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,,Nein! Er geht jetzt nicht!"

Dass Felix so ausbrechen würde, hätte er selbst nicht einmal gedacht. Sonst war er immer der ruhige, stille Mensch und beobachtete lieber alles, anstatt sich einzumischen. Streit, Gewalt und alles, was er damit zutun hatte, verabscheute er wirklich und die Art, wie Changbin einfach mit Hyunjin umging, war das Allerletzte. Immerhin konnte der Größte selbst entscheiden, wann er gehen wollte, und außerdem hatte auch Changbin dafür gesorgt, dass er heute überhaupt dabei war. Felix wollte ihn nicht gehen lassen. Nicht, weil er sich plötzlich verliebt hatte, sondern er wollte einen neuen Freund haben. Er wollte sich mit anderen austauschen, mit anderen reden. Und da Changbin ihn auch vorgestellt hatte, musste er mit seinen eigenen Konsequenzen leben. So hart es auch klang.

,,Changbin, er ist doch nicht dein Hund! Er kann selbst entscheiden, ob er gehen möchte, oder nicht. Ich habe nichts dagegen, wenn er uns weiterhin begleitet", fuhr Felix schließlich fort und verschränkte seine Arme vor der Brust. Sein bester Freund weitete für einen Moment die Augen, denn so kannte er seinen Felix nicht. Sonst nahm er immer alles hin und gehorchte, führte das aus, was Changbin hin und wieder befahl. Felix war natürlich nicht seine Marionette, aber Changbin wollte einfach nur das Beste für den Australier. Und da dieser oft zu naiv war, um Gefahren zuerkennen, musste das Changbin für ihn erledigen. Daran war nichts falsch.

Dachte er zumindest.

,,Felix, es ist okay–", wollte Hyunjin widersprechen und war etwas gerührt davon, wie der Jüngere versuchte, ihn zu verteidigen. Ihm war bereits aufgefallen, dass Changbin sich heute seltsam benahm und gleichzeitig wunderte es ihn nicht einmal. Er kannte die Gefühle, die Changbin für den Jüngsten hegte und verstehen konnte er es auch – wäre Felix homosexuell, hätte Hyunjin sich vermutlich auch irgendwann Hoffnungen gemacht. ,,Nein! Nicht Changbin wird entscheiden, ob du gehst. Du tust das selbst", unterbrach Felix den Älteren und schüttelte stur seinen Kopf. Gegen seinen Dickkopf würde niemand ankommen.

,,Und ich will, dass du dich entschuldigst, Changbin. Dein Benehmen heute ist wirklich scheiße und ganz gleich, wer diese Laune auslöst, du hast kein Recht dazu, sie an anderen auszulassen!" Beleidigt biss sich Felix leicht auf seine Zunge und drückte diese anschließend innen gegen seine Wange, zeigte damit, dass er nicht zufrieden mit dieser Situation war. Noch immer standen sie draußen, mitten in der Nacht, und diskutierten in voller Lautstärke miteinander. Es würde ihn nicht wundern, wenn früher oder später die Bewohner aus den Fenstern schreien würden, dass sie doch ihre Klappe halten sollten. Nur würde Felix selbst dann nicht aufgeben, bis er das gehört hatte, was er hören wollte.

Genervt seufzte Changbin nur auf und dachte einen Moment nach. Vielleicht sollte er sich für heute wirklich entschuldigen, da er Felix nicht verlieren wollte, sondern eher sein Herz erobern wollte. Dass er eigentlich auf Mädchen stand, war ihm in diesem Moment völlig egal. Langsam drehte er sich zu Hyunjin und musterte den Größeren, bis er einen weiteren Blick auf Felix warf und erkannte, dass dieser ihn auffordern ansah. Es gab kein zurück. ,,Es tut mir leid, Hyunjin. Heute ist wohl einfach nicht mein Tag", entschuldigte sich Changbin halbherzig und zuckte leicht mit seinen Schultern. Ob es ernst gemeint war, wusste weder Hyunjin, noch Felix, aber es sollte ausreichen.

,,Schon okay", erwiderte Hyunjin und lächelte einmal sanft. Es würde nichts bringen, mit dem Diskutieren anzufangen. Zwar hasste er Changbin' Verhalten enorm, da dieser ihm Felix schließlich vorgestellt hatte, aber was sollte er schon tun? Einfach so tun, als gäbe es diesen Tag heute nicht? Klar, die Stimmung würde nun angespannt bleiben, aber damit hatte Hyunjin auch die Chance, den Jüngsten etwas besser kennenzulernen. Dabei hoffte er innerlich, dass Changbin sich nicht bei jedem Wort einmischen würde. ,,War wohl eine lange Nacht, da ist jeder irgendwann genervt." Und mit diesen Worten war dieser Streit endlich vorbei und Felix konnte erleichtert ausatmen.

Langsam lief der Weißhaarige weiter und wusste schon jetzt, dass die beiden ihn nach Hause begleiten würden. Aber das fand er auch nicht weiter schlimm – viel mehr mochte er den Gedanken, dass ihm dadurch nichts mehr passieren konnte. ,,Also... Hyunjin", fing Felix nun an zu sprechen und erkannte aus dem Augenwinkel, wie Changbin sich sofort wieder anspannte. Um seinen besten Freund zu beruhigen, griff er nach dessen Hand, schob seine Finger zwischen die von Changbin und blickte dann erneut zu Hyunjin, der das Ganze beobachtet hatte.

,,Möchtest du irgendwas über mich wissen? Oder magst du mir etwas über dich erzählen?"

𝗠𝗼𝗻𝗱𝗯𝗹𝘂𝗺𝗲 ✧ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt