Kapitel 12

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Wie konnte sich etwas so richtig anfühlen, aber so falsch sein. Das was ich jetzt tat, forderte meine gesamte Willenskraft. Mühsam stoß ich Sirius von mir weg. Plötzlich fühlten sich meine Lippen sehr kalt und leer an. "Es tut mir leid, aber es ist einfach nicht Richtig", nuschelte ich. "Du hast recht", sagte er schaute dann verlegen zur Seite.

Den restlichen Weg zurück zum Gemeinschaftsraum begegneten wir niemanden mehr und schwiegen verlegen. Immer wieder musste ich an diesen Kuss denken. Ich hatte schon mehrere Küsse erlebt, doch nicht einer konnte nur ansatztweise mit diesem mithalten. Nach langer Zeit des Schweigens erreichten wir den Gemeinschaftsraum. Es erschien mir wie eine Erlösung. Ich nuschelte "Gute Nacht" und huschte nach oben in den Schlafsaal.

In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich musste immer wieder an diesen Kuss denken. War es wirklich richtig gewesen ihn wegzustoßen? Mit diesen Gedanken fiel ich in einen unruhigen Schlaf. Ich träumte von Sirius, der sich in Simon verwandelte. Verstört schreckte ich immer wieder aus meinem Schlaf auf, wenn ich einschlief, träumte ich jedoch immer an der selben Stelle weiter.

Es war das erste Mal schön für mich, als der Wecker endlich klingelte und mich endgültig aus diesem Albtraum riss. Dorcas und Alice  musterten mich schockiert, als ich beim ersten Klingeln aus dem Bett sprang und im Bad verschwand. Als ich in den Spiegel blickte, erschreckte ich mich vor mir selbst. Ich hatte richtige Krater unter den Augen. Es würde ewig dauern, sie ordentlich abzuschminken.

Beim Frühstück stocherte ich nur in meinen Haferflocken herum und mied Sirius Blicken. Lily hatte mich ein paar mal versucht mich anzusprechen, was sie aber nach einiger Zeit dann auch bleiben ließ und sich in ein Gespräch mit Jamie vertiefte. Irgendann kam Simon zu mir, aber er war gerade der letzte mit dem ich reden wollte. Zur Begrüßung küsste er mich, doch es fühlte sich einfach falsch an und ich bekam ein unfassbar schlechtes Gewissen. Mein Blick fiel auf Sirius, der mich mit einem unergründlichen Blick musterte. "Ist was?", fragte mich Simon. "Habe schlecht geschlafen", murmelte ich. Das restliche Frühstück wurde ich kaum noch angesprochen, was mir zu Gute kam, denn ich war in Gedanken versunken.

Der Schultag verstrich nur im Schneckentempo, weshalb ich sehr froh war, als ich endlich im Gemeinschaftsraum saß und meiner Leidenschaft des Zeichnens nachging. Plötzlich wurde ich an der Schulter angetippt und Sirius fragte mich: "Können wir reden?"Als Antwort nickte ich, packte meine Zeichnungen zusammen und stand auf. "Lass uns in meinen Schlafsaal gehen", schlug er mit einem Blick auf seine Freunde, die uns neugierig beäugten, vor. "Gute Idee", stimmte ich ihm zu. So gingen wir die Treppen zu seinem Schlafsaal hinauf. Ich war schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr hier gewesen. Er öffnete die Tür, stürmte in das Zimmer und schob ein paar Sachen vom Boden unter sein Bett. Kaum hatte ich die Tür geschlossen, fing er auch schon an: "Oh Marls, können wir diese Sache, die gestern passiert ist nicht einfach vergessen? Ich weiß nicht, was in mich gefahren war. Ich meine es ist ja nicht so, als hätte ich irgendwelche anderen Gefühle als Freundschaft für dich, oder so. Und außerdem hast du ja jetzt einen Freund. Es war einfach nicht richtig von mir. Wie auch immer, ich wollte mich entschuldigen". Als er geendet hatte, blieb es einige Zeit Still. Er hatte recht, wir sollten diesen Kuss einfach vergessen, aber könnte ich das? Trotz diesem Gedanken, stimmte ich ihm zu: "Ja du hast recht, wir sollten das einfach vergessen und so tun, als hätte diese Sache nicht existiert". Das auszusprechen machte mich traurig, denn es war mit Abstand der schönste Kuss den ich jemals gehabt hatte und laut ihm war er nicht richtig gewesen. Ich selbst hatte zwar ebenfalls den Kuss als nicht richtig empfunden, dennoch tat es weh es jetzt aus seinem Mund zu hören. Er schaute erleichtert auf. "Einfach nur Freunde", fragte er mich und ich wiederholte zustimmend: "Einfach nur Freunde".

Einfach nur Freunde. Ging das jetzt überhaupt noch? Darüber dachte ich nach, während ich den Schlafsaal der Jungs verließ. Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht auf den Weg achtete, bis ich mit jemanden zusammenstieß. Remus. "Vorsichtig", sagte er sanft."Tschuldigung Remus. Ich war gerade in Gedanken", entschuldigte ich mich bei ihm. "Darf ich fragen, worüber du dir gerade den Kopf zerbrichst?" "Ach wir haben doch diesen blöden Aufsatz zum Felix Felicitas aufbekommen und ich habe noch nicht einmal angefangen", log ich. Nicht ganz überzeugt schaute er mich an. "Soll ich dir helfen? Ich habe ihn schon fertig." Wenn ich recht darüber nachdachte, war es eine gute Idee mit Remus meinen Aufsatzt zu schreiben. So würde ich nicht länger über Sirius nachdenken und diesen blöden Aufsatzt fertig bekommen. Mit Remus Hilfe würde ich sogar eine gute Note bekommen, was mir in Zaubertränke nicht schaden würde. Also stimmte ich ihm zu.

Zusammen gingen wir in die Bücherei. Remus und ich brauchten zusammen eine Stunde, bis wir fertig waren. Dieser Aufsatz hatte meinen Gedanken so sehr in Anspruch genommen, dass ich nicht an Sirius gedacht hatte. Nachdem wir den Aufsatz geschrieben hatten, sprachen wir über die bald anstehenden Herbstferien. Ich würde mit Lily nach Hause fahren. Lily wollte dieses Jahr nicht zu sich nach Hause, da sich ihre Schwester Petunia mit Vemont Durdley ,oder wie auch immer er hieß, verlobt. Dieser Vemont (oder hieß er etwa Vernon?) war, laut Lily, fett wie ein Mammut und sehr unsympathisch, weshalb sie nicht länger als sie musste mit Vernon/Vemont und Petunia Zeit verbrigen wollte. Außerdem liebte sie meine Familie über alles und hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Remus wollte mit Peter in Hogwarts bleiben. Sirius und James würden ebenfalls nach Hause fahren.

Marlene McKinnon~ Lost in LoveWhere stories live. Discover now