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»My mouth your lips
Your hands my hips
Our time right now
Will set us free
And relieve us
Of our misery«

Head is Not My Home - MS MR

„Lucas? Bist du noch da? Ich weiß es ist viel passiert die letzte Zeit. Der kurze Ausflug ist bestimmt eine gute Ablenkung", sagt Aaron, dessen Blick auf die Autobahn fixiert ist.

„Ja...ja, denke ich ich", antworte ich abwesend. Mit den Gedanken hänge ich die ganze Zeit bei meiner Mutter, meinem Vater, Sophie, mit der ich seit dem Vorfall an meinem Geburtstag nicht mehr gesprochen habe, weil ich ihre Nachrichten und Anrufe ignoriere, und allem was passiert ist. Dazu kommt die mich stöndig begleitende Frage, was ich mit meiner Zukunft machen will, nachdem das, was ich als sicher angesehen hatte so nicht zustande kommt und auch eigentlich nicht mal das ist, was ich wirklich wollte, nur ich habe das Gefühl nichts zu finden wo och reinpasse. Sobald ich an irgendwas anderes denke, meint mein Kopf mich mit etwas wieder daran erinnern zu müssen. Aaron geht es aber glaube ich auch nicht so gut, nur er redet nicht mit mir. Wahrscheinlich will er mich nicht zusätzlich belasten. Ich kann das verstehen, nur ihn so zu sehen ist auch nicht forderlich. Er ist schon so seltsam drauf seit meinem Geburtstag. Ich mache mit langsam echt Sorgen. Wäre schön, wenn wir für dieses Wochenende ein wenig entspannen könnten und es uns beiden danach wenigstens ein bisschen besser geht. Demnächst hat mein Vater einen Termin vor Gericht, bis dahin eine kleibe Pause wäre mehr als amgemessen.

Auf der Fahrt reden wir nicht viel, sie ist aber auch nicht allzu lang und schon bald kommen wir an dem kleinen Hotel an, dass Aaron uns rausgesucht hat. Wir verbringen gerade genug Zeit in unserem Zimmer, um unser Zeug auszupacken, dann machen wir einen Ausflaug, immerhin sind wir nicht hier, um die ganze Zeit nur runzuhängen, wenn wir auch was machen können.

Nach einer kleinen Wanderung in den Weinbergen, einen Spaziergang durch eine Stadt und dem Besuch einer Burg ist auch der erste Tag schon wieder fast vorbei. Zum Abendessen in eine kleine Gastwirtschaft. Nach dem Essen setzten wir uns an die Bar und Aaron spendiert mir eine Weinschorle. Als der Kellner mir das Glas hinstellt, kommt auf einmal alles wieder hoch. Schnell trinke ich einen Schluck und versuche die Gedanken zu verdrängen. Während wir ein wenig über den Tag reden, gebe ich mir Mühe, mir nichts anmerken zu lassen und spiele mit Bierdeckeln, die vor mir auf dem Tresen auf einem kleinen Stapel liegen. Nachdem schon eine kurze Weile keiner von uns beiden was gesagt hat und ich nur auf die kleinen Pappuntersetzer starre, nimmt Aaron ein paar von ihnen und beginnt damit ein Haus zu bauen. Fasziniert schaue ich ihn dabei zu. Er kann das echt gut, ich bin im Bauen von Kartenhäusern ein totalausfall, trotzdem nehme ich mir auch ein paar Bierdeckel und starte den Versuch wenigstens ein Stockwerk auf die Reihe zu kriegen. Als ich fast fertig bin, bricht alles zusammen. Mein nöchster Versuch läuft nicht besser.

„Wie machst du das?", frage ich Aaron und zeige auf sein Kartenhaus, „alles was ich zustande bringen knn ist nur so eine Fehlkonstruktion. Gibt's das Wort überhaupt? Du studierst doch Germanistik."

Aaron nickt. „Das gibts durchaus. Die Funktion von etwas ist halt durch Mängel gestört. Ist aber auch egal. Das mit dem Kartenhaus ist einfach nur Übungssache."

„Fehlkonstruktion... komisches Wort. Ich mein, es sagt aus, was es aussagen soll, aber irgendwie finde ich's trotzdem eigenartig. Passt aber zu meinem Leben im Moment und gewissermaßen auch zu mir."

„Hey." Ich spüre Aarons Hand auf meiner Schulter. „Sag doch sowas nicht, Lucas. Momentan läuft es nicht so gut, aber es wird besser werden."

Irgendwie kann ich ihm seine Worte nicht ganz abnehnen, so bedrückt wie er gerade selbst wirkt.

„Wahrscheinlich. Nur ich habe halt das Gefühl, dass ich einfach nicht in die Welt passe. Weißt du, nach dem Sommer versuche ich wahrscheinlich nochmal das Abi, aber was dann? Mir fällt einfach nichts ein, wo ich reinpasse, ich will aber auch nicht nur was machen, damit ich was habe. Das würde mich nicht glücklich machen. Irgenwie bin ich also auch so eine Fehlkonstruktion."

Aaron seufzt. „Ach, Lucas. Ich bin auch nicht so ganz zufrieden mit meinem Studium. Es ist so trocken und führt nirgends hin, da denke ich schon viel drüber nach, ob es das richtige ist. Jeder struggelt mal mit sowas, denke ich. Ich verstehe dich und bin da, du musst mir nur sagen, wie ich dir helfen kann."

Ihn belastet doch auch was, wie will er mir da wirklich gut helfen, wenn er mit mir nichtmal darüber redet? Abgesehen davon muss ich das glaub ich erst irgendwie mit mir selbst klären. „Schon gut. Wahrscheinlich brauch ich nur ein wenig Zeit und das Problem mit meinen Zukunftsplänen regelt sich schon irgendwie. Jetzt mal weg von mir. Ist bei dir alles gut, Aaron? Ich hab das Gefühl, da ist was."

Sein erschreckend leerer Blick wird plötzlich zu einem melancholischen Lächeln. Das sieht nicht gut aus. „Im Moment ist einfach viel los bei dir, worin ich und meine Schwester nun mal auch teils verwickelt sind und ich mach mir halt Sorgen, dazu kommt halt mein Studium, mit dem ich nicht mehr so zufrieden bin... mach dir keinen Kopf. Du hast genug Stress mit dir selbst grade... weißt du was, lass uns ins Hotel gehen."

***
Irgendwie hat es Aaron geschafft, auf dem Weg zum Zimmer das Gesprächsthema zu wechseln und mich soagr zum lachen zu bringen. Das ganze ist sogar so eskaliert, dass wir richtig herumgealbert haben und das dann in einen Richtung abgedriftet ist, wo wir es nicht eilig genug haben können, ins Zimmer zu kommem und uns endlich so richtig zu küssen.

Mit seinen Lippen auf meinen verschließt Aaron erst die Tür hinter uns, hebt mich hoch und lässt mich aufs Bett fallen, wo wir uns dann immer weiter in dem Mund des anderen verlieren, bis Aaron sich löst und auf meinen freinen Oberkörper und dann zu meiner Hosche schaut. Wann zur Hölle hat er mir das T-Shirt ausgezogen?

„Denkst du wir sollten den nächsten Schritt wagen? Wir veide haben das noch nie gemacht und ich will dass wir beide bereit sind. Ich hab auch Kondome und Gleitgel und wir können es langsam angehen lassen."

Ob das mit allem was gerade passiert um mich herum wirklich der richtige Moment ist, weiß ich nicht, aber ich liebe Aaron und ich könnte gerade alles gebrauchen was mich ablenkt, also warum nicht. Ein mancher meint auch das erste Mal wäre überbewertet, was ist also schon groß dabei. „Das klingt gut. Nun, wo du mein Einverständnis hast, können wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben?"

„Klar, doch", sagt Aaron, holt kurz was aus seinem Koffer und widmet dann wieder meinem Körper seine volle Aufmerksamkeit. Meine Lippen auf seinen, seine Hände an meinen Hüften, gebe ich mich einfach dem Moment hin.

Fehlkonstruktion [boyxboy]Where stories live. Discover now