Kapitel 22

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Als Lily und ich eintraffen, was die Party schon voll im Gange.
Die Hälfte aller Gäste waren schon so voll, dass sie wahrscheinlich schon nichts mehr mitbekamen.
Lily verdrehte nur die Augen, während wir uns durch die Menge auf die Suche nach irgendwelchen Bekannten machten und wir immer wieder angerempelt wurden.
Ich schleifte Lily mit zu den Getränken und schenkte ihr ebenso wie mir ein Glas Butterbier ein.
Ich wusste, dass Lily keine Lust hatte sich zu betrinken und ich eigentlich auch nicht.
Im letzten Jahr wäre es bei mir noch anders gewesen, doch irgendwie brauchte ich den Alkohol im Moment nicht.

Mein Blick glit durch die Menge und blieb an zwei offensichtlich sehr vertraut miteinander wirkenden Personen hängen.
Die beiden knutschten sich gegenseitig ab und nur beim Zusehen wurde mir schon schlecht.
Den Jungen erkannte ich sofort an seiner Größe und an seinem schulterlangen dunklen Haar.
Das Mädchen war eine Gryffindor, die ich ein paar mal gesehen hatte, doch ich hatte noch nie mit ihr gesprochen.
Die altbekannte Eifersucht schoss wieder durch mich durch und genau das ärgerte mich.
Sirius began doch keine Straftat, nur weil er ein Mädchen küsste.
Es war ja auch nicht so, dass wir zusammen wären oder so, wir waren nur Freunde.
Und doch fühlte es sich so an, als würde er mich betrügen.
Um das Bild von Sirius und dem Mädchen nicht mehr sehen zu müssen, wendete ich mich ab und doch hatte sich dieses Bild in meinen Kopf eingebrannt und wollte nicht mehr verschwinden. Dann fiel der Feuerwhisky in mein Blickfeld und ich entschied dass ein bisschen Feuerwhisky doch nicht schaden würde.
Gerade als ich mein zweites Glas Feuerwhisky runtergschluckte hatte, stupste mir Lily plötzlich in die Seite.

"Ist das nicht Mason, der mit dem Mädchen da flirtet?", fragte mich Lily daraufhin.
Was machte Mason den bitte hier auf einer Party ab dem sechsten Jahrgang?
Mason war mein fünfzehnjähriger Bruder und war gerade einmal im fünften Schuljahr, somit hatte hier definitiv nichts zu suchen.
Er war gerade in seiner rebellischen Phase und war deshalb auch in den Herbstferien nicht mit Lily und mir bei unseren Eltern gewesen.
Eigentlich hatten wir beide uns immer sehr gut verstanden, doch im Moment ging er auch mir aus dem Weg und fing bei jeder sich bietenden Gelegenheit einen Streit an.
"Mason, was machst du hier?", fuhr ich ihn, ohnehin schon sauer wegen der Sache mit Sirius, an, als ich wütend zu ihm maschiert war.
"Wo nach sieht es denn aus. Ich bin ein Gryffindor und feier auf unseren Sieg", spukte er mir förmlich ,mindestens genau so wütend, ins Gesicht in einem Ton, der mir kalt den Rücken herunterlief. Zudem roch sein Atem so dermaßen nach Feuerwhisky, dass ich das Gefühl hatte, selber noch ein Glas genommen zu haben.
Ich wusste nicht warum er seit einiger Zeit so war. "Du bist aber noch keine sechzehn und hast hier also nichts verloren! Also mach das du hier weg kommst!", schrie ich ihn schon fast an.
Während ich ihn so anschrie, hatte ich bereits ein schlechtes Gewissen.
Es war zwar nicht richtig, dass er hier war, doch er hatte es genauso wenig verdient, so von mir angeschrien zu werden.
"Du hast mir gar nichts zu sagen, schließlich bist du weder meine Mutter noch der Veranstalter der Party, also lass mich in Ruhe!", feuerte er zurück.

"Aber ich", sagte ein dumpfe Stimme hinter mir ruhig. "Und sprich nicht so mit deiner Schwester!" Erschrocken fuhr ich herum und sah direkt in Sirius graue Augen.
Bei Sirius traute sich Mason nichts mehr zu sagen, denn er konnte ziemlich einschüchternd wirken, wie ich selbst wusste.
Mason schnappte sich seine Freundin und verließ die Schulsprecherräume, aber nicht ohne noch einen letzten bösen Blick auf mich zu werfen.

"Was mischt du dich ein?!", schrie ich nun Sirius an und stieß ihn vor die Brust.
Auch das war nicht fair und ich wusste es auch, doch auch wenn es absurd war, so hatte er mich trotzdem sehr verletzt.
"Bitteschön! Ich wollte dir nur helfen! Aber egal was ich mache, ich mache es immer falsch!", rief auch er zunehmend wütend.
"Jedenfalls knutsche ich nicht gleich mit dem nächst Besten herum!", schrie ich ihn weiter an.
Es hatte zwar nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun, aber genau deshalb war ich ja auch sauer und sollte er es ruhig wissen.
"Jedenfalls habe ich jemanden im Gegensatzt zu dir. Was war nochmal mit deinem letzten Freund? Ah ja, genau es hat dich betrogen! Warum bloß?!", schrie er noch immer, nun mit zornesröte im Gesicht.
Das hatte gesessen und ich spürte wie mir die Tränen in die Augen stiegen.

Er hatte anscheinend gemerkt was er da gerade gesagt hatte.
"Marls, ich... Es tut mir leid!", wollte er sich bereits entschuldigen.
Doch ich wollte ihm nicht mehr zuhören.
Plötzlich fiel mir auf, wie ruhig es geworden war und mich jeder anstarrte.
"Was starrt ihr alle so?!", fauchte ich nun auch die anderen an.
Ich rannte zum Portal und stieg hinaus.
Kaum hatte sich das Portal geschlossen, brach ich auch schon in Tränen aus.
Ich rannt weiter bis zu unserem Gemeinschaftsraum.
Dort brach ich schließlich endgülig auf den Boden zusammen.
Glücklicherweise war niemand außer mir dort, also ließ ich meinen Tränen freien lauf.

Ich weiß nicht, wie lange ich dort saß, doch die Tränen wollten einfach nicht aufhören.
Irgendwann hörte ich das Portal aufgehen. "Marls?", flüsterte eine Stimme, der ich James zuordnen konnte.
Ich unterdrückte mein Schniefen, was nur dazuführte, dass ich einen heftigen Hustanfall bekam.
Er kam direkt auf mich zu und ließ sich neben mich auf den Boden plumpsen, dann legte er seinen Arm um meine Schulter.

Er ließ mich an seiner Schulter ausheulen, bevor er mich fragte, was denn los sei.
Ich holte einmal tief Luft und überlegte ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte, entschied mich dann aber dafür, schließlich war er mein bester Freund.
"Du musst mir aber ein paar Dinge versprechen, erstens raste bitte nicht aus und zweitens sag nichts davon Sirius, okay?", stellte ich noch immer schniefend klar.
Er nickte.
"Also ich weiß nicht wie ich anfangen soll... Es geht um Sirius. Seit den Sommerferien ist es irgendwie anders zwischen uns. Jedes mal wenn er in meiner Nähe ist oder mich berührt, breitet sich überall in meinem Körper so ein Kribbeln aus. Ja ich weiß, dass sich verrückt anhört, aber so sehr ich es auch will, ich kann es nicht verhindern", sagte ich verlegen und bedacht nicht in James Gesicht zu sehen.
"Und was am Schlimmsten ist, ist die Eifersucht, wann auch immer ich ihn mit einer anderen sehe, könnte ich jeden um mich herum anschreien."

James schwieg eine lange Zeit und ich wartete nur darauf, dass er mich anschrie und mir sagen würde, dass das zwischen Sirius und mir keine gute Idee war.
Doch es kam nichts dergleichen.
"Nein, das ist nicht verrückt", sagte er schließlich. "Dieses Kribbeln, genau das habe ich immer in Lilys Nähe.
Doch irgendwie habe ich mir schon so etwas gedacht und ich finde ihr beiden solltet euch unbedingt mal darüber aussprechen.
Ich weiß zwar nicht was in Sirius wirklich vorgeht, aber ich glaube ich kann mir denken, dass es ihm ziemlich ähnlich geht.
Doch das musst du mit ihm persönlich klären", gab er mir zu verstehen.
"Und wenn das mit euch beiden doch irgendwann mal klappen sollte, wäre ich der letzte der euch beiden im Weg stehen würde.
Sirius ist mein Bruder und du meine beste Freundin, seitdem ich denken kann.
Außerdem weiß ich bei dir, dass du ihn nicht nur wegen seines Aussehens willst, so wie all die anderen, sondern weil du ihn, so anstrengend wie er manchmal auch sein mag, so magst wie er ist", ergänzte er schließlich noch.
Jetzt konnte ich nicht mehr anders, ich musste James ins Gesicht schauen.
Und er lächelte, nicht so arrogant wie er es damals häufig gemacht hatte, sondern so weise. Ich konnte es nicht anders beschreiben, er war einfach erwachsen geworden.
"Danke", flüsterte ich, gab ihn einen Kuss auf die Wange und gerade als ich mich zum gehen wandte, drehte ich mich noch einmal um und sagte:
"Das mit Lily und dir wird auch noch klappen, ich sehe es ihr einfach an!"
Dann stieg ich leise die Treppe zum Schlafsaal empor.

Marlene McKinnon~ Lost in LoveWhere stories live. Discover now