Kapitel 26

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Kaum hatten wir die Eingangshalle verlassen und waren auf dem Schlossgelände angekommen, rief Lily auch schon:
"Marls, sieh mal es schneit!"
Ich lachte nur, was Lily wohl daran erinnerte, dass sie mich ja ausfragen wollte.
"Also noch einmal, was genau war das gestern bitte?"
Bei ihr fiel es mir deutlich leichter von gestern zu erzählen, als bei meinem Bruder, da sie erstens nun mal einfach meine beste Freundin war und sie zweitens schon mehr oder weniger von meinen Gefühlen für Sirius wusste.
Ich fing an ihr von dem Mädchen und Sirius zu erzählen, die sich geküsst hatten und dann noch einmal von dem Streit, den sie ja selbst mitbekommen hatte.
Danach folgte das Gespräch zwischen James und mir und schließlich das Treffen mit Sirius in der Großen Halle.

"Und wie hat er darauf reagiert, als du ihm von deiner Eifersucht erzählt hast", wollte Lily sofort wissen.
Ich machte eine dramtische Pause, dann sagte ich:
"Er hat mich einfach geküsst."
Kaum waren diese Worte auch schon ausgesprochen konnte ich das Lächeln auch schon nicht mehr unterdrücken und ich musste wohl strahlen wie ein Honigkuchenpferd.
Lily hatte wohl mit allem gerechnet, nur damit nicht, weshalb es nicht verwunderlich war, dass ihr die Kinnlade herunterfiel.
"Er hat was?", fragte sie mich ganz verdutzt.
"Mich geküsst", wiederholte ich noch einmal.

Lily brauchte einen Moment um sich zu fassen und dann lachte sie auch schon laut los. "Ich habe es dir doch schon vor Monaten gesagt! Ich habe es gewusst!"
"Was?", fragte ich dann sofort.
"Das er auf dich steht! Ich meine, er hat als Simon und du noch zusammen wart,"- bei dem Gedanken schauderte sie- "Simon Blicke zugeworfen, die ihn hätten töten können", erklärte sie mir, doch ich schüttelte nur den Kopf.
"Nein, dass hätte ich doch gemerkt", versuchte ich zu erwiedern.
Normalerweise war ich schließlich ein sehr aufmerksamer Mensch und wenn Sirius Simon wirklich solche Blicke zugeworfen haben sollte, hätte ich es ja wohl mitbekommen.
Doch Lily lachte erneut, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
"Du bekommst echt viel mit, aber in Bezug auf Sirius hätte man ein leuchtendes Schild mit 'Er steht auf dich' hoch halten können und du hättest es nicht bemerkt."
"Das stimmt nun auch wieder nicht!", erwiderte ich und verschrenkte meine Arme trotzig vor meiner Brust.
"Doch tut es!", rief Lily und bewarf mich mit Schnee.

"Hast du eigentlich schon ein Geschenk für Sirius?", fragte Lily mich plötzlich.
"Er hat ja schon am 3. November Geburstag".
Die Frage war duchaus berechtig, denn ich war einer der Menschen, die Geschenke erst ein paar Tage vor dem Anlass besorgte.
In den letzten Jahren war ich wegen Geschenken schon häufig in Stress geraten, doch diesmal hatte ich das Geschenk für Sirius schon Wochen vorher besorgt.
"Na klar doch", lachte ich also nur.
"Ich habe einen Motorradkurs für ihn gebucht. Diese zweirrädigen Fortbewegungsmittel der Muggel-"
"Marls, ich weiß was ein Motorrad ist, mein Vater besitz selber eins", warf Lily dazwischen.
"-Du weißt ja, wie besessen Sirius von diesen Dingern ist", beendete ich den Satz.
"Ich finde, dass sich das nach einem geeigneten Geschenk für Sirius anhört", meinte Lily.
"Das hoffe ich auch-", sagte ich.
"Es war nämlich echt nicht leicht, diesen Kurs zu buchen. Ich musste diesen Brief per Muggelpost senden und du weißt nicht wie langsam die ist. Außerdem komme ich auch einfach nicht mit diesen komischen Muggelgeldscheinen klar."
"Och Marls, du hättest mich doch einfach fragen können, ich stamme doch von den Muggeln ab", erklärte Lily mir.
"Oder du hättest damals einfach Muggelkunde wählen sollen", fügte sie mit einem besserwisserischen Grinsen hinzu.
Ich streckte ihr die Zunge heraus.
Aber sie hatte Recht, ich hätte mich nicht so quälen müssen, hätte ich sie einfach gefragt.

"Was hälst du eigentlich davon, wenn in den Drei Besen gehen und uns ein leckeres Butterbier trinken und uns ein bisschen aufwärmen gehen", schlug ich nach einer Weile bibbernd vor.
Lily und ich schlenderten bereits einige Zeit durch die unbesuchten Gegenden von Hogsmeade und mir war mittlerweile furchtbar kalt.
Lily, die ebenfalls völlig durchgefroren war, stimmte sofort zu.
Also gingen wir zusammen in den kleinen Pub, den die nette Wirtin Madam Rosmerta bewirtete und hörten bereits draußen das laute Stimmengewirr von drinnen.
Natürlich war der Drei Besen ,wie bei jedem Hogsmeade Wochenende, gut besetzt.
Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und blieb an einem wild winkenden Sirius hängen.
Das Lächeln, welches mich bereits fast den ganzen Tag verfolgte, stahl sich wieder auf meine Lippen, als ich ihn sah.

Doch dann fiel mein Blick auf das Mädchen, das sich dicht an Sirius gedrängt hatte, und mein Lächeln erstarb schlagartig.
"Ist das nicht Ava bei Sirius?", fragte mich Lily erschrocken, die meinem Blick gefolgt war.
"Ich denke schon", murmelte ich voller abscheu und Wut erfasste mich.
Schnurstracks lief ich zu dem Tisch, wo bereits die Rumtreiber und diese Ava saßen. "Ähm, ich glaube du sitzt am falschen Tisch, Ava! Sirius ist MEIN Freund, also mach, dass du hier weg kommst!", sagte ich ruhig mit einem fiesen Lächeln, doch die Kälte in meiner Stimme war klar und deutlich zu hören.

Auch wenn man es mir nicht direkt ansah, so kochte es in mir vor Wut.
Warum hatte Sirius sie nicht weggeschickt?
Es gab keinen Zweifel daran, dass sie mit ihm flirtete!
Ava schaute mich von oben herab an und der Unglaube war ihr ins Gesicht geschrieben. Ich war mir sicher, dass sie Wiederspruch von Sirius erwartete, doch als dieser nicht kam, zog sie enttäuscht ab.
Doch ich war sauer auf Sirius, weshalb ich auch fragte, was sie wollte.
"Sie wollte mit mir ausgehen", war Sirius' Antwort.
Wie konnte er das so gelassen sagen?
War ich ihm vielleicht doch nicht gut oder wichtig genug?
Panik machte sich in mir breit.
"Ist mir aber egal, denn ich habe ja dich und mehr brauche ich nicht", ergänzte Sirius, als ich gerade dachte, er würde nichts mehr erwiedern.

Ich konnte es nicht verhindern, bei diesen Worten stahl sich das Lächeln wieder auf meine Lippen.
Ich hatte vielleich ein bisschen überreagiert, schließlich war es ja nichts neues, dass Sirius viele Verehrerinnen hatte und diese sich regelmäßig an ihn heranmachten. Dennoch kuschelte ich mich doch etwas besitzergreifend an ihn heran, damit keine von diesen Mädchen mehr auf die Idee kam sich hier hin zusetzten.
Dennoch war mir genau in diesen Moment bewusst geworden, wie sehr ich ihn liebte, also flüsterte ich:
"Ich liebe dich"
Doch ich hätte mir schon, kaum war es ausgesprochen, auf die Zunge beißen können. Wir waren nicht einmal einen Tag zusammen und ich hatte schon das L-Wort benutzt. "Ich dich auch", flüsterte Sirius zurück.
Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet und ein Schauer durchlief mich.

Marlene McKinnon~ Lost in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt