kann ich einfach nicht mehr. Ich hab versucht stark zu bleiben, für Mona, für dich, aber alles was passiert ist belastet mich auch. Ich brauche eine Auszeit. Meine Sachen sind bereits gepackt. Ich... ich muss hier weg. Es tut mir leid."

Für einen Moment sitze ich regungslos da und muss erstmal verarbeiten, was Aaron mir da gerade gesagt hat. Erst dann bringe ich wieder etwas über die Lippen. Ist das dein Ernst?"

Ja", sagt Aaron, versucht mir in die Augen zu schauen, doch schafft es nicht und schaut stattdessen auf den Boden, Ich will was neues. Wo ganz anders. Mein Studium gefällt mir nicht mehr, es führt mich persönlich einfach nirgends hin, ich war immer für andere da, jetzt muss ich auch mal für mich da sein und rausfinden wer ich bin und was ich will."

So ganz begreife ich immer noch nicht, was er denn bitte von mir will. Das kannst du doch auch mit mir. Theoretisch habe ich eine Wohnung für mich allein, obwohl ich echt nicht glaube, dass du zu mir ziehen willst, weil sie ja eigentlich Harald gehört. Ich kann dich unterstüzen und alles, nur bitte lass mich nicht allein. Ich will nicht allein sein. Ich liebe dich, Aaron. Hat dir unser gemeinsames Wochenende denn gar nichts bedeutet?"

Ich liebe dich auch. Nur kannst du dir vorstellen, wie schwer das ist, wenn ich immer deinen Vater in dir sehe wenn ich dich anschaue? Und dann hochkommt, was er mit meiner Schwester gemacht hat? Unser Wochenende war schön. Ich habe echt gehofft, dass es mir danach besser geht und dein Vater nicht wie ein großer dunkler Schatten über uns steht, aber es wird einfach nicht besser. Und dann geht es Mona immer noch nicht gut und alles was passiert ost belastet sie sehr. Es tut so weh das zu sehen. Es tut außerdem weg dich zu sehen und dabei immer gleich ein Bild von deinem Vater zu sehen. Am besten ich gehe einfach bevor ich anfange dich zu hassen, wie ich Harald Ahrens hasse, weil ich das nicht möchte und du das auch absolut nicht verdienst. Ich habe meine Entscheidung getroffen und ich werde gehen."

Seine Worte tun weh und so sehr ich auch dagegen ankämpfe, kann ich nicht verhindern, das meine Augen sich nach und nach mit Tränen füllen. Auch die Tatsache, dass er schon so gefühlt hat, als er mit mir geschlfen hat, zerreißt mir das Herz. Ich bin nicht mein Vater. Gerade du solltest das wissen."

Lucas, das weiß ich ja, nur sag das meinen dämlichen Gefühlen die verrüclt spielen."

Er scheint sich seiner Sache sicher zu sein. Dann werde ich dich nicht mehr sehen, wenn du gleich gehst?"

Vorerst nicht. Und ich will auch keinen Kontakt."

Mein letzter Rest Selbstwergefühl ruft mir zu, dass ich weggehen soll und ihn vergessen, vor allem bei seiner Begründung, warum er im Prinzip Schluss macht, doch mein Herz lässt mich einfach nicht.

Können wir wenigstens irgendwie im Guten auseinander gehen und versprichst du mir, dass du das beste aus deinem Leben machst?", fragt Aaron und greift nach meiner Hand. Ich lasse es zu.

Vorsichtig nicke ich. Dann war's das jetzt?"

So sieht's aus. Ich werde gehen. Mal sehen wo hin. Wo mich mein Weg halt hinführt. Darf ich dich zum Abschied umarmen?"

Eigentlich sollte ich ihn schon längst stehen gelassen haben, doch ich erlaube es ihm. So stehen wir ein Weilchen da uns umermen uns einfach nur, bevor Aaron dann geht. Ich schaue ihn hinterher und stehe auch noch wie angewurzelt da, als er schon lange weg ist. Je länger ich so hier rum stehe, desto bewusster wird mir was hier gerade passier ist und was das für mich bedeutet. Ich bin auch mich allein gestellt. Und zwar ganz allein.

Fehlkonstruktion [boyxboy]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt