Kapitel 14

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Mir war schwindelig wie nach jedem Apparieren. Auch Lily war etwas weiß um die Nase. Als erstes fiel mein Blick auf unser wunderschönes Backsteinhaus mit weiß gestrichenen Fenstern. Ich schaute wie immer zu meinem Zimmer, das mit dem einzigen runden Fenster, direkt unter dem Dach und stellte fest, dass sich nichts verändert hatte. Zusammen gingen wir zu der grünen Eingangstür. Als ich durch die Tür geschritten war, umfasste mich sofort ein Gefühl von Heimat und Sicherheit . Es gab nur zwei weiter Orte, die mir in diesen Kriegszeiten solche Gefühle vermittelten. Einmal , wie konnte es anders sein, Hogwarts und einmal das Anwesen der Potters. Besonders zur Weihnachtszeit war dort mein Liebster Ort gewesen. Wenn meine Patentante Euphemia, James Mutter, Lebkuchen gebacken hatte, duftete das gesamte Anwesen nach Weihnachten. James und ich hatten dann immer im Schnee gespielt oder  waren auf dem riesigen See Schlittschuh fahren und haben einfach nur das Leben genossen. Damals hatten wir nichts von dem Krieg geahnt und auch jetzt in Hogwarts bekamen wir selten etwas durch die uns schützenden Mauern mit, doch immer wenn Ferien begannen und ich nach Hause kam, spürte ich wie die entspannte Stimmung nachließ und die ständige Angst unser Begleiter war. „Marls, wollen wir nicht nach oben gehen?", fragte Lily vorsichtig, um mich nicht zu erschrecken. Also gingen Lily und ich in mein Zimmer, um uns für das Essen schick zu machen. Das half mir die Gedanken an dem Krieg zu verbannen.

Ich kramte meine Schminksachen, die ich nicht mehr in meinen Hogwartskoffer gepasst hatte, unter meinem Bett hervor und bat Lily, sie zu schminken. Großzügig wie sie war, ließ sie mich gewähren. Wir hatten einige Zeit geschwiegen, dann begann Lily etwas auszusprechen, was ihr wohl sehr schwer fallen musste. „Marls?" „Ja Lils?" „Ich finde es gut, dass du mit Simon Schluss machen möchtest. Du warst mit ihm immer so anders. So verschlossen. Und ich kann nicht glauben, was ich da gleich sagen werde, aber James und Sirius sind echt toll. Besonders James..." Sie wurde rot, sprach aber schnell weiter. „Ich finde du und Sirius würdet eigentlich super zusammenpassen. Auch wenn ich es noch immer nicht wahr haben möchte, in seiner Gegenwart lachst du mehr und bist einfach du selbst.". Ich schaute die noch immer puterrote Lily überrascht an. „Lily, das hatten wir doch schon. Wir sind nur Freunde", fügte ich mit schmerzenden Herzen hinzu und kramte in meinem Schrank nach meinem dunkelblauen Spitzenkleid. „Und was war denn das gerade mit James. Hat Lily Evan mir gerade nach Jahren des Bettelns endlich gesagt, dass sie arroganten Vollidioten James Potter liebt?", versuchte ich sie abzulenken. „Nein, das habe ich nie gesagt", wollte Lily mich überzeugen. Doch ich lachte nur und zog das Kleid aus meinem Schrank. „Und als Nächstes erzählst du mir von seinen braunen Augen und..." Doch Lily unterbrach mich. „Seine Augen sind Rehbraun". „Na klar, Rehbraun." „Marls, ich bin mir wirklich nicht sicher, was ich Potter gegenüber empfinde oder besser gesagt nicht empfinde. Wie soll ich das heraus finden, wenn ich noch nicht einmal in der Lage bin, ein passendes Outfit für das Essen zu finden. Außerdem war er mein jahrelanger Mobber". Frustriert durchwühlte sie ihre Tasche, während ich darüber nachdachte. Hatte James Lily wirklich gemobbt? Okay er hat ihr häufiger Kröten heraufbeschworen, da sie laut ihm gut zu ihren Augen passen würde, doch als Mobbing hatte ich dies nie gesehen. Vielleicht weil ich mit solchen Sprüchen von James aufgewachsen bin? „Hmm, ich glaube, ich hab etwas, was dir stehen könnte". Ich ging wieder zu meinem Kleiderschrank und zog nach einer Weile ein schönes grünes Kleid, welches in dem Farbton von Lilys Augen war (definitiv kein krötengrün), heraus und überreichte es ihr. Lily machte große Augen. „Ich schenke es dir, denn es steht die eh viel besser als mir", sagte ich. „Nein, das kann ich nicht annehmen", wollte Lily erwidern. „Doch du kannst!" Diese Worte ließen keine Wiederrede zu, weshalb Lily sich schließlich einfach nur bedankte.

Nach circa dreißig Minuten des Stylens waren Lily und ich fertig und marschierten die Treppe herunter. Dann machten wir uns auf den Weg zum Restaurant, aber ohne Flohpulver oder sonstige Magie. Wir alle wollten uns das Outfit nicht ruinieren und außerdem war das Restaurant ja nicht weit von uns zu Hause entfernt. Wir würden die Potters dort erwarten. Lily versuchte zwar entspannt zu wirken, doch ich spürte ihr Nervosität. So kannte ich meine Lily gar nicht. Was hatte Jamie bloß mit ihr gemacht? Ich selbst war auch nervös, aber bei mir hatte es ja natürlich nichts mit Sirius zu tun. Zumindest versuchte ich mir das einzureden, denn wir waren schließlich Freunde nicht mehr und nicht weniger.

Nach etwa zehn Minuten standen wir vor dem Restaurant, doch die Potters waren noch nicht da. Kurze Zeit später kamen sie auch schon. Als mein Blick auf Sirius fiel, blieb mir kurz die Luft weg. Er trug ein weißes Hemd, welches ihm nicht nur gut stand, sondern auch seine Muskeln betonte. Ich konzentriere mich darauf, dass mir nicht die Kinnlade herunter fiel und fand plötzlich großes Interesse an dem runden Ding auf der Straße (Ich glaube die Muggel nannten es Gully oder so). Lily schien es ähnlich mit James zu gehen, denn sie war schon wieder leicht rosa angelaufen. Wir begrüßten uns noch einmal und gingen dann alle zusammen hinein.

Lily und ich setzten uns neben einander, was ich aber sofort bereute, als sich Sirius mir Gegenüber fallen ließ. Jetzt kam ich nicht umher, seine Muskeln anzuschauen. Er hatte eben die typische Quidditchstatur mit Sixpack, breiten Schultern und Bizeps. "Marls, sabberst du etwa?", fragte mich James plötzlich. Erschrocken fuhr ich zusammen, blickte zu ihm herüber und wurde rot. Hatte ich gerade etwa gestarrt? Wie peinlich war das denn. James wackelte, als niemand anderes zu ihm herüber sah, anzüglich mit den Augenbrauen, nickte zu Sirius hinüber und tat so als würde ich er sich Spucke vom Kinn wischen. Ich streckte ihm die Zunge raus und wollte ihm vors Schienbein treten, doch anstatt ihn traf ich, wie konnte es anders sein Sirius, der mich gespielt böse anfunkelte. „Aua Marls", schmollte er, „Nur weil ich absolut attraktiv und umwerfend bin, muss man mich nicht gleich angreifen". Ich rollte nur mit den Augen und versuchte mich auf ein Gespräch mit Lily zu konzentrieren, dennoch wanderte mein Blick unvermeidlich immer wieder zu Sirius hinüber.  Fast jedes mal schaute er mir ebenfalls direkt in die Augen, was in mir ein Kribbeln und eine unbeschreibliche Wärme ausbreiten ließ. Was tat er bloß mit mir?
So ging es den Rest des Essens weiter. Als wir wieder vor dem Restaurant standen,  hatte Sirius die Idee, dass wir uns morgen zum Flossfahren treffen sollten, so wie James, Sirius und ich es damals häufig mit Remus und Peter gemacht hatten.
Unsere Eltern waren bereits vorgegangen und zusammen gingen wir noch ein Stück, dann umarmten wir uns alle einmal, sogar James und Lily,es war noch immer sehr ungewohnt, sie so vertraut zu sehen. Und als Sirius seine Arme um mich schloss, atmete ich einmal tief ein, um seinen Geruch besser wahrnehmen zu können und dieses wunderbare Gefühl breitete sich wieder in mir aus.

Marlene McKinnon~ Lost in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt