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Als Hyunjin einen Schmerz durch die Rippe fuhr, schrak er auf. Seine Augen hatten sich sofort geöffnet und das Licht, welches durch die Fenster hereinkam, blendete ihn und zwang ihn zum wiederholenden Blinzeln. Erst realisierte er nicht, was für den Schmerz verantwortlich war. Als er allerdings einen Körper spürte, der sich an seinem eigenen bewegte, bemerkte er, dass er nicht bei sich zu Hause war. Er war befand sich nach wie vor in Felix' Wohnung, während sie beide auf der Couch eingeschlafen waren. Scheinbar hatte der Junge ihm Versehens in seine Rippe geboxt, sodass er nun hellwach und dieser pochende Schmerz noch immer auf seiner Haut zu spüren war.

Auch wenn er Felix am liebsten für immer an sich gekuschelt lassen würde, wurde ihm jetzt so richtig bewusst, dass er am frühsten Morgen eine Vorlesung hatte, die er besser nicht verpassen sollte und richtete sich ein wenig auf. Da Seungmin aber diese ebenfalls besuchte, wäre es auch nicht so schlimm, wenn er zu dieser nicht hingingen würde. Letztlich konnte er seinem besten Freund auftischen, dass er verschlafen hatte oder dass es ihm nicht gut ging, wodurch er dann die Aufzeichnungen von heute bekam. Daher war der Schwarzhaarige hin und hergerissen, ob er leise die Wohnung verlassen sollte oder wartete bis der Blonde aufwachte.

Schlussendlich hatte sich Hyunjin dafür entschieden, dass er stillschweigend auf seinem Platz sitzen bleiben würde, während Felix' Kopf auf seinem Schoss lag und er sanft einzelne Haarsträhnen immer wieder von der einen Seite zur anderen strich. Halb in seinen Gedanken versunken, bemerkte er nicht einmal, wie er den Jüngeren mit seinen sanften Streicheleinheiten weckte. Die müden Augen des Australiers öffneten sich langsam und starrten geradewegs in das Gesicht Hyunjins. Sofort trug Felix einen kleinen Rotschimmer auf seinen Wangen, ehe sein Oberkörper hochfuhr und er sich einmal durch die Haare strubbelte, um erst einmal auf die ganze Situation klarzukommen. Hatten die Beiden wirklich die ganze Nacht Arm in Arm gelegen und nebeneinander geschlafen? Das war dem Blonden nicht ganz begreifbar. Selbst mit Changbin hatte er das nicht einmal zustande gebracht, der definitiv eifersüchtig auf Hyunjin gewesen wäre, würde er davon erfahren.

"Vielleicht solltest du gehen.", schlug Felix vor und hatte sich zum Älteren umgedreht. Dieser nickte nur, schien ein wenig enttäuscht darüber zu sein.
"Ich muss sowieso nachher zu einer Vorlesung. Jedenfalls hoffe ich, dass es dir ein bisschen besser geht." Hyunjin zwang sich zu einem Lächeln, nachdem er aufgestanden war und seinen Blick über seine kleine Wohnung schweifen ließ. Ihm fiel die Tasse auf, wo noch immer die heiße Schokolade, die jetzt eher kalt war, stand, die sie beide vergessen hatten. Das erinnerte ihn wieder an den Blaubeerkuchen, den er bei Felix im Café gegessen hatte. Den hatte er auch auch nicht wirklich angefasst und irgendwie übermannte ihn das schlechte Gewissen.

"J-Ja, das hast du. Danke Hyunjin." Felix begleitete seinen Gast zur Tür und wartete geduldig, bis er aus dieser austrat. Mit schweren Schritten trat der Ältere aus dem Gebäude, als sie sich beide voneinander verabschiedet hatten. Seine Gedanken waren gefüllt mit Fragen. - Warum plötzlich Felix so abweisend war. Wieso er selbst nicht von Anfang an gegangen war. Ob sich der Jüngere sich sogar schämte, dass er die Nähe zu ihm suchte. - Doch auf keine von ihnen fand er eine Antwort. Als wäre sein Kopf wie leer gefegt und zugleich war er völlig überfüllt. Bestimmt hatte er seine Gründe, die nachvollziehbar waren und die würde ihm Hyunjin nicht übel nehmen. Im Gegenteil.

Gedankenversunken kickte der Schwarzhaarige einen Stein vor sich her. Was sollte er nun tun? Sollte er abwarten oder sollte er Felix heute Abend schreiben und nachfragen, ob es ihm gut ging? Bestimmt brauchte er jetzt einfach nur ein bisschen Abstand. Denn manchmal reichte es nicht, wenn man jemanden in den Arm nahm. Vor allem nicht, wenn jemanden etwas verarbeiten musste. In Hyunjins Augen sah es so aus, dass der Australier etwas verarbeiten musste, womit er nach wie vor zu kämpfen hatte. Und das musste etwas mit Changbin zutun haben. Da war er sich sicher.

𝗠𝗼𝗻𝗱𝗯𝗹𝘂𝗺𝗲 ✧ HYUNLIXWo Geschichten leben. Entdecke jetzt