Fehlkonstruktion [boyxboy]

18

»I just wanna scream out 'til my voice breaks
Even if the tears fall and my heart hates me
Baby, I love you«

I love You - Little Mix

„Hey, du wolltest doch noch mit mir über etwas reden", sage ich beim Frühstück. Nach einer Woche habe ich mich hier eingelebt und könnte wirklich hierbleiben, nur so langsam ist es an der Zeit nach Hause zurückzukehren. Ich hab den Schock verarbeitet und bin zuversichtlich, dass ich mit der neuen Situation umgehen kann. Außerdem habe ich keinen Bock mehr Jessica und meinem Vater in der Schule auszuweichen.

Aaron nickt. „Korrekt. Geht's dir auch wirklich soweit gut?"

„Ja", antworte ich, „Ich glaube ich gehe morgen zurück zu meinem Vater. Ich schaffe das und kann eh nicht ewig wegbleiben. Am besten ich rufe ihn heute mal an... aber erst nachdem wir geredet haben."

„Gute Idee." Nachdem er das gesagt hat, ist er für einen kurzen Augenblick still und wird ein wenig rot. So sieht er total niedlich aus. „Also... ich... ich habe mich in dich verliebt und habe mich total dumm verhalten. Schon von Anfang an."

Im Folgenden erzählt er mir einfach alles. Okay, diese Aussage ist blöd, ob er mir wirklich alles erzählt, weiß nur er. Ich gehe mal davon aus, denn es ist einiges. Zu meiner Überraschung beginnt sein großes Gefühle-ausschütten in der Nacht unserer ersten Begegnung. Er war in dem Club, in der Hoffnung etwas über seine Sexualität heruaszufinden. Ich sag's mal so, es hat was gebracht, nur nicht so wie er es vielleicht erwatet hätte. Immerhin hat er mich getroffen. Er fand mich interessant, wusste seine Gefühle aber in diesem Moment noch nicht so genau einzuordnen. Dann haben wir uns wieder getroffen, Aaron war sich immer noch unsicher. Die Sache mit Anna kam ihm gerade recht, nur wirklich Gefühle konnte er nicht entwickeln, da ihm jemand anderes den Kopf verdreht hat, nur es hat ewig gedauert bis er das gemerkt hat. Er erzählt mir, wie er sich ganz oft gewünscht hat mich zu küssen, aber sich dann eingeredet hat, nicht schwul zu sein, wie sein Herz einen Sprung gemacht hat, als ich ihm nach Jacks Party ausversehen meine Gefühle gestanden habe. Ich bin der Grund, warum er mit Anna Schluss gemacht hat und er hat bis jetzt gebraucht hat um seine Gefühle zu akzeptieren, obwohl sie schon lange da sind. „Ich habe mich vor ein paar Tagen bei meiner Familie geoutet und habe positive Reaktionen bekommen. Das habe ich mich nur wegen dir getraut. Danke für alles, du bedeutest mir sehr viel. Lucas, ich möchte mit dir zusammen sein."

Wow. Seine Worte sind so schön. Fang jetzt nicht an zu heulen, Lucas. Reiß dich zusammen. Ich weiß für einen Moment nicht, was ich darauf sagen soll und bin nichtmal in der Lage etwas zu sagen.

„Es ist okay, wenn du nicht das gleiche willst", sagt Aaron. So was soll er micht sagen. Ihn so reden zu hören macht mich traurig, weil er traurig klingt.

„Nein. Ich will es auch. Glaub bitte nichts anderes. Ich denke ich liebe dich." Bevor Aaron eine Chance hat mir zu antworten, lege ich meine Hände um sein Gesicht und küsse ihn. All das was wir zurückgehalten haben legen wir in diesen einen Kuss. Meine Knie werden ganz weich. Ich bin echt froh, dass wir sitzen.

Nach dem Kuss bin ich einen Augenblick noch ganz benommen, bevor ich meinen Kopf wieder halbwegs unter Kontrolle habe. „Da das mit uns wie es scheint fürs Erste geklärt ist, rufe ich mal meine Vater an." Wie immer finde ich die unpassendsten Worte, die man finden kann. Wär das ein Wettbewerb, wäre ich vermutlicher Weise der Weltmeister.

„Mach das. Ich warte draußen, dann hast du ein wenig Privatsphäre", sagt Aaron und verschwindet. Unsere Beziehung ist keine zehn Minuten alt und schon beginnt es eigenartig zu werden. Naja, wenn wir beide so sind und es für uns okay ist, dann passt das schon... denke ich.