𝗠𝗼𝗻𝗱𝗯𝗹𝘂𝗺𝗲 ✧ HYUNLIX

03

Mit großen Augen musterte Felix den Neuankömmling und hatte dabei vollkommen vergessen, dass er eigentlich sauer auf Changbin war. Dass der Ältere einfach gegangen war und ihn förmlich im Stich gelassen hatte, nagte doch etwas an ihm. Und dann ignorierte er auch noch Felix' Wunsch und konnte offensichtlich nicht einmal mehr warten, bis er sich umgezogen hatte. Verschwitzt und mit knappen Sachen vor jemandem zu stehen, machte nichts besser. Im Gegenteil. Irgendwie fühlte er sich dadurch seltsam und auch unwohl, aber sein Blick haftete förmlich auf dem hübschen Jungen. Felix war regelrecht sprachlos und erneut wurde ihm bewusst, wieso er eigentlich homosexuell war, es aber niemandem sagen wollte.

,,Felix? Das ist Hyunjin, ein guter Freund von mir. Hyunjin? Das ist Felix. Der beste Freund, den man nur haben konnte.~"

Leicht wurde Felix dabei rot und seufzte dann leise auf, als er bemerkte, wie falsch das rüberkommen konnte. Auch Hyunjin war für einen Moment erstaunt, das konnte Felix daran erkennen, dass er seinen Mund öffnete, jedoch nicht wusste, was er darauf antworten sollte. Schließlich legte sich nur ein kleines Lächeln auf seine Lippen und fragend legte der Schwarzhaarige seinen Kopf etwas zur Seite. ,,Ihr seid zusammen? Das wusste ich nicht", sprach er dann und ein leichtes Schaudern überkam Felix. Der hübsche Junge, dessen Namen er nun kannte, hatte eine wirklich schöne Stimme. Anders als die von Changbin, war die von Hyunjin ruhig und sanft. Und genau diesen Klang mochte Felix.

,,Wir sind nicht zusammen", klärte Felix den Älteren auf und lachte dabei leise, als er bemerkte, wie Hyunjin ihn aufgrund seines australischen Akzents etwas seltsam musterte. Hin und wieder kam sein Akzent bei einigen Wörtern hindurch, denn allzu lange war Felix nun auch nicht in Südkorea. Erst vor drei Jahren war er mit seiner Familie hierher gezogen, aber zumindest konnte er endlich jeden gut verstehen und auch mit ihnen kommunizieren. ,,Ich bin Hetero. Eine Beziehung würde demnach nicht funktionieren, aber Changbin ist mein bester Freund." Dass seinem besten Freund diese Worte nicht gefielen, merkte er nicht einmal. Seine gesamte Aufmerksamkeit galt nur Hyunjin. Immerhin wollte Changbin auch, dass sie sich kennenlernten und mit bloßem Anstarren, würden sie es mit Sicherheit nicht tun.

,,Hetero also? Okay..." Verstehend nickte Hyunjin einmal leicht, doch sofort bemerkte Felix den skeptischen Funken in seinen Augen. Leicht schluckte der Weißhaarige daraufhin und hoffte, dass seine Tarnung nicht aufgeflogen war. Natürlich schämte er sich nicht dafür, dass er auf das gleiche Geschlecht stand. Es war ihm bereits damals in Australien aufgefallen, dass ihn Mädchen einfach nicht interessierten und er sie auch nicht sonderlich attraktiv fand. Nur in Südkorea hatte er bereits schlecht Erfahrungen mit seinem Outing gemacht und somit war es das Beste, wenn er schwieg. Er wollte nicht, dass man ihn wieder als abstoßend oder ekelhaft bezeichnete.

Einmal in seinem Leben reichte das.

,,Könntet ihr dann jetzt bitte gehen? Ich möchte mich kurz duschen und auch umziehen", bat Felix nun und warf dabei einen eindeutigen Blick auf Changbin. Sein bester Freund wollte bereits seinen Mund öffnen und widersprechen, viel lieber würde er vor der Dusche warten, damit Felix auch wirklich nichts geschah, doch er konnte ebenso den genervten Blick erkennen und gab sich schließlich seufzend geschlagen. Für heute. ,,Gut! Ich beeile mich auch. Zumal ich sowieso heute nicht lange unterwegs sein kann, da ich morgen die Frühschicht im Café habe." Und damit verabschiedete sich Felix auch schon von den beiden und schob sie etwas grob nach draußen. Erst jetzt konnte er sich entspannen und atmete dabei einmal erleichtert durch, schnappte sich seine trockenen Sachen und verschwand dann in eine der Duschkabine, die noch frei war.

Das kühle Wasser auf seiner erhitzten Haut tat ihm wirklich gut, zumal er dann endlich den Geruch von sich bekommen würde. Auch wenn er es liebte, tanzen zu können, nervte es ihn, nach jeder Show ständig sofort duschen zu müssen. Natürlich war ihm klar, dass er es auch Zuhause machen konnte, allerdings gefiel ihm der Gedanke nicht, vollkommen verschwitzt durch die Stadt laufen zu müssen. Seufzend duschte er sich also und beeilte sich dabei ebenso, da er die beiden nicht warten lassen wollte. Dass er neugierig war, war noch untertrieben zu sagen. Er wollte Hyunjin unbedingt kennenlernen, da er niemanden hatte, bis auf Changbin natürlich. Manchmal wünschte er sich dennoch, jemand anderen haben zu können, mit dem er über seine Probleme sprechen konnte.

Aber das war auch egal. Er war froh, dass er wenigstens Changbin an seiner Seite hatte.