40

1.2K 100 0
                                    

Schüchtern betrat der Australier die Wohnung, folgte Hyunjin mit jedem noch so kleinen Schritt, als wäre er ein kleines Hündchen. Am liebsten hätte er seine vier Wände gern auf sich wirken lassen. Die Tatsache, dass Seungmin hier war und auf die Beiden wartete, ließ ihn allerdings nervös werden. Sonst war er ziemlich offen neue Menschen kennenzulernen, auch wenn das nicht sonderlich oft vorkam. Da er aber nach wie vor nicht sprechen konnte und er sich anderweitig verständigen musste, löste es in ihm Unbehagen aus und er wusste nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Immerhin war es derzeit nicht einfach und liebend gern hätte er versucht sich davor zu drücken. Für Hyunjin tat er dies jedoch nicht, denn dieser freute sich total und seine Stimmung wollte er keinesfalls trüben.

Mit einem sanften Lächeln verschränkte Hyunjin ihre Finger ineinander und zog den Jüngeren mit sich mit ins Wohnzimmer, in dem Seungmin schon auf sie wartete. Die kleine Geste gab Felix ein bisschen an Kraft und zog vorsichtig die Luft ein, um den Schmerz zu umgehen. Es war nicht das erste Mal, dass es in seiner Lunge stach und ihm vor Schmerz kurzzeitig schwarz wurde. Die ersten zwei Tage, als die Ärzte beschlossen hatte, dass er eigenständig atmen konnte, hatte er sich oft überschätzt und so zog er zu schnell oder zu viel Luft ein, was er sonst auch immer getan hatte.

"Seungmin, darf ich dir vorstellen? Das ist Felix~" Hyunjins Lächeln wurde breiter, während Felix sich ein wenig hinter dem Größeren versteckte. Ihm war die ganze Sache gerade nicht Geheuer und am liebsten wollte er flüchten. Was war, wenn Seungmin ihn nicht mögen würde oder ihn komisch fand? Dann würde sich der Ältere definitiv von ihm distanzieren und er wäre wieder allein, hatte niemanden, der ihm half.

"Hey, du bist hübscher, als Hyunjin beschrieben hat."

Zwischen den Drei wurde es plötzlich ruhiger, als ohnehin schon. Während Felix sich ein Stückchen weiter hinter dem Jungen versteckte, schaute dieser seinen besten Freund vernichtend an. Auch wenn es nur ein dummer Scherz war, den der Rothaarige sich erlaubte, um die Situation ein wenig zu lockern, empfand Hyunjin ihn eher als das Gegenteil. Es machte ihn sogar ein bisschen sauer. Recht schnell hatte Seungmin begriffen, dass sein Spaß nicht sonderlich gut ankam und so kratzte er sich stattdessen am Hinterkopf.

"Okay, man merkt, dass ich nicht so gut bin Menschen kennenzulernen.", seufzte er und startete einen erneuten Versuch, "Ich bin Seungmin, Hyunjins bester Freund und ich versuch ihn manchmal zu ärgern, was fehlschlägt, wie du jetzt gesehen hast. Freut mich dich kennenzulernen." Beide verbeugten sich kaum merklich voreinander und schon wieder fiel Felix' Blick zum Schwarzhaarigen. So gern er etwas sagen wollte, ging es eben nicht. Er durfte nicht und das frustrierte ihn.

"Ach ja, als ein kleines Geschenk, hab ich dir eine Tafel mitgebracht. Das ist wesentlich besser als die ganze Zeit auf Papier zu schreiben." In der Hoffnung, dass der Rothaarige nun endlich das Eis brechen konnte und sie sich ab jetzt besser verständigen konnten, überreichte er dem Blonden sein kleines Geschenk. Leicht überfordert betrachtete er sich dieses. Auch wenn es nicht die Welt gekostet hatte, bedeutete es Felix im Moment ziemlich viel. Hyunjin hatte zwar vorgeschlagen, dass er auf seinem Tablet schreiben konnte, aber das würde auch irgendwann keinen Akku mehr haben, wenn man nicht aufpasste, dass man es regelmäßig lud. Seungmin hatte wirklich den richtigen Riecher.

"Danke für das tolle Geschenk", waren die erste Worte, die auf der weißen Oberfläche standen. Ein kleines Lächeln legte sich auf Felix' Lippen und er hoffte einfach, dass seine Schrift nicht allzu chaotisch war, um entziffert werden zu können.
"Nicht dafür. Ich muss wahrscheinlich dir danken, dass Hyunjin mal an jemanden anderen hängt, außer an mir. Ihn hab' ich schon lange nicht mehr so glücklich gesehen und seit Wochen redet er nur von dir." Erneut wurde Seungmin ein vernichtender Blick zugeworfen. Auch wenn Hyunjin seinen besten Freund sehr mochte, wollte er ihm in diesen Moment am liebsten einen auf den Deckel geben.

Lautlos kicherte Felix vor sich hin, als sich seine Anspannung löste. 

𝗠𝗼𝗻𝗱𝗯𝗹𝘂𝗺𝗲 ✧ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt