10 | Milena

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Bad Girls - MKTO

Mittlerweile habe ich mich gut in die Stadt eingelebt und einen gewissen Rhythmus entwickelt. Je nachdem zu welcher Schicht ich im Restaurant eingeteilt bin, besuche ich Grams Vormittags oder am frühen Nachmittag. Während der Arbeit unterhalte ich mich viel mit River, sie ist ein nettes Mädchen und ich denke, dass ich sie schon als Freundin bezeichnen kann. Meine erste Freundin in meinem neuen Leben. Inzwischen habe ich sogar ein gebrauchtes Fahrrad von Ethan bekommen, dem ich von meinem Vorhaben bei unseren kurzen Gesprächen berichtet habe. Er hat mir dann sein altes geschenkt. Diese Großzügigkeit überrascht mich immer noch. Dank des Fahrrades kann ich nun schneller von Ort zu Ort fahren und muss auch nicht die schweren Einkäufe schleppen. Ich kann es sogar unangeschlossen vor der Haustür stehen lassen, da es in dieser Stadt offensichtlich null Probleme mit Kriminalität gibt. Dank meines Misstrauens schließe ich es dennoch an. Sicher ist sicher. Nur wenn Dean mich nach Hause begleitet, gehe ich zu Fuß. Ich weiß eigentlich nicht genau warum er das macht, aber es gefällt mir. Es hat sich zu unserem Ding entwickelt. Etwas, dass nur uns gehört und die Vorfreude, wenn ich nur daran denke überrascht mich jedes Mal. Gestern hat er nicht im Restaurant gearbeitet und ist sogar extra vorbei gekommen, um mich zu begleiten. Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Da ist ein gewisses Kribbeln, eine Anziehungskraft oder wie auch immer man das nennen möchte. Dean ist definitiv ein Freund, aber ist er auch schon mehr? Ich weiß es nicht. Er ist auf jeden Fall etwas anderes, als nur ein Freund. Da ist diese gewisse Ausstrahlung, die er besitzt und obendrein ist er noch äußerst attraktiv. Nicht auf diese Modemagazin-Model-Art, eher auf eine natürliche und raue Art. Ihn umgibt das gewisse Etwas. In meiner Nähe scheint er immer so jungenhaft, wenn er lächelt zum Beispiel. Dann bekommt er ein Funkeln in seinen Augen und ich kann mir ganz genau vorstellen, wie er als kleiner Junge ausgesehen haben muss. Doch manchmal gibt es Momente, da kann ich eine andere Seite an ihm entdecken, die Gefühle in mir hervorbringt, die mich erröten lassen. Bin ich so hormongesteuert, dass ich durch den Anblick eines Mannes Sex-Fantasien bekomme? Ich dachte die Pubertät hätte ich hinter mir gelassen.
Vor wenigen Wochen hatte ich noch einen unruhigen Schlaf, bin mehrmals die Nacht aufgewacht und habe mich ständig hin und her gewälzt. Aber seit ich hier bin, hat sich das gelegt. Dafür habe ich jetzt diese speziellen Träume und ich weiß nicht, was besser ist. Es ist mir auch egal, so lange das nur aufhört. Wenn es ein Mittel dagegen geben würde, hätte ich es schon längst genommen. Im Ernst, ich erkenne mich gar nicht wieder! Ich war noch nie so auf jemanden fixiert, geschweige denn, dass ich mich von einer Person so angezogen gefühlt habe. Ich verstehe es einfach nicht.

Als es an der Tür klingelt, werde ich aus meinen Tagträumen gerissen und begrüße freudestrahlend River. Sie ist ein Stück kleiner als ich, also muss ich mich zu ihr runter beugen als ich sie in eine feste Umarmung ziehe.
"Hier, damit der Abend feuchtfröhlich wird." Sie hält mir eine Flasche Weißwein vor die Nase, die ich liebend gern entgegen nehme. Jetzt muss ich nur noch Weingläser kaufen. Aber normale Gläser sollten es für den Anfang auch tun.
"Dean hat mir eine Pflanze zum Einzug geschenkt", antworte ich und deute hinter mich, wo die Pflanze immer noch neben der Badezimmertür steht. "Aber das ist fast noch besser", füge ich hinzu und hebe die Weinflasche neben mein Gesicht und unterstreiche die Aussage mit einem breiten Lächeln.
"Ach ja!" River schaut in ihrer Tasche nach und holt einen kleinen Kaktus hervor. "Hier für dich."
"War der die ganze Zeit über dort drin?", möchte ich wissen und schaue skeptisch den stachligen Gegenstand an. Ist das eigentlich so ein Ding, dass man sich Pflanzen schenkt, wenn man irgendwo eingezogen ist?
"Wo hätte ich ihn sonst hin tun sollen?", fragt sie mich, als wäre es das Offensichtlichste der Welt. Aber ich ignoriere ihre Frage und antworte stattdessen: "Jetzt habe ich schon drei grüne Mitbewohner."
Ein passender Platz ist auch schnell gefunden. Auf dem Tisch vor meinem kleinen Sofa passt er perfekt hin.
"Also, was ist der Plan für heute?" River schaut mich fragend an und stellt ihre Tasche an der Wand ab und zieht sich ihre Schuhe aus.
"Ich habe mir gedacht, dass wir uns etwas schönes Kochen, dann Masken machen und uns einen Film anschauen."
"Klingt super!" Sie hängt ihre Jacke an den Haken neben meine und gesellt sich dann zu mir in die Küche.

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