Kapitel 15

344 16 3
                                    

"Marls, wir kommen zu spät!" Das waren die Worte mit denen Lily mich am nächsten Morgen weckte. Ich konnte mir durchaus angenehmere Arten vorstellen geweckt zu werden. "Wehe, du schläfst jetzt wieder ein, es ist echt nicht leicht dich zu wecken", stieß sie genervt zwischen ihren Zähnen hervor. Ich stöhnte müde auf und rollte mich zur Seite, bis ich mit einem schmerzerfüllten "Au" auf der anderen Seite herunter kullerte. Ich rieb mir meinen Kopf, war aber immerhin endlich wach. Lily, die nichts mitbekommen hatte, kramte bereits hektisch nach ihren Anziehsachen. "Wie viel Uhr haben wir denn?", fragte ich während ich mindestens genauso hektisch aufsprang und meine Sachen zusammen suchte. "11 Uhr". "Dein Ernst? Lily wir treffen uns doch erst um eins", rief ich entsetzt. "Ich weiß, aber laut meiner Berechnung brauchst du circa 30 Minuten im Bad, dann nochmal 10 zum Anziehen, dann müssen wir noch frühstücken...". "Ja, ja, du Streber", unterbrach ich sie und musste lachen. Sie konnte zwar mit solchen Aktionen anstrengend sein, aber ich war seitdem ich sie kannte und wir irgendwo zusammen hingegangen waren, nicht einmal zu spät gekommen.

Also machten wir uns fertig und Lily hatte Recht behalten, als wir losgingen, war es bereits 12.50 Uhr und zu Fuß brauchten wir 10 Minuten zu den Potters. Um Punkt 13 Uhr standen wir vor der Tür des Anwesens der Potters und klingelten. Nicht anders als erwartet machte ein ziemlich müde wirkender Sirius mit ganz zerstrubelten Haaren und schiefen Grinsen die Tür  auf. Nicht einmal sein Hemd war ganz zugeknöpft, was uns einen Blick auf seine Bauchmuskeln erhschen ließ. "Gerade erst aufgestanden?", fragte ich Sirius und schob mich gespielt lässig durch die Tür und zog Lily hinterher. "Verschlafen", murmelte Sirius mit diesem schönen Lächeln. Ich musste zugeben so verschlafen sah er ziemlich heiß aus.  "Wo ist James?", wollte Lily wissen. "Noch oben", murmele Sirius und schaute mich dabei verdutzt an. Er konnte auch noch nicht ganz glauben, dass die beiden sich endlich als Schulsprecher zu verstehen schienen. "Okay, wir machen das jetzt so. Ich zeige Lily das Haus und ihr macht euch fertig", schlug ich vor, doch während ich das sagte kam Jamie die Treppe herunter gerannt oder besser gesagt gesprungen und rief: "Ich kann das machen!" "Dir auch einen Guten Morgen, Potter", schaubte Lily und versuchte ihr Lächeln zu verbergen. "Guten Morgen", strahlte er sie an. "Marls, kommst du mit", fragte Lily, ich sah ihr jedoch an, dass sie lieber alleine mit ihm gehen wollte, weshalb ich ablente und hier blieb.

Kaum waren die beiden verschwunden, stupste Sirius mich an und sagte: "Echt komisch die beiden zu sehen, ohne dass Lily Krone anschreit und zur Schnecke macht." "Genau das habe ich auch gerade gedacht", stimmte ich ihm zu und konzentrierte mich darauf ihm nur ins Gesicht zu schauen. "Hast du eigentlich schon mal mein Zimmer gesehen?", wollte Sirius nach einer Weile wissen. Ich dachte kurz nach. Sirius wohnte bereits das zweite Jahr bei den Potters und ich war echt häufig bei ihnen, aber er hatte Recht, ich hatte noch nie sein Zimmer gesehen. "Nein, ich habe es echt noch nie gesehen."

Also gingen wir zusammen zwei Stockwerke nach oben. Sirius Zimmer war nur zwei Türen von James entfernt, wo ich schon so oft rein und raus gerannt war. Als Sirius die Tür aufmachte, wurde ich von dem Rot und Gold angestrahlt, was sich überall in seinem Zimmer wiederfand. Man erkannte sofort, dass er ein echter Gryffindor war. Sein Zimmer war von der Raumverteilung wie bei James und es gab zwei riesige Fenster mit Blick auf den See der Potters. Sein ungemachtes Bett stand in der Ecke vor einem der Fenster und überall roch es nach ihm. Eine Wand war mit vielen Fotos tapeziert, zu denen ich sofort lief um sie zu betrachten. Auf einem waren er, James, Remus und Peter zu erkennen, wie sie sich umarmten. Auf einem anderen war er als elfjähriger mit einem jüngeren Kind zu sehen, welches ihm sehr ähnlich war. Wahrschinlich sein Bruder Regulus.  Ein anderes zeigte nur ein schwarzer Hund, der mir aber irgendwie vertraut war. Er hatte mir aber eigentlich nie von einem Hund erzählt. Auf einem nächsten war nur er mit einem Hirsch zusehen. "Wie hast du das Bild mit dem Hirsch hinbekommen? ", wollte ich wissen. " Ähh, wir waren in diesem Ort der Muggel, wo man Tiere streicheln konnte ." Als er das sagte, strich er sich nervös durch die Haare, was er immer machte, wenn er eine  Ausrede suchte. Ich ging nicht weiter darauf ein und ging weiter zu seinem Nachttisch, wo noch ein einzelndes eingerahmtes Bild stand. Es war eine Aufnahme von Sirius und mir im fünften Jahrgang direkt nach unserer Abschlussprüfung. Ich umarmte und küsste ihn auf die Wange. "Ich wusste gar nicht, dass so ein Foto von uns existiert", sagte ich, während ich mich zu ihm umdrehte. Ich blickte in sein Gesicht, was von einem leichten rosa umfasst wurde. War ihm es etwa unangenehm oder sogar peinlich, dass ich dieses Foto gesehen hatte? Und vor allem war genau dieses Foto eingerahmt? Interessiert mussterte ich ihn, doch er sagte nichts und machte ein Schritt auf mich zu. Er kam imer näher und näher und beugte sich zu mir herunter. Mir wurde schummerig und das Kribbeln durchfuhr mich.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und wir fuhren auseinander. James und Lily standen in der Tür. Lily schaute mich mit großen Augen an und James hatte es zum Glück nicht gesehen, da er nur Augen für Lily hatte. Ich war mir sicher, dass er definitiv gegen eine Beziehung zwischen Sirius und mir wäre. "Ach, da seid ihr ja. Wir haben euch schon gesucht ", sagte James freudestrahlend. "Seid ihr fertig, damit wir los können?" Sirius und ich nickten nur. Lily warf mir einen Blick zu, der bedeutet, dass wir gleich reden mussten.

Ich stolperte nur so die Treppen herunter, in Gedanken bei dem Moment zwischen Sirius und mir. Hatte er mich küssen wollen? Das durften wir einfach nicht! Ich war schließlich noch in einer Beziehung mit Simon. Ich wollte mich zwar trennen, aber fremdgehen will ich auch nicht. Außerdem gingen Beziehungen zwischen Freunden nur seltenst gut und ich wollte Sirius als meinen besten Freund einfach nicht verlieren. Aber tat ich das nicht bereits schon mit jeder Minute, die ich damit verbrachte, an ihn zu denken und mehr als Freundschaft zu wollen...?

Marlene McKinnon~ Lost in LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt