Das finale Duell

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"Ich will keine Hilfe von irgendjemandem." sagte Harry laut, als sich ein Kreis aus Zuschauern um den Auserwählten und Lord Voldemort gebildet hatte.
Ich stand neben George und Charlie Weasley.

Unfähig zu realisieren, dass ich eine hochgestellte Todesserin zu Fall gebracht hatte.

Harry und Voldemort liefen, wie lauernde Tiere in dem Kreis aus Zuschauern, sich tief in die Augen blickend.

Grün gegen Rot.

Es war erschreckend. Furchteinflößend.
Harry erklärte seinem Gegner, er könne uns nichts anhaben, da er für uns sterben wollte.
Der Wille zählte um uns vor seinen Flüchen zu schützen.
Außerdem erklärte er dem verwirrten Mann, Dumbledore sei gestorben, weil er es wollte.
Snape wäre auf der Seite der Guten, Snape hatte seine Mutter geliebt und war nach ihrer Ermordung auf unsere Seite gewechselt.

Voldemort schien etwas aus der Bahn geworfen, doch er fasste sich schnell und berichtete lautstark über seinen ergibigen Mord an Severus Snape.
Durch seinen Tod, würde er in Besitz des Elderstabes sein.

Ich kannte diesen Stab. Fred, George und ich hatten das Märchen oft gelesen.
Er ist unbesiegbar, gehorcht demjenigen, der ihm seinen vorherigen Herrn abgenommen hat.
Wenn Voldemort in seinem Besitz war, war Harry so gut wie tot.
Ängstlich griff ich nach den Händen meiner Nachbarn.
Ich spürte Georges warme, vertraute Hand, wie sie sich um meine schmiegte und sie hielt.
Charlie drückte meine Hand, um mir zu symbolisieren, dass alles gut werden würde.
Nervös richtete ich meine Aufmerksamkeit erneut dem Duell.

Harry erklärte seinem Gegner, der letzte Plan Dumbledores war nach hinten losgegangen.
Doch nicht gegen ihn, sondern gegen Voldemort.

Ich verstand nur noch Bahnhof.

Unser Schulleiter hatte vor, mit dem Stab zu sterben, als der letzte wahre Herr.
Doch Draco Malfoy sollte ihn entwaffnet haben, und ohne, dass er eine leise Ahnung hatte, der Herr des Stabes gewesen sein.
Bis Harry wiederum Malfoy besiegt hatte.

Ungläublich schüttelte ich den Kopf.

Das wahr doch alles nur eine Theorie.
Was wenn es Harry sich irrte?
Das wäre sein Todesurteil.

Eine rotgoldene Glut ergoss sich plötzlich über den verzauberten Himmel über uns, als der Rand der gließenden Sonne am Sims des nächsten Fensters auftauchte.
Das Licht traf die Gesichter der Duellanten gleichzeitig.
Man hörte die hohe Stimme kreischen, welche jedoch im nächsten Moment durch einen Hoffnungsschrei, so schien es, übertönt wurde.

"𝘈𝘷𝘢𝘥𝘢 𝘒𝘦𝘥𝘢𝘷𝘳𝘢"
"𝘌𝘹𝘱𝘦𝘭𝘭𝘪𝘢𝘳𝘮𝘶𝘴"

Der Knall war wie ein Kanonenschlag, und die goldene Flammen, die zwischen ihnen in der leeren Mitte des Kreises aufloderten, den sie beschritten hatten, kennzeichnet die Stelle, wo die Zauber zusammenstießen.

Der grüne Strahl Voldemorts traf auf den roten von Harry.

Ich verstärkte meinen Händedruck, nicht sicher ob ich wissen wollte, was als nächstes passierte.

Plötzlich sah man den Elderstab in die Höhe fliegen, dunkel gegen den Sonnenaufgang sah man ihn quer über die verzauberte Decke trudeln.
Harry fing den Stab mit der unfehlbaren Sicherheit eines Suchers in seiner freien Hand auf, während Voldemort mit ausgebreiteten Armen nach hinten fiel und die schlitzartigen Pupillen seiner roten Augen sich nach oben drehten.

Tom Riddle schlug mit banaler Endgültigkeit auf dem Boden auf, mit schwachem und zusammengeschrumpften Körper und leeren weißen Händen, das schlangenartige Gesicht ausdruckslos und unwissend.
Voldemort war tot, getötet von seinem eigenen zurückprallenden Fluch, und Harry stand mit zwei Zauberstäben in der Hand da und starrte hinunter auf die Hülle unseres toten Feindes.

Eine zittrige Sekunde lang herrschte Stille, blieb der Schrecken dieses Augenblicks in der Schwebe.
Dann brach der Tumult los.

Erleichtert ließ ich die Hände meiner Brüder los und blickte mich um.
Harry wurde bedrängt von all den Überlebenden.
Von all den Kämpfenden.

Charlie lachte, als er mich vom Boden riss und hoch hob. Ich schlang meine Beine um seine Mitte und vergrub mein schwaches Lächeln in seinem Nacken.

Die Sonne ging stetig über Hogwarts auf, und die große Halle glühte vor Leben und Licht.
Man hörte die glücklichen Stimmen wiedervereinert Familien, die Jubelschreie, die Freudentränen.
Alles durcheinander.

Ich versuchte mich zu Freuen. Ich versuchte mich wirklich zu freuen, glücklich zu sein, doch es gelang mir nicht wirklich.

Leise stahl ich mich aus der Halle, als ich die Freude nicht mehr ertragen konnte.
Schritt für Schritt lief ich die Mamortreppe hinunter, die ich einst so aufgeregt bestiegen hatte.
Jeder Fußtritt musste sorgfältig überdacht werden, um nicht über Trümmer zu stolpern oder auf Blutflecken auszurutschen.

Müde und erschöpft erreichte ich eine Brücke.
Das Geländer war zur Hälfte eingestürzt und in der Mitte klaffte ein riesiges Loch.

Langsam ließ ich mich auf dem sonnenbestrahlten Holz nieder und streckte meine Füße dem Abgrund entgegen.
Der Verlust von Tonks, Remus und Fred versetzte mir mit jedem Atemzug einen Stich, wie eine körperliche Wunde.

Ich vermisste ihn unglaublich.
Mein Blick richtete sich auf die Weite Landschaft, von welcher Hogwarts umgeben war.
Die Berge, der See, alles war in ein wunderschönes orange getaucht.

Ich rieb mir meinen schmerzenden Kopf und versuchte die letzten Stunden zu realisieren.
Die Erleichterung, die ich verspüren wollte, erreichte mein Herz nicht.

Wie so oft an diesem Abend rannen mir lautlos Tränen über die Wangen.
Ich schniefte leise und bließ mir eine Sträne aus dem Gesicht.
Ich fühlte mich alleine.
Langsam begann ich den Dreck von meiner Hose zu streichen, entfernte mit etwas Wasser aus meinem Stab, das klebrige Blut von meinem Pullover.
Dann lehnte ich mich müde an ein Stück Geländer, und ließ die Morgenröte mein Gesicht mit geschlossenen Augen berühren.

dear freddieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt