19 | Dean

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The River - Blues Saraceno

Glücklich. Anders kann ich es nicht beschreiben. Ich schwebe auf Wolke sieben und könnte die ganze Welt umarmen. Es fällt mir schwer, nicht pausenlos zu grinsen. Milena und ich sind ein richtiges Paar. Mit Händchen halten, verstohlenen Küssen und  gemeinsamen Übernachtungen. Na ja, bis auf die Markierung. Ich habe es schon ein paar Mal erwähnt, aber so richtig geredet haben wir darüber noch nicht. Aber das möchte ich ändern. Milena mag so oder so meine Gefährtin sein, doch ich möchte es gerne offiziell machen. Ich möchte den nächsten Schritt in unserer Beziehung wagen und habe auch schon den perfekten Plan. Morgen findet die Zeremonie statt, doch vorher möchte ich mit ihr eine Nacht unter den Sternen verbringen. Am See, wo ich ihr die Wahrheit offenbart habe. Ich weiß nicht, was sie davon halten wird, aber irgendwie ist das unser Ort. Er bedeutet etwas und ist der Beginn von allem.
Nach ihrer Schicht im Restaurant werde ich sie abholen und ihr meinem Plan verkünden. Ich bin schon ganz aufgeregt, sie wieder zu sehen. Seit heute morgen, als ich ihre Wohnung verlassen habe, bin ich im Rudel und helfe bei den letzten Vorbereitungen. Ich bin eine Runde an unseren Grenzen patrouilliert und helfe Dakota jetzt mit der Auswahl seines Tattoos. Es ist ein Brauch, dass dem Mann vor der Zeremonie ein traditionelles Tattoo entlang der Wirbelsäule gestochen wird. Dabei erzählt es die Geschichte des Trägers und seiner Gefährtin, sowie dessen Wünsche für die Zukunft. Es ist eine Mischung aus Tieren, alten Runen und Symbolen. Wie meins mal aussehen soll weiß ich schon.
Einen weiteren Vorteil wird es haben, wenn ich Milena endlich markiert habe. Ich bin dann nicht mehr so angespannt, wenn ich nicht bei ihr bin. Natürlich werde ich immer das Bedürfnis verspüren, in ihrer Nähe zu sein, aber ich werde nicht mehr so triebgesteuert sein. Manchmal kann ich mich selbst kaum ertragen. Aber was soll ich tun? Diese Frau macht mich verrückt. Verrückt nach ihr.
“Dean, du solltest zu ihr gehen“, sagt Dakota und schaut mich durch seine braunen Augen amüsiert an.
“Tut mir leid“, entschuldige ich mich mit Bedauern in der Stimme und fahre mir mit der Hand einmal durch die Haare. Genau das meine ich. Ich bin nicht in der Lage ein brauchbarer Freund zu sein.
“Nein, ich meine es ernst. Geh zu ihr. Ich kann verstehen, wie du dich gerade fühlst“, versichert er mir und klopft mir wissend auf die Schulter.
“Danke, du hast was gut bei mir“, antworte ich und verabschiede mich mit einer kleinen Handbewegung. Es fällt mir momentan schwer eine Balance zwischen dem Rudel und Milena zu finden. Aber mit der Markierung ist sie offiziell ein Teil davon und ich muss mir keine Gedanken mehr darüber machen. Da es mir mit dem Auto zu langsam geht, verwandel ich mich schnell und achte darauf meine Klamotten mit dem Maul aufzuheben. So viel Verstand habe ich dann doch noch. Nackt im Restaurant aufzutauchen wäre das dümmste, was ich machen könnte.
Auf meinen vier Pfoten dauert es nur halb so lang, bis ich das Ende des Waldes erreiche, da ich mich nicht an die Richtung der Straße halten muss. Hoffentlich fährt uns River nachher wieder hoch, denn in meiner Euphorie habe ich ganz vergessen, dass wir irgendwie wieder zurückkommen müssen. Ich beeile mich meine Klamotten wieder überzuziehen und dann die paar Straßen bis zum Restaurant zu Fuß zurück zu legen. Sobald ich die Tür öffne und das gewohnte Klingeln mein Eintreten ankündigt, kann ich sie riechen. Ihr Duft ist unverkennbar süß und anziehend.
Milena unterhält sich mit River hinter dem Tresen und lacht zwischendurch ganz ungezwungen. Das bekannte Kribbeln rollt meine Wirbelsäule hinauf und mein Wolf macht sich bereit seine Beute zu schnappen. Bevor ich sie erreiche, wendet sie den Blick von River ab und ihre funkelnden Augen treffen direkt auf mich.
“Was machst du denn hier?“, möchte sie überrascht wissen und kommt einige Schritte auf mich zu. Ich darf nicht vergessen, dass wir uns hier in der Öffentlichkeit befinden, sonst hätte ich sie schon längst mit Küssen überhäuft. Doch ich ziehe sie lediglich an meine Brust und hauche einen kurzen Kuss auf ihren Scheitel.
“Ich wollte dich überraschen. Wir gehen nämlich Zelten“, verkünde ich und sehe in das strahlende Gesicht meiner besseren Hälfte.
“Zelten?“, fragt sie überrascht nach und zieht ihre Augenbrauen in die Höhe, doch das Zucken ihrer Mundwinkel verrät mir, dass es eine freudige Überraschung ist.
“Ja, so nennt man das heutzutage“, mischt sich River ein, was ihr gleich ein Augenrollen meinerseits einbringt.
“Wenn das so ist, dann mache ich jetzt wohl Feierabend“, spielt Milena das Spiel mit und zieht mich mit sich Richtung Mitarbeiterraum.
“Übrigens River, ich brauche deine Autoschlüssel“, informiere ich sie und begegne ihren genervten Gesichtsausdruck mit einem breiten Grinsen.
“Ist in meiner Jackentasche“, murmelt sie vor sich her und macht sich auf den Weg zu neuen Kunden. Seit Nikan bei uns zu Besuch ist und sich zwischen den beiden etwas entwickelt hat, ist River sehr launisch geworden. Für Nikan scheinen auf einen Schlag alle Probleme gelöst, umso größer ist die Last, die River nun tragen muss. Ich weiß, dass es ihr bei uns gefällt und sie in unserem Rudel ihre Familie gefunden hat. Wir werden auch immer ihre Familie bleiben, dennoch macht es dies nicht leichter eine Entscheidung zu treffen und River muss eine riesen Entscheidung treffen.

Im Mitarbeiterraum beobachte ich Milena, wie sie ihre Arbeitskleidung gegen ihre normalen Sachen tauscht und bin froh, dass wir bald hier weg sind. Das ist definitiv nicht der richtige Ort, um mit einer Beule in der Jeans rumzulaufen.
“Und du hast keine Hintergedanken bei unserem kleinen Ausflug?“, fragt sie mich neckend und schnürt sich die Schuhe zu.
“Ein paar vielleicht“, gebe ich zu und muss schmunzeln. Milena kann ich nichts vormachen. Ich habe ihr gezeigt, wie sie herausfinden kann wie ich mich fühle. Irgendeinen Haken muss die Sache ja haben.
“Na dann lass uns schnell von hier verschwinden“, bestimmt sie lächelnd und springt von der Bank auf, schließt ihren kleinen Spind und greift nach meiner Hand.
“Das heißt, du bist nicht sauer, weil ich dich mit solchen Absichten in meine Höhle locken möchte?“ Ein wenig überrascht bin ich schon. Zugegeben ist mein Vorhaben nicht ganz uneigennützig und dass es Milena nicht zu stören scheint kann doch nur ein Traum sein. Aber sie schüttelt ihren Kopf, lächelt mich an und küsst mich. Diese Frau ist einfach perfekt.

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