Kapitel 25

3.6K 150 15
                                    

Die Tage bis zu den Ferien vergingen wie im Flug. Jede Woche sorgte Mia mindestens ein Mal dafür, dass sie Nachsitzen aufgedonnert bekam. Ihre Freunde wunderten sich anfangs darüber, dass sie sich so rebellisch zeigte, da es ihr nicht ähnelte. Schließlich war sie eigentlich schüchtern und zurückhaltend. Doch trotzdem wurde es bald schon Alltag im Zaubertränkeunterricht und keiner wollte sich entgehen lassen, wie sie und ihr Lehrer sich zankten. Manchmal ließen beide Sprüche ab, welche den ganzen Kurs zum Lachen brachten. Blaise und seine Freunde probierten Mia immer und immer wieder zu provozieren, doch nie geschah etwas Schlimmes. Schließlich wussten die meisten Lehrer Bescheid und hielten ihn besonders im Auge, wenn er sich in ihre Nähe begab.

Eine Zeit lang war Mia sogar so mutig, dass sie sich nach der Sperrstunde zu Snape schlich, um auch außerhalb des Nachsitzens Zeit mit ihm zu verbringen, jedoch fiel Ginny irgendwann auf, dass sie ab und zu Nachts nicht im Schlafsaal war. Um nicht verdächtig zu wirken, mussten die zwei es also doch beim Nachsitzen belassen.

Am letzten Schultag, die Abreise war am darauffolgenden Tag, hatte Mia ebenfalls Nachsitzen bei Professor Snape. Den ganzen Tag über war sie schon ein nervöses Wrack. Sie hatte absolut keine Vorfreude darauf, zwei Wochen mit Luke und Eleanor verbringen zu müssen. Auch in Severus Büro war sie unkonzentriert und sehr angespannt. 

Snape fiel es immer noch nicht leicht, ihr seine Gefühle zu zeigen. Er hatte sich viel zu sehr an seine kühle Fassade gewohnt, schließlich trug er diese schon über ein Jahrzehnt. Doch er gab sich Mühe, besonders in solchen Situationen, ihr seine Gefühle zu zeigen - und das schätzte Mia sehr wert.
Immer, wenn sie Ängste und Zweifel verspürte, konnte sie sich an Severus wenden und er war für sie da. Er versuchte ihr sein wahres Ich zu zeigen und Mia verstand, dass er Zeit brauchte. Beide drängten sich gegenseitig zu nichts.

So extrem war ihr Zustand vor ihm jedoch noch nie - sie zuckte bei jedem leisesten Ton zusammen und war allgemein verschreckt und panisch, schließlich dachte sie die ganze Zeit an die Wochen, die vor ihr lagen.
Um sie zu beruhigen, erinnerte Severus sie daran, dass er sie in einigen Tagen besuchen würde, da er ihr noch als zukünftiger Ehemann vorgestellt werden musste. Außerdem hatte er ihr zuliebe einer Übernachtung zugestimmt. "Kannst du öfter vorbeikommen? Dafür finden wir bestimmt einen Grund!", bat Mia ihn und er nickte ihr zu. Severus versicherte ihr, dass er ihrem Onkel sagen würde, dass er mehr Zeit braucht, um sich sicher zu werden, dass er sie als Ehefrau möchte. Dadurch würde sie weniger Zeit mit ihren Verwandten alleine verbringen müssen.

"Warum hast du mir damals nicht geholfen?"
Severus verstand nicht, auf welche Situation sie anspielte. "In deinem Büro, als Luke mich mit.."
Er ließ sie nicht zu Ende reden, um ihr die Erinnerungen zu ersparen. Sie meinte die Situation, als Snape gesehen hat, wie ihr Onkel den Cruciatus Fluch auf sie gezaubert hat.
Mia saß auf dem Sofa und Snape ging in die Hocke, um auf einer Augenhöhe zu sein. 
"Ich konnte nicht direkt eingreifen, schließlich bin ich ein Todesser und muss diese Mittel eigentlich unterstützen. Doch glaub mir, ich bin sofort zu Dumbledore gegangen und habe mich dafür eingesetzt, dass er irgendwas unternimmt. Jedoch konnte er nichts tun..."

Mia fing an zu weinen und schlang ihre Arme um ihn. Die ganze Zeit dachte sie, dass es ihm egal gewesen wäre. Dass er keine Lust darauf hatte, sich mit Problemen auseinanderzusetzen, welche ihn nicht betrafen. Doch Snape hatte mehrere Gespräche über sie geführt, bevor sie überhaupt ein einigermaßen gutes Verhältnis aufgebaut hatten. Er hat sich trotzdem für sie eingesetzt. Den letzten gemeinsamen Tag verbrachte Snape eigentlich nur damit, seine Freundin zu beruhigen und ihr zu versichern, dass er alles dafür tun wird, um möglichst oft vorbeizukommen.

Nicht einmal 24 Stunden später saß sie bei sich Zuhause auf dem Sofa und blickte ihre Vormünder an. Sie erklärten ihr, dass am nächsten Tag ihr Zukünftiger vorbeikommen würde, nannten ihr jedoch weiterhin nicht den Namen. Also stand für Mia fest, dass ihre Schauspielkünste auf die Probe gestellt würden. Schließlich müsste sie ihren Freund ansehen und schockiert, wenn nicht sogar angeekelt spielen. 
Ihr Onkel erklärte ihr die Regeln, welche eigentlich rech leicht waren:
Sie musste auf alle hören, ihre Wünsche erfüllen, sich nicht wehren und sich von der besten Seite zeigen. Außerdem wurde Snape erlaubt, sie im Fall der Fälle zu züchtigen. Wäre sie sich nicht sicher, dass Snape nichts von ihr verlangen würde, was sie nicht möchte, wären die Regeln wohl schlimm, doch so erschienen sie fast schon harmlos.
Durch die vielen Aussagen von Luke war sie sich hundertprozentig sicher, dass Frauen, welche Todesser versprochen wurden, nicht viel mehr wert waren als Frauen im Mittelalter - übersetzt waren sie gar nichts wert. Mit ihnen durfte gemacht werden, was man wollte.

Wirklich so kalt? || Severus SnapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt