Kapitel 11

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"Hey", sagte ich und setzte mich in den Sessel neben ihn. "Hey", brummelte er zurück. Wir schwiegen eine Weile. Dann, als ich bereits darüber nachdachte wieder ins Bett zu gehen, sagte er ausdruckslos: "Warst du gerade noch bei Corner?" War das sein Ernst. "Nein, wenn du's genau wissen willst. Ich war bei Lily", sagte ich lauter als gewollt. Während ich sauer aufstehen wollte, knurrte mein Magen sehr laut, da ich beim Abendessen zu wenig gegessen hatte. "Hast du noch hunger?", fragte er mich plötzlich in einem sehr freundlichen Ton. Ich nickte. "Ich kann dir die Küche zeigen. Ich muss nur noch eben etwas holen", schlug er mir vor. Ich war zwar noch ein bisschen sauer auf ihn, aber mein Hunger siegte. Ich nickte wieder und er verschwand in seinem Schlafsaal. Zwei Minuten später kam er mit einem Stück Pergament wieder. "Was ist das?", wollte ich wissen, doch er schüttelte nur den Kopf.

"Dafür hasst du mich geweckt?", rief die Fette Dame uns entrüstet hinterher. Wir machten uns auf den Weg in die unteren Stockwerke und immer wieder hielten wir an und Sirius schaute auf sein Pergament. Irgendwann erreichten wir ein Gemälde von einem Obstteller. Sirius fing an die Birne mit dem Zauberstab zu kitzeln. Diese begann zu lachen und das Gemälde schwang zur Seite. "Woher wusstest du das?", wollte ich erstaunt wissen, während wir durch den Eingang kletterten. Doch Sirius Antwort ging im Trubel der Hauselfen unter, die auf uns zugestürmt kamen. Irgendetwas erschien mir an ihnen merkwürdig, bis mir auffiel, dass sie allesamt anständige Kleidung trugen. Anscheinend waren die Hauselfen freiwillig hier oder sie wurden vielleicht sogar bezahlt. Typisch Dumbledore. "Können wir der Miss und dem Herren helfen?", wollte eine der Hauselfen wissen. "Ja, wir hätten noch ein bisschen hunger", sagte Sirius.

Kurz danach fanden Sirius und ich uns an einem reich gedeckten Tisch wieder und die Hauselfe vom Anfang, die Nora hieß, brachte uns Brot und Aufstrich. Ich bedankte mich. Dann aßen Sirius und ich schweigend eine Weile. "Wie habt ihr das mit der Birne herrausgefunden?", fragte ich wirklich neugirig. "Ein Zauberer verrät niemals seine Tricks", antwortete er schmunzelnd.  Gespielt beleidigt schaute ich ihn an, was ihn nur mehr zum Lachen brachte. Das war das umwerfende Lachen von Sirius, das mich immer schwindelig werden ließ. Ich konnte nicht anders, als in das Lachen miteinzustimmen. Wir unterhielten uns so lange, bis wir aufgegessen hatten. Dann kam bereits Nora und fragte uns, ob es uns denn geschmeckt habe, was wir beide natürlich sofort bejahten.

Dann verabschiedeten wir uns von den wirklich netten Hauselfen. Ich wollte gerade die Küche verlassen, als mich Sirius zurückrief. "Warte mal eben, ich muss noch etwas nachschauen". Er holte wieder das Pergament aus seiner Tasche, tippte es an und murmelte dabei etwas, was ich nicht verstand. Dann studierte er das Pergament und nickte. "Ja, wir können jetzt gehen". Was das wohl für ein Pergament war? Ich wusste aber, dass Sirius es mir bestimmt nicht sagen würde, also fragte ich nicht noch einmal. Er hatte halt nun mal den typischen Black-Dickkopf. Wir schlichen uns leise aus der Küche und gingen wieder Richtung Gryffindorturm. Kurz vor dem Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste studierte Sirius noch einmal das Pergament und stieß dabei einen leisen Fluch aus. Dann schnappte er sich meine Hand, wobei ich wieder dieses Kribbeln verspürte, und zog mich ein paar Meter zu einer Statue der einäuigigen Hexe. Er tippte mit dem Zauberstab gegen den Buckel der Alten und murmelte wieder ein Wort. Daraufhin öffnete sich der Buckel und er  bedeutete mir hinein zu steigen. Ich gehorchte und krabbelte in den Geheimgang. Ich rutschte ein paar Meter in die Dunkelheit und ärgerte mich über Sirius. Warum hatte er gewollt, dass wir in diesen dreckingen Tunnel gingen? Kurz danach kam auch schon Sirius angeschlittert. "Sirius, was zum...". Doch weiter kam ich nich, denn er hielt mir den Mund zu. "Filch", flüsterte er leise. Er schaute wieder auf das Pergament, wo sich nun Punkte und Stiche befanden, mehr sah ich nicht. Wir waren ganz still, bis Sirius immer noch leise sagte: "Er ist wieder weg". Ich konnte meine Fragen nicht mehr zurückhalten. "Was ist das für ein Pergament und woher weißt du das mit Filch?" Doch er schüttelte wieder den Kopf und antwortete: "Das kann ich dir nicht sagen. Krone würde mich umbringen". " Tut mir echt leid", ergänzte er. "Sagst du mir denn wenigstens wohin dieser Geheimgang führt?", fragte ich schmollend. "In den Keller des Honigtopfes", antwortete er sofort. Das erklärte so einiges. Oft genug hatten Lily und ich uns schon gefragt, wie die Rumtreiber nach einem erfolgreichen Quidditchspiel Butterbier und Süßigkeiten aus dem Honigtopf besorgt hatten. "So kommst du jetzt mit zum Gemeinschaftsraum?", fragte Sirius ein bisschen genervt. Ich nickte und rappelte mich auf. Dann gingen wir gemeinsam den Geheimgang wieder hoch und stiegen durch den Buckel der Alten. Kaum hatten wir diesen verlassen, stolperte ich und stieß dabei gegen eine Rüstung. Dies machte so einen Höllenlärm, dass ich befürchtete, das ganze Schloss geweckt zu haben. "Marls", stöhnte Sirius auf, dann griff er meine Hand und wir rannten los. Sehr wahrscheinlich hatten wir Filch auf den Fersen. Bei diesem Gedanken wurden wir noch schneller. Dann ohne Vorwahnung zog Sirius mich in eine enge Nische in der Schlosswand. Wir standen uns so Nahe, dass ich seinen Geruch wahrnahm. Mhm, Zitrone, mein absoluter Lieblingsgeruch. Bei diesen Gedanken ermahnte ich mich selber. Dies war eine Kriesensituation, ich konnte jetzt unmöglich an soetwas denken. Sirius machte es mir aber auch nicht leichter, denn er hielt mich fest mit seinen starken Armen umschlungen. Irgendwann nahm ich nur noch ihn und seinen Geruch war, weshalb es kein Wunder war, dass ich stark zusammenzuckte, als ich die Stimme von Filch hörte. Allmählich wurde seine Stimme wieder leiser, doch Sirius hielt mich weiterhin umschlungen und schaute mir tief in die Augen.  Dann ohne das ich es verhindern hätte können, kamen wir uns immer näher. Dannn spürte ich seine warmen und weichen Lippen auf meinen. Das Kribbeln wurde immer stärker, bis  es schließlich ganz verstummte und mich eine heiße Welle des Glückes durchfuhr. Es war ganz anders als der Kuss mit Simon. Er war um längen besser und fühlte sich einfach richtig an, aber ich hatte doch nun offiziell einen Freund. Ich konnte das einfach nicht tun.













Marlene McKinnon~ Lost in LoveWhere stories live. Discover now